„Ich bin hart geworden“

Andrea Petkovic (22), deutscher Tennis-Star mit serbischen Wurzeln, steht als einzige DTB-Spielerin im Achtelfinale der US Open. Hier spricht sie über ihr Intellektuellen-Image – und Sarrazins Thesen.
AZ: Frau Petkovic, Sie haben lange mit sich gerungen, ob Sie Profitennis spielen sollen. Nun scheint es, als hätten Sie alles richtig gemacht.
ANDREA PETKOVIC: Es klingt ein wenig pathetisch: Aber Tennis hat sogar einen stärkeren Menschen aus mir gemacht. Früher war ich doch ziemlich verschüchtert. Ich bin nicht mehr das Weichei, für das ich mich früher hielt.
Hat Ihnen das auch geholfen, knifflige Matchsituationen zu überstehen?
Ganz sicher. Ich bin ganz schön hart und clever geworden, auch weil ich durch tiefe Frusttäler marschierte.
Sie gelten ja als Tennis-Intellektuelle, eine Einser-Abiturientin und Politikstudentin.
Mit dem Begriff verbinden die meisten Leute jemanden, der professoral hinter einer Denkerbrille dauernd dabei ist, die Welt zu erklären. So bin ich ja überhaupt nicht. Ich bin ein positiver, lebenslustiger Typ, der manchmal gut Tennis spielt.
Sie haben bisher keinen Manager. Warum eigentlich?
Weil ich meine Freiheit behalten will. Wenn es um Deals geht, nehme ich professionelle Hilfe in Anspruch, berate mich mit meinem Vater.
Fühlen Sie sich als Deutsche oder als Serbin?
Ich bin eine Deutsche mit einem serbischen Herz. Ich hab’ dieses Temperament, diese Extrovertiertheit, die viele aus dem Heimatland meiner Eltern charakterisiert. Aber ich denke und fühle sehr deutsch. Und bin auch so korrekt.
Sie haben einmal in der Hessischen Staatskanzlei bei Roland Koch hospitiert. Hat Sie dessen Abgang überrascht?
Ziemlich. Ich hab’ Schwierigkeiten, ihm das Argument abzunehmen, er wolle noch mal was anderes machen. Bei so einem Machtpolitiker. Da muss ich ihn ziemlich falsch eingeschätzt haben.
Noch ein Politiker sorgt daheim für Schlagzeilen, der Bundesbanker Thilo Sarrazin. Wie bewerten Sie, ein Kind von Einwanderern, seine Thesen?
Dazu nur soviel: Meine Eltern steckten mich ohne Deutschkenntnisse in den Kindergarten. Anfangs hatte ich null Freunde, weil ich noch kein Deutsch konnte. Das änderte sich, als ich die Sprache sprach. Ohne Deutschkenntnisse hätte das Leben in Deutschland keinen Sinn für mich. Wir haben in Deutschland auch so eine Mentalität, lieb zu sein und totale Toleranz zu zeigen Das ist falsch. Man muss Integration erzwingen, bei Menschen, die von sich aus nicht offen sind.
Sind Sie mit der Politik in Deutschland ganz allgemein zufrieden?
Wenn ich sehe, was anderswo läuft, leben wir im Paradies. Mich stört nur, dass jeder Politiker am Anfang sagt, was er alles verändern will. Und nach drei, vier Jahren hat er seine Stromlinienform angenommen. Mich ärgert, dass die Politik die Leute so verformt.
Interview: Jörg Allmeroth