Hoffen auf Tony Martin

2009 fanden die letzten Sixdays statt. Leiter Sigi Renz möchte sich nicht ganz verabschieden
von  Abendzeitung

München - Wenn das Laub von den Bäumen fällt und die Uhr eine Stunde zurückgestellt wird, wird Sigi Renz traurig. „Ja, jetzt wäre es wieder soweit”, sagt der 73-Jährige, „in diesen Tagen wird es mir besonders schwer ums Herz. Jetzt muss ich häufiger an die schönen, alten Zeiten denken.” 27 Jahre lang war er immer Anfang November als sportlicher Leiter der Sixdays vor Ort – doch das Münchner Sechstagerennen gibt es nicht mehr.

Nach der 46. Auflage im Jahr 2009 war Schluss. Es kamen einfach nicht mehr genügend Besucher. „Das tut noch immer weh”, sagt Renz. Statt Radprofis in Steilkurven beherrschen nun Reiter auf Sand das Bild in der Olympiahalle, die „Munich Indoors” haben sich den Stammplatz des Bahnrad-Events gesichert.

„Vielleicht gibt’s ja die nächsten Jahr mal wieder etwas”, hatte Renz im vergangenen Jahr noch gehofft. Mittlerweile klingt er ernüchtert: „Das wird wohl nichts mehr. Ich habe auch in diesem Jahr keinen Kontakt mehr zum Olympiapark aufgenommen.”

Nie wieder Sixdays? Auch der ehemalige Veranstalter macht wenig Hoffnung. „Ich habe keinen Plan einer Neuauflage in der Schublade”, sagt Klaus Cyron von „S+K Marketing”. „Es war damals wirklich kein leichter Schritt, das Ende der Sixdays zu verkünden. Auch, weil wir wussten, dass es ganz schwer werden würde, die Veranstaltung wieder aufleben zu lassen. In dieser Jahreszeit ist die Olympiahalle gut belegt, da findet man keinen freien Zehn-Tages-Zeitraum, der für die Sixdays inklusive Auf- und Abbau nötig wäre.”

Die Krise des Radsports, der durch die zahlreichen Doping-Skandale viele Fans verlor, ist auch bei den anderen Sixdays-Veranstaltern spürbar. Auch in Stuttgart und Dortmund rast keiner mehr zu Partymusik durch die Steilkurven. In Zürich wird jetzt nur noch an vier Abenden gefahren, vor wenigen Tagen hat Hannover sein neu geplantes Sechstagerennen absagen müssen, weil der Chef-Organisator an schweren Depressionen erkrankt ist.
Soweit ist es bei Sigi Renz glücklicherweise noch nicht gekommen. Ihm bleibt sogar noch ein klein wenig Hoffnung, „Tony Martin könnte bei Olympia 2012 zum neuen deutschen Rad-Star werden, vielleicht können sich dann wieder mehr Menschen für den Sport begeistern."

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