Hope Solos Herz gebrochen

Hope Solo wird zur besten Torfrau gekürt – was die Niederlage nur noch schlimmer macht.
von  Frank Hellmann
Schöne Hope Solo: So trauert die Amerikanerin nach dem verlorenem Finale gegen Japan
Schöne Hope Solo: So trauert die Amerikanerin nach dem verlorenem Finale gegen Japan © dpa

Frankfurt - Es gibt Momente, da fühlt sich der Mensch einfach fehl am Platze. Möchte verschwinden, fliehen, untertauchen; aber nicht dort sein, wo aus großen Lautsprechern ohrenbetäubende Musik gespielt und aus Kanonen goldfarbene Girlanden vom Himmel gepustet werden.

Aber Hope Amelia Solo fand unten kein Loch im Rasen und oben fiel der Blick nur auf das geschlossene Dach der Frankfurter Arena, in der gerade die Siegerehrung dieser WM zelebriert wurde. Es war 23.42 Uhr, als die amerikanische Torfrau, die zuvor mit schwerem Schritt und großer Überwindung die Preise als beste Torhüterin und drittbeste Spielerin des Turniers abgeholt hatte, hinter ihr Team schritt. Das ist eigentlich die gewohnte Position jener Promisportlerin, der fälschlicherweise oft eine spirituelle Veranlagung angedichtet wird, nur weil sie gesagt hat, sie spiele aus Gründen, „die größer sind als das Spiel selbst“.

Aber wer ihre Vita kennt, ihre Gespräche verfolgt und ihren Ehrgeiz auf dem Trainingsplatz sieht, der verstand, warum Hope Solo zum ersten Male seit ihrer einstigen Verbannung aus dem Nationalteam 2007 wieder eine große Distanz zu ihren Kolleginnen spürte. „Es war hart, diese individuellen Auszeichnungen entgegenzunehmen. Ich habe mich überhaupt nicht mehr wohlgefühlt da draußen“, gestand sie mit tränenerstickter Stimme. Die 29-Jährige antwortete tapfer, aber dass sie erst nach allen anderen mit halboffener Tasche, aus der die Haarbürste beinahe herausfiel, in die Mixed Zone gekommen war, verriet viel über ihren zerrissenen Gemütszustand. Und ein Satz sagt alles: „Es hat mir an diesem Abend das Herz gebrochen.“

Hope Solo ist als eine der schönsten und interessantesten Figuren nach Deutschland gekommen, und doch ist sie gegangen als eine der bemitleidenswertesten Darstellerinnen. „Wir waren immer so gut im Elfmeterschießen, aber diese japanische Auswahl hat um viel mehr als nur den sportlichen Erfolg gekämpft. Ich habe keine Worte…“, rätselte die Torhüterin, die bei ihrem Klub namens MagicJack in Boca Raton/Florida mit Abby Wambach zusammenspielt. Die Ausnahmetorjägerin und die Ausnahmetorhüterin im Auswahlteam soll vieles trennen, und wie zur Bestätigung spulte das Strafraumbiest bei der Trauerarbeit das Kontrastprogramm ab. Die 31-Jährige fabulierte davon, dass ein Gedanke tröstlich sei, nämlich der, „dass dieser Triumph dem japanischen Volk etwas bringt“. Der überraschende Edelmut passte nur nicht zu den Ankündigungen zuvor, sich den von „Deutschland 2003 gestohlenen Pokal“ zurückholen und sich von Japan „nie und nimmer“ stoppen lassen zu wollen.

Gut, dass dafür Pia Sundhage besser den Ton traf. Auch sie, die warmherzige Nationaltrainerin, wirkte noch nicht fähig, ihre Gedanken in Worte zu packen, deswegen beließ es die Schwedin bei einer offenen Vorhersage. „Wir haben eine Silbermedaille gewonnen. Hoffentlich können wir das in ein paar Wochen so empfinden.“

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