Huck über Huck: "Ein toller Krieger mit Köpfchen"

Huck lobt sich nach seinem Sieg über Saglam überschwänglich. Die Experten sind skeptisch.
von  Matthias Kerber
"Ich will die Weltspitze dominieren", verkündet Marco Huck (l.) nach seinem Sieg über den 41-jährigen Schichtarbeiter Yakup Saglam.
"Ich will die Weltspitze dominieren", verkündet Marco Huck (l.) nach seinem Sieg über den 41-jährigen Schichtarbeiter Yakup Saglam. © dpa

München - Neue Gewichtsklasse, neue Lust - alter Huck. Der langjährige Cruisergewichtsweltmeister Marco Huck, der keine Lust mehr hatte, sich in das Gewichtslimit runter zu hungern, ist nun nicht mehr nur ein harter, sondern eben auch ein schwerer Junge. Der 33-Jährige präsentierte sich bei seinem Comeback bei Petkos Fight Night in Unterschleißheim nach seinen beiden Niederlagen gegen Mairis Briedis (Lettland) und Alexander Usyk (Ukraine) im Jahre 2017 nun also endgültig als Schwergewichtler.

Mit altbekannten Stärken - und Schwächen. Die Explosivität, die überfallartigen Angriffe, den Kampfeswillen hat Huck, der zugegeben hat, zwischenzeitlich die Lust am Boxen verloren zu haben, auch im Schwergewicht nicht eingebüßt. Sein Gegner, der 41-jährige Yakup Saglam, der als Fräser im Schichtdienst arbeitet, hatte Huck nicht viel entgegenzusetzen. Nach 26 Sekunden der vierten Runde hatte Saglams Manager Detlef Loritz genug gesehen, er warf das Handtuch. Doch in seiner ungestümen Art ist Huck auch offen für Gegentreffer. Finten, Finesse sind weiterhin Mangelware. Auch daran hat sich nichts geändert.

Auch wenn Huck das ganz anders sieht. Und so lobte er sich nach dem Auftritt ausgiebig selbst: "Man sieht, dass ich nichts verlernt habe und ein toller Krieger bin", sagte Huck und attestierte sich sogar "eine sehr schöne, kluge, boxerische Finesse. Ich boxe jetzt mit Köpfchen, nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand. Das war eine Zwischenstation. Mein Ziel ist es, die Weltspitze zu dominieren."

"In der Weltspitze hat er nichts zu suchen"

Angesichts dieser (über-)mutigen Selbsteinschätzung von Huck kamen die einstigen Box-Stars Graciano Rocchigiani und Axel Schulz, die beide für den übertragenden Sender Sport1 als Experten arbeiten, aus dem ungläubigen Staunen nicht mehr raus. "Im Schwergewicht hat er in der Weltspitze keine Chance. Da hat er auch nichts zu suchen. Die sind alle zu stark, ein bisschen schwerer, größer, schlagen härter. Auch boxerisch kann er nicht mithalten", sagte Ex-Weltmeister Rocchigiani, "Huck sollte zurück ins Cruisergewicht gehen, da gehört er hin. Dafür muss er halt wieder hart trainieren, damit er das Gewicht bringt."

So sieht es auch Schulz, der Huck nicht einmal in der Nähe der Top-Five des Schwergewichts sieht. Dort stehen echte, gewachsene Schwergewichtler wie der Engländer Anthony Joshua, Weltmeister der Verbände WBA, IBF und WBO, oder WBC-Champion Deontay Wilder (USA). Oder Ex-Weltmeister Tyson Fury, der nach überstandenen Depressionen jetzt wieder im Ring steht.

"Das sind andere Kaliber, die sind 15 Zentimeter größer, über zehn Kilo schwerer. Da hat Huck keine Chance. Keine", sagte Schulz: "Er kann im Schwergewicht boxen, aber nicht gegen diese Jungs."

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