Holt Schumi seinen Spezl zu Ferrari?
Der Rekord-Weltmeister ist ein großer Förderer von Sebastian Vettel – und der hat ihn jetzt schon überholt.
MONZA Ja, man hat sich an die Vergangenheit erinnert gefühlt. Weil einem alles so bekannt vorkommt. Bei der Siegerehrung steht ein Deutscher ganz oben auf dem Podest, die deutsche Hymne ertönt, der Deutsche dirigiert mit. Dann ertönt die italienische Hymne, Tifosi rennen auf die Strecke.
So hat es sich zugetragen gestern in Monza. Nur dass der Deutsche da oben auf dem Treppchen eben nicht Michael Schumacher heißt. Sondern Sebastian Vettel. Schumis Nachfolger.
Genau so sah es auch Rekord-Weltmeister Schumacher selbst. Der Ferrari-Berater strahlte: „Ja, das hat mich schon an mich erinnert, und es war interessant, die Parallelen zu sehen.“
Dabei ist Vettel sogar schneller dran als Schumacher: 21 Jahre und 73 Tage alt war Vettel gestern. In diesem Alter fuhr Schumacher noch im Mercedes-Nachwuchsteam Sportwagen-Prototypen. Vettel aber, der erste deutsche Siegfahrer seit Schumacher, ist jetzt sogar der jüngste Formel-1-Sieger aller Zeiten. Fernando Alonso war 22 Jahre und 26 Tage alt, als er 2003 erstmals gewann.
Als Schumacher 1991 mit 23 in der Formel 1 sein Debüt feierte, war Vettel vier – und schon sein erstes kleineres Kart-Rennen gefahren. In Kerpen. Natürlich auf jener Kartbahn, auf der auch Schumacher das Rennfahren gelernt hatte. Schnell wurde Gerhard Noack, ein Kerpener Karthändler, zu Vettels Mentor. Noack besorgte dem Jungen die ersten Werbeverträge, da war Vettel sieben.
Ein paar Jahre zuvor hatte Noack schon einmal die Karriere eines Rennfahrers vorangetrieben. Noack war der erste Förderer von Michael Schumacher. Und Noack war es auch, der Schumacher irgendwann einmal aufmerksam machte auf Vettel. Schumi zeigte Vettel dann im Kart, wie man richtig bremst. Und erzählte ein paar Jahre später Gerhard Berger, damals Motorsportdirektor bei Williams-BMW, von Vettel. So beginnen Märchen.
Der Kontakt zwischen Schumacher und Vettel ist nie abgebrochen. Im Gegenteil. Immer wieder lobte Schumacher den Heppenheimer. Auch als es zu Saisonbeginn nicht so gut lief für Vettel bei Toro Rosso und er in den ersten drei Rennen ausschied, sagte Schumacher, dass Vettel bald ein ganz Großer werden würde. „Er ist einfach ein großartiger Fahrer“, wiederholte Schumacher noch einmal in Hockenheim. Gestern dann fiel Schumachers Rennfazit, trotz des enttäuschenden Abschneidens der Ferrari-Fahrer, euphorisch aus: „Was Sebastian heute vorgeführt hat, war sicherlich 1a – bei diesen Wetterumständen keine Fehler zu machen und das Rennen von Anfang an zu dominieren. In einem Auto, das nicht unbedingt dafür vorgesehen ist, Rennen zu dominieren. Das zeichnet das Ganze noch mehr aus.“
Es ist kein Geheimnis mehr, dass Schumacher Vettel, wenn es sich irgendwann ergeben könnte, am liebsten bei Ferrari unterbringen würde. Nächstes Jahr wird Vettel aber erst einmal bei Red Bull, dem Mutterteam von Toro Rosso, fahren. Bis 2010 läuft sein Vertrag beim Rennstall von Brause-Milliardär Didi Mateschitz. Wie passend, dass die Verträge von Felipe Massa und Kimi Räikkönen just 2010 auslaufen. Bald könnte sich der Kreis also schließen.
Zunächst aber hat Schumi noch etwas Anderes mit Vettel vor: „Jetzt müssen wir ihm mal das Fußballspielen beibringen.“ Damit sich die beiden noch ähnlicher werden.
Filippo Cataldo