Hope für die WM
Die deutschen Frauen sind längst wieder zu Hause. Doch es gibt (mindestens) elf Gründe, dranzubleiben – von US-Torhüterin Solo über die schwedische Spielmacherin Selin bis zu Skurrilitäten à la Bruna.
Sie waren die Motoren des Booms – die deutschen Fußballfrauen. Doch auch nach dem bitteren Aus des Titelverteidigers geht die Frauen-WM weiter – und es gibt gute Gründe, dranzubleiben. Die AZ nennt elf davon:
1. Hope Amelia Solo: Die beste Torfrau der Welt – und die schönste. Hält die Bälle trotz schmerzender Schulter, schießt den Ball beim Drop-kick-Abschlag weiter als einst Oliver Kahn. Und hat noch mehr erlebt als der Titan. Vater Vietnam-Veteran, der traumatisiert die Familie verließ und alleine im Wald lebte. Sie besuchte ihn am Lagerfeuer, er starb kurz vor der WM 2007. Sie verlor vor dem Halbfinale damals ihren Stammplatz, überwarf sich mit dem Team. Nun steht Hope Solo im Halbfinale gegen Frankreich und ist die Heldin 2011. Reif für Hollywood.
2. Bruno Bini: Der Coach steht mit Frankreich im Halbfinale – und ist einer der witzigsten Trainer der Welt. Der Franzose hat einen besseren Humor als jeder Engländer. Hat die Deutschen nur veräppelt, verlor in der Vorrunde und ging so im Viertelfinale den starken Japanerinnen aus dem Weg.
3. Lotta Schelin: Die schönste Spielmacherin der Welt. Die große, schlanke Frau (1,78 Meter) verzückt nicht nur die skandinavischen Fans. Kann mit dem Ball gut umgehen – und macht auch vor der Kamera eine gute Figur. Nur ab und an wird sie von Migräne geplagt. Hoffentlich nicht im Halbfinale gegen Japan.
4. Homare Sawa: Die höflichste Frau der Welt. Schon zweimal zum „Player of the match“ gekürt. Ihr war’s beide Male peinlich. Zog einmal erst ihre Schuhe aus, wollte sich dann – nach dem 1:0 gegen Deutschland – bei der Pressekonferenz nicht setzen, weil ihr Trikot verschwitzt war.
5. Bibiana Steinhaus: Die deutsche Schiedsrichterin kann sich Hoffnungen aufs Finale machen, da Carol Anne Chenard (Kanada) und Kirsi Heikkinen (Finnland) die Halbfinals leiten. Die 32-Jährige hat in der Vorrunde fehlerfrei gepfiffen. Wie hatte sie vor dem Turnier gesagt: „Ich will das Endspiel erleben.“ Der Traum geht wohl in Erfüllung.
6. Die Abgesandten aus der Frauen-Bundesliga: Mindestens zwei Protagonisten aus der höchsten deutschen Frauen-Spielklasse sind im Endspiel dabei – entweder die Japanerinnen Yuki Nagasato (Potsdam) oder Kozue Ando (Duisburg) oder die beiden Schwedinnen Jessica Landström und Sara Thunebro (beide Frankfurt).
7. Die Stimmung: Selbst der DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach hat sich gewundert: „Es herrscht eine total positive Grundstimmung ohne Aggressionen und ohne Sicherheitsprobleme.“
8. Die Fairness: Schwalben und Schauspieleinlagen? Rudelbildung? Fehlanzeige! Die Frauen benehmen sich auf dem Platz, und dazu zählt auch, nicht zu jammern und zu klagen und zu lamentieren.
9. Der Spaß: Die WM erschließt Fußballfans neue Horizonte. Etwa wegen einer Abwehrspielerin namens Bruna aus Äquatorialguinea, von der nicht zu erfahren ist, ob sie in Nigeria, Kamerun oder Brasilien geboren ist. Auf jeden Fall kennt sie die Regeln nicht. Nahm gegen Australien einfach mal den Ball in die Hand.
10. Die Traditionspflege: Nochmal Bruna! Nach dem Handstreich gab ihr der Trainer eine bessere Aufgabe: Gegen Brasilien Weltstar Marta auf Schritt und Tritt zu folgen. Die Verfolgungsjagd ging bis zur Außenlinie, wo sich Marta einige Tipps von ihrem Coach abholen wollte. Bruna war bei ihr. Die Zuschauer gröhlten.
11. Die Hauptstadt des Frauenfußballs: Fast zehn Millionen hat Frankfurt für Eröffnungsfeier und Fanmeile ausgegeben. Hier steigt das Finale. Der 1. FFC ist (finanziell) die beste Adresse der Frauen-Fundesliga. Klar, dass man sich als „Herz des Frauenfußballs“ begreift. Und die Männer? Die Eintracht kickt demnächst zweitklassig – gegen Aue, Paderborn oder Fürth.