„Hütten gehören zur Radtour“

Auch Jahre nach der Karriere als Skifahrerin bekommt Martina Ertl nicht genug vom Sport – besonders gerne tourt sie daheim in Lenggries.
von  Julian Reusch
Martina Ertl hat ihre erfolgreiche Karriere als Ski-Profi 2006 beendet. Der Bewegungsdrang ist allerdings geblieben.
Martina Ertl hat ihre erfolgreiche Karriere als Ski-Profi 2006 beendet. Der Bewegungsdrang ist allerdings geblieben. © ho

Auch Jahre nach der Karriere als Skifahrerin bekommt Martina Ertl nicht genug vom Sport – besonders gerne tourt sie daheim in Lenggries.

AZ: Frau Ertl, der Winter war lang und kalt. Doch jetzt ist endlich der Sommer da: Mit richtig warmen Temperaturen, die Sonne scheint. Oder ist Ihnen das als frühere Skifahrerin gar nicht so recht?

MARTINA ERTL: Oh doch! Sogar sehr. Das Skifahren ist und bleibt zwar meine große Leidenschaft. Und ich bin auch viel gefahren, habe den Schnee in vollen Zügen genossen – zuletzt mit der gesamten Familie während unseres Skiurlaubs über Ostern in Saalbach-Hinterglemm. Aber jetzt bin ich froh, dass das weiße Pulver weg ist, die Wiesen blühen, und ich einfach nur in T-Shirt und kurzer Hose draußen Sport treiben kann.

In den Bergen rund um Lenggries?

Genau. Meine Heimat ist da ein echtes Paradies, was Natur und Sport angeht.

Wie halten Sie sich fit?

Sport und Bewegung sind für mich sehr wichtig. 2006 habe ich ja meine Karriere als Skirennläuferin beendet…

…mit insgesamt 430 gefahrenen Weltcuprennen halten Sie immer noch den Rekord.

Ja, das war eine tolle Zeit. Und ich bin im Winter auch immer noch für die ARD bei alpinen Weltcup-Veranstaltungen als Expertin im Einsatz, mache da Kamerafahrten, rase die Rennpisten herunter. Aber nicht nur dafür achte ich auf meine Fitness. Sport und Bewegung sind für mich so etwas wie ein Grundbedürfnis, um meinen Körper, meinen Geist und meine Seele frisch und munter zu halten.

Daran haben auch Ihre Kinder nichts geändert?

Nein. Zehn Tage nach der Geburt saß ich bereits wieder auf dem Bike. Meine Tochter Romy wird im Juli sechs Jahre alt, mein Sohn Luis vier. Und gerade jetzt, wo die beiden in den Kindergarten gehen, genieße ich die freien Vormittage, gehe Joggen und Radeln. Außerdem haben mein Mann und ich ja noch ein Geschäft in München für maßgefertigte Ski- und individualisierte Sportschuhe. Da arbeite ich zwei Mal in der Woche. Unsere Kinder sind dann bei der Oma und spielen auf dem Bauernhof.

Dann sind Sie nicht nur Mama und Hausfrau?

Das bin ich sehr gerne, aber nicht ausschließlich. Für Specialized (Fahrradhersteller aus den USA - Anm. d. Redaktion) bin ich noch als Markenbotschafterin unterwegs, bringe da meine sportlichen Erfahrungen mit ein. Das macht viel Spaß. Zumal Lenggries wirklich perfekt zum Radeln ist – ein Traum! Sowohl mit Mountainbike als auch mit Rennrad. Rund um den Sylvensteinspeicher gibt es schöne und anspruchsvolle Touren.

Und für Ihre Kinder?

Da machen Bergetappen natürlich keinen Sinn. Aber hier im Voralpenland gibt es ebenso sehr angenehme und entspannte Touren für Familien. Romy hat gerade ein neues Rad mit Gangschaltung bekommen. Luis fährt mittlerweile ohne Stützräder und kommt ganz gut mit. Sonst sitzt er auf dem Nachläufer.

Nachläufer?

Der Nachläufer ist wie ein Kinderbike ohne Vorderreifen, das man am eigenen Rad wie einen Anhänger befestigt. So können die Kleineren auch mitstrampeln und sitzen nicht nur im Anhänger herum.

Wo radeln Sie dann lang?

Der Höhenweg am Isartal von Lenggries Richtung Bad Tölz ist schön, überwiegend asphaltiert und hat keine großen Steigungen. Eine tolle Tour geht auch vom Hirschbachsattel über die Aueralm bis ins Steinbachtal. Oder vom Röhrlmoos bis zur Tegernseerhütte. Da muss man die letzten Meter zwar absteigen und laufen. Aber der Blick über den Achensee und die Berge entschädigt für alles. Zumal man sich in den Berghütten bestens für den Rückweg stärken kann. Das ist natürlich sehr wichtig.

Sonst gibt es Beschwerden von Romy und Luis?

Von meinen Kindern und meinem Mann. Eine Hütte muss bei jeder Radtour dabei sein, sonst gibt es Protest. Wir wollen ja auch keine Rennen durch die Berge veranstalten, sondern ganz gemütlich die Natur erleben und genießen. Oft halten meine Kinder auch an und wollen sich am Wegesrand etwas anschauen. Wenn man sich da keine Zeit nimmt und den Kindern keine Zeit gibt, geht der Spaß verloren.

Packt Sie auf dem Rad noch der sportliche Ehrgeiz?

Nicht, wenn wir mit den Kindern unterwegs sind. Aber wenn ich mit meinem Mann, der als Triathlet aktiv war, alleine losradele, kommt bei mir der Wettkampfgedanke wieder zum Vorschein. Doch da habe ich kaum Chancen.
 

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