Hoffnungsträger: Ole Bischof soll für "frischen Wind" sorgen

Köln - Vor drei Wochen wurde Ole Bischof endgültig klar, dass er wohl nicht weniger als der Hoffnungsträger der deutschen Sportpolitik ist. DOSB-Präsident Alfons Hörmann fragte den Judo-Olympiasieger von Peking, ob er denn nicht Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund werden wolle.
Bischof, der Hörmann seit gut einem Jahr kennt, hatte Mitte Oktober im Beisein der Bundeskanzlerin eine Rede für die Sporthilfe über das "Sprungbrett Zukunft" gehalten. Auch in einer großen Diskussionsrunde ein paar Tage später zur möglichen Olympiabewerbung in Deutschland schlug er sich achtbar. Hörmann war geradezu begeistert. Nun ist Bischof auserkoren, das große Sorgenkind Leistungssport in eine bessere, möglichst goldene Zukunft zu leiten. "Kein leichter Job", wie Bischof findet.
Am Samstag stellt sich der 35-Jährige bei der DOSB-Generalversammlung in Dresden zur Wahl. Einen weiteren Kandidaten gibt es bislang nicht, und es wird wohl auch keinen mehr geben. In einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern am Mittwoch hielt sich der Ex-Judoka wegen seiner noch nicht erfolgten Wahl vornehm zurück. Über konkrete Inhalte sprach er nicht, einige Andeutungen ließen dennoch aufhorchen.
"Aus den Vereinen und Verbänden tritt sehr stark hervor, dass es einen Umschwung, dass es frischen Wind braucht. Ich denke, ich kann das einbringen", sagte der diplomierte Volkswirtschaftler, der das Ehrenamt parallel zu seiner Tätigkeit beim Unternehmensberater PricewaterhouseCoopers ausüben will. Sport, so sagt er, sei "wichtig für unser Land und eine der zentralen Kräfte, um unser Land zusammenzuhalten".
So wenig konkret Bischof werden wollte und konnte, klar wurde, dass er in seinem Amt analytisch vorgehen möchte. "Wir müssen uns fragen: Wie ist der Ist-Zustand des Sports? Ist er marode, oder ist er besser als sein Ruf? Wenn wir den Ist-Zustand genau kennen, können wir entsprechend reagieren."
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Dass auch künftig im Rahmen der Spitzensportförderung weiterhin weniger erfolgreiche Verbände infrage gestellt werden könnten - wie zuletzt der Deutsche Curling-Verband -, ließen Bischofs Aussagen zumindest erahnen. "Wir müssen unsere Ziele definieren: Wollen wir Medaillen aus allen Sportarten oder möglichst viele Medaillen? Wir müssen sehen, welche Ressourcen wir zur Verfügung haben - erst dann kann man einen Weg festlegen", sagte er und sprach von einer "internationalen Tendenz", sich vermehrt auf einzelne Sportarten zu konzentrieren: "Die Frage ist, ob wir da mitgehen wollen. Vielfalt kostet nun mal auch Geld, und es ist die Frage, ob wir diese Fördertöpfe haben."
Seine mögliche Vorgängerin, Amtsinhaberin Christa Thiel, hatte zu all diesen Themen zuletzt kaum noch etwas zu sagen gehabt. Die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) hat keine Lust mehr auf ihren DOSB-Job, vor allem, weil sie der Meinung ist, dass ihr Generaldirektor Michael Vesper kaum eigenen Handlungsspielraum lässt.
Ob nun der Funktionärs-Novize Bischof an der Seite der Alpha-Tiere Hörmann und Vesper tatsächlich nachhaltigen Einfluss nehmen kann, ist fraglich. Der Ex-Judoka stellt Zweiflern die Gegenfrage: "Wer kennt den Sport so gut von innen wie jemand, der ihn komplett durchlaufen hat?" Und auf Kontroversen mit den Bossen scheint er sich zu Freude. Er habe eine hohe Frustrationsgrenze, sagt er. Als Judoka habe er auch immer wieder aufstehen müssen.
So wie auch 2008, als er bei "Schlag den Raab" eine legendäre Schlappe kassierte. Er gewann gegen den Showmaster nur die ersten beiden Spiele - danach bis zur bitteren Niederlage kein einziges mehr.