„Ich dachte, dem muss ich Valium geben“

Sepp Maier über seinen Abschied vom FC Bayern, Oliver Kahns Wutausbrüche auf dem Golfplatz und wann der Titan zum HB-Männchen wird.
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"Er hat schon ab und an geflucht über meine Übungen, mit denen ich ihn gequält habe", sagt Sepp Maier über das gemeinsame Training mit Kahn.
Bongarts/Getty Images "Er hat schon ab und an geflucht über meine Übungen, mit denen ich ihn gequält habe", sagt Sepp Maier über das gemeinsame Training mit Kahn.

Sepp Maier über seinen Abschied vom FC Bayern, Oliver Kahns Wutausbrüche auf dem Golfplatz und wann der Titan zum HB-Männchen wird.

AZ: Herr Maier, Oliver Kahn macht Schluss. Aber niemand redet davon, dass Sie als sein Torwarttrainer mit dem letzten Spiel am Samstag nun auch aufhören. Was schmerzt mehr: Kahns Abschied oder Ihr Abgang durch die Hintertür?

SEPP MAIER : Ach mei, mein Abschied – was soll ich sagen? Irgendwann ist eben alles vorbei. Der FC Bayern war mein Leben, seit 49 Jahren. Als Jugendlicher kam ich mit 15 Jahren in die Jugend, mit 35 habe ich meine Profikarriere beendet. Dann war ich 22 Jahre Trainer. Aber Wehmut kommt deshalb bei mir nicht auf, eher wenn ich an den Olli denke.

Erklären Sie mal, bitte.

Es ist ein komisches Gefühl, dass er jetzt aufhört. Was seine Leistung und seine Fitness angeht, hätte er locker noch zwei oder sogar drei Jahre weitermachen können. Für den FC Bayern und die Liga ist das ein riesiger Verlust. Wenn Olli gespielt hat, hat sich immer was gerührt. Nun wird die Bundesliga eben noch langweiliger.

Beschenken Sie sich zum Abschied gegenseitig – nach all den gemeinsamen Jahren?

Ach, was. Das brauchen wir nicht. Für mich war es ein Geschenk, ihn trainieren zu dürfen. Er hat schon ab und an geflucht über meine Übungen, mit denen ich ihn gequält habe (lacht). Aber das hat alles sein müssen, dass er zu dem geworden ist was er ist.

Was auch Ihr Verdienst ist.

Danke. Zu 20 Prozent würde ich sagen. Höchstens. Aber es gibt eine Sache, da ist mir der Olli richtig dankbar.

So? Was denn?

Ich habe ihn zum Golfen gebracht, damals 1996, am Rande der EM in England. Er hat mal zu mir gesagt: „Sepp, du hast mich infiziert.“

Kahn als absoluter Anfänger, ein nettes Bild. Wie war’s?

Ich fand’s lustig. Er hat den Platz manchmal laut fluchend verlassen, den Schläger weggeschmissen. Wie ein HB-Männchen ist er herumgesprungen. Meine Güte! Ich dachte, dem muss ich vor jeder Runde fünf Valium-Tabletten geben. Das Problem war: Wir waren in England, dort wird ohnehin viel Wert auf Etikette gelegt, erst recht beim Golf! Die anderen haben sich gedacht: Wie führt der sich denn auf?

Konnten Sie ihn beruhigen?

Ja, ich habe ihm beigebracht, dass du dich beim Golfen nie ärgern darfst, das raubt dir die Konzentration für den nächsten Schlag. Golf ist der perfekte Ausgleichssport zum Fußball. Aber da konnte er eben niemanden beim Kragen packen oder ins Ohrwaschl beißen. Du musst den Frust in dich reinfressen und dann besiegen.

Nun ist das Golf-Trio der Bayern Geschichte. Kahn, Torwarttrainer Bernd Dreher, der gekündigt hat, und Sie.

Selbst in Trainingspausen haben wir übers Golfen gesprochen. Über die neuesten Schläger, über Techniken, über Turniere, über Profis. Wenn wir die Köpfe zusammengesteckt haben, tuschelte der Rest: Schaut, die drei Verrückten!

Wer besiegt wen, wenn Sie jetzt auf eine Runde gehen?

Er hat Handicap 9,2. Ich momentan 5,6. Er hat mich aber schon mal bezwungen, wenn ich nicht gut drauf war. Das wird wohl noch öfter der Fall sein, denn wenn der Olli etwas macht, dann möchte er es bis zur Perfektion machen. Vielleicht meldet er ja jetzt für die Senioren-Tour und tritt später gegen Bernhard Langer an.

Interview: Patrick Strasser

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