„Ich bin total frustriert“

Rekordnationalspielern Birgit Prinz muss ihre große Karriere auf der Ersatzbank beenden
Frank Hellmann |
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Wolfsburg - Es ist vermutlich unvermeidlich gewesen, der nach Triumphen oder Tragödien lechzenden deutschen Fußball-Öffentlichkeit am Samstagabend auch noch solch ein Banner zu präsentieren. Irgendjemand aus der eifrigen DFB-Helferschar hat die Banderole herbeigeschafft, und die bis dahin etwas untätigen Torhüterinnen Ursula Holl und Almuth Schult nahmen sich der heroischen Aufgabe an, das Spruchband zu entrollen. „Ein Team – ein Traum – Millionen Fans – Danke!" stand drauf – und als sich kurz vor Mitternacht eine tapfere Mannschaft damit herumschleppte, ging auch Birgit Prinz mit. Ganz hinten, die Stutzen herunter gerollt, den Kopf gesenkt.

Sie, die eigentlich davon geträumt hat, mit der WM-Trophäe inmitten eines Konfettiregens in ihrer Heimatstadt Frankfurt aus dem Nationalteam zu scheiden, schlurfte nun als unbeachtete Randfigur in einem Trauermarsch in der Wolfsburger Arena hinterher. Ein größerer Kontrast geht nicht, und das machte es auch für eine schlaue Sportlerin mit abgeschlossenem Psychologie-Studium nicht leicht, die Fassung zu bewahren. Ihr erstes Statement ging so: „Ich bin total frustriert.“

Zweimal blieb die 33-Jährige im Begegnungsbereich mit den Berichterstattern stehen und gab sich keine Mühe, die Fassung zu bewahren. Auf die Frage, ob die Rekordnationalspielerin nach 214 Länderspielen (mit 128 Toren), davon 24 WM-Partien (und 14 Tore), ihre internationale Karriere auf der Bank beendet habe, giftete die ehemalige Weltfußballerin: „Es wird so sein.“

Indirekt sprach sie von einem Vertrauensbruch mit Trainerin Silvia Neid, dass sie in einem WM-Viertelfinale nicht mal gut genug war, eingewechselt zu werden. „Es gab keine Kommunikation. Ich war fit und ich war bereit. In meinen Augen war es der Plan, der Mannschaft zu helfen – es war aber kein Plan in den Augen der Trainerin.“ Eine Breitseite gegen Neid, die eine albtraumhafte Vorstellung der Vollblutfußballerin hat Wirklichkeit werden lassen. Die Bundestrainerin räumte ein, ihr täte es leid, „aber so ist es, und das ist kein schöner Abgang. Aber das geht ja nicht nur Birgit so, es geht ja auch Ariane Hingst so, die ihre Karriere beendet".

Dabei ist dieser Vergleich nicht statthaft, weil ihre Vereinskameradin mit dem Wissen zur WM gereist war, eine Nebenrolle zu spielen. Birgit Prinz aber sollte, so hatte es auch Neid oft betont, eine Hauptfigur werden. Über die Fortsetzung der Karriere in Frankfurt („Das ist nicht der richtige Abend für solche Gedanken“) wollte Brigit Prinz genauso wenig fabulieren wie über die Möglichkeit eines vom DFB angebotenen Abschiedsspiels: „Derzeit kann ich mir das nicht vorstellen.“

Das scheint jemand im Inneren verletzt zu sein. So tief wie auch Michael Ballack? Es hat den Anschein, als plage den Verband gerade ein geschlechterübergreifendes Problem, Führungsspielern einen würdevollen Abschied zu ermöglichen.

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