Holyfield: "Ich will die Klitschkos"
Erfurt - Der große Star des Kampfabends am Samstag (22.30 Uhr, ARD live) wird nicht selber als Fighter in den Ring steigen. Die amerikanische Box-Legende Evander Holyfield, der mit seinen 48 Jahren zwar weit über seinen sportlichen Zenit hinaus ist, aber trotzdem nicht die Finger von den Boxhandschuhen lassen kann, wird als Ehrengast erwartet. Ein Ehrengast, der seine ganz eigenen Ambitionen hat, denn der Box-Opa will den Sieger des Hauptkampfs zwischen Alexander Powetkin (Russland) und Ruslan Chagaev (Usbekistan) vor seine gealterten Fäuste bekommen.
„Mein Ziel ist es, noch einmal Weltmeister zu werden. Ich hoffe, gegen den Sieger des Kampfes antreten zu können”, sagte Holyfield, der sich in seiner illustren Karriere bereits vier Mal zum Champion der schweren Jungs krönen lassen konnte. Powetkin und Chagaev kämpfen in Erfurt um den Titel des Verbandes WBA und um das Recht, um dann Superchampion Wladimir Klitschko herausfordern zu dürfen.
Weltmeister? Superchampion? Die WBA nimmt selbst in der undurchsichtigen und undurchdringbaren Welt der Boxverbände eine herausgehobene Stellung aus. Nachdem der jüngere Klitschko, eh schon Weltmeister der Verbände WBO, IBF und IBO, den WBA-Champion David Haye im Juli zwölf Runden lang vorgeführt und ihm den Gürtel abgenommen hatte, wollte sich die WBA nicht die wichtige Finanzquelle nehmen lassen, die lukrativen „sanctioning fees” – die Ausrichtungsgebühren für die WM-Kämpfe. Also wurde Klitschko kurzerhand zum Superchampion erhoben, der eigentliche WM-Titel ist also damit wieder vakant, sodass Powetkin und Chagaev nun um die WM boxen und die WBA doppelt Gebühren einstreicht.
"Für Chagaev ist es die letzte Chance"
Durch diese lächerlichen Titel-Neukreationen, diese WM-Farce, machen sich die Boxverbände zwar noch lächerlicher als sie es eh schon gerne tun. Es wird schließlich ein Weltmeister geschaffen, den keiner wirklich ernst nimmt, doch die Kontrahenten stört das nicht. „Am Samstag kommt der Moment, auf den ich so lange gewartet habe. Ich möchte mir meinen Traum vom WM-Titel erfüllen”, sagt Powetkin. Auch für Chagaev ist es der Kampf seines Lebens. Bei einer Niederlage muss der 32-Jährige seine Karriere wohl endgültig beenden. 2007 holte er sich vom Russen Nikolaj Walujew den WM-Titel, ehe er 2009 eine Lehrstunde von Wladimir Klitschko bekam. „Für Chagaev ist es die letzte Chance, und die will er unbedingt nutzen”, sagte Ex-Weltmeister Arthur Abraham, Powetkins Stallkollege.
Die Klitschkos selber nehmen den Kampfabend gelassen. WBC-Weltmeister Vitali Klitschko, der sich im „Stanglwirt” in Going auf seinen Kampf am 10. September gegen Tomasz Adamek vorbereitet, meinte zur AZ: „Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass der Kampf am Samstag ist. Ich sehe keinen klaren Favoriten. Ich wünsche beiden Glück. Meinem Bruder ist es absolut egal, wer von den beiden sein Gegner wird. Wer immer es wird, wird Wladimirs Stahlhammer zu spüren bekommen.”
Auch Holyfield träumt weiter von einem Fight gegen einen der Klitschkos. „Ich will den Sieger dieses Fights boxen und dann die Klitschkos herausfordern und besiegen, damit es wieder einen unumstrittenen Champion gibt.”
Tja, auch mit 48 kann man schon an Realitätsverlust leiden.
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