Hörmann: "Wochenende zum Zungenschnalzen"
München - Alfons Hörmann hatte sein Ziel aus den Augen verloren. Irgendwann an diesem denkwürdigen Sonntag musste er in Frankfurt ankommen. Wann, das war ihm mittlerweile gleich. Es lief ja Wintersport im Fernsehen. "Da mein Bildschirm im Auto nur funktioniert, wenn der Wagen steht, habe ich bestimmt zehnmal Autobahn-Raststätten und Parkplätze angefahren", erzählte der DOSB-Präsident dem SID.
Hörmann wollte nichts verpassen. Sechs Weltcupsiege feierten deutsche Athleten alleine am Sonntag auf Schnee und Eis. Bereits am Freitag und Samstag hatten Felix Neureuther und Co. neunmal die oberste Stufe der Stockerl erklommen. "Das war ein Wochenende zum Zungeschnalzen. Die Wintersport-Athleten sind zum richtigen Zeitpunkt da - vor ihren Weltmeisterschaften", sagte Hörmann ungewohnt euphorisch. Noch vor elf Monaten lag der deutsche Wintersport am Boden.
"Die größte Katastrophe. Schulnote 6. Und eine Sportlerin, die den gesamten deutschen Sport in den Schmutz zieht": Die Analyse der Olympischen Spiele in Sotschi fiel verheerend aus - besonders bei den einstigen Medaillenschmieden Bob und Biathlon. Am Königssee und in Ruhpolding gelang ihnen nun der Befreiungsschlag. "Besonders Freude hat mich, dass die Biathleten so schnell die richtige Antwort auf die Schlagzeilen der vergangenen Wochen gegeben haben", sagte Hörmann: "Deutschland sucht den Shootingstar war wohl die meistgebrauchte Überschrift."
Simon Schempp schlüpfte mit seinem Heimsieg im Massenstart in diese Rolle, Franziska Preuß bestätigte den Aufwärtstrend im Chiemgau mit Platz zwei, auch Arnd Peiffer landete auf dem Treppchen. Die Aussichten für die WM im finnischen Kontiolahti (5. bis 15. März) waren schon deutlich schlechter. Das gilt insbesondere auch für die Bobsparte des deutschen Bob- und Schlittenverbands (BSD). In Sotschi gab es keine einzige Medaille, anschließend entbrannte ein Streit mit der Materialschmiede FES um die Gründe für das Debakel.
Am Königssee bejubelten Weltmeister Maximilian Arndt und Shootingstar Nico Walther im Viererbob den ersten Doppelsieg der Saison, Cathleen Martini triumphierte im Zweier. Auch die Weltmeisterschaften finden in Deutschland statt - vom 23. Februar bis zum 8. März in Winterberg. In Stellung gebracht hat sich vor den Titelkämpfen in Vail/Beaver Creek (2. bis 15. Januar) auch Slalom-Ass Neureuther. Trotz ständiger Probleme mit dem geschundenen Körper raste er in Wengen zum elften Weltcupsieg seiner Karriere.
"Felix hat dafür gesorgt, dass die Schweißperlen von Marcel Hirscher größer werden. Das ist das richtige Signal vor der WM", meinte Hörmann, der sich zudem über die Erfolge der Skispringer in Zakopane/Polen und Zao/Japan Freude. Wie gewohnt dominierten Kombinierer Eric Frenzel und die Rodler der "Trainingsgruppe Sonnenschein" ihre Wettkämpfe. Hörmann war nicht überrascht. Das hatten sie auch schon in Sotschi getan.
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