Hoeneß zieht für Klinsmann um
Es ist seine Welt: Seit fast drei Jahrzehnten sitzt Uli Hoeneß auf der Bank des FC Bayern. Doch mit einem neuen Stammplatz hätte der Manager "überhaupt kein Problem".
Seit 29 Jahren sitzt er da. Immer zwei Plätze vom Cheftrainer entfernt. Neben dem Assistenten, der meist zu seiner Linken sitzt. Rechts neben ihm der Vereins- oder Mannschaftsarzt und die Physiotherapeuten. Das ist sie, die Heimat des Uli Hoeneß während der Spiele des FC Bayern – die Bank. Ganz nah dran am Spielfeld, ganz nah dran an der Mannschaft. So liebt er es. Das braucht er. Bislang. Denn plötzlich ist er offenbar bereit, seinen Stammplatz aufzugeben.
Wegen Jürgen Klinsmann – falls der neue Bayern-Trainer ab Sommer den 56-Jährigen nicht auf der Bank duldet. "Ich hätte überhaupt kein Problem, nicht mehr auf der Trainer-Bank zu sitzen. Da bin ich frei von Eitelkeiten", sagte Hoeneß in "Sport-Bild" und erklärte: "Aber das sind Klinsmanns Entscheidungen."
55 Meter auf Distanz
Hoeneß überlässt es Klinsmann – und zieht für ihn um. Etwa 55 Meter beträgt die Distanz zwischen Bank- und Tribünenplatz in der Allianz Arena. Freilich musste Hoeneß auf seinen Bankplatz schon mehrmals verzichten. 1982 etwa, als er nach dem Flugzeugabsturz im Krankenhaus war, später wegen einer Magengeschichte und einmal wegen Nierensteinen. Zuletzt im Herbst 2006, als er nach einer verbalen Attacke ("Da sind mir die Sicherungen durchgebrannt") gegen den vierten Schiedsrichter in Mailand(Bayern siegte bei Inter mit 2:0) für zwei Champions-League-Partien gesperrt wurde. Und so saß Hoeneß in Lissabon und beim Rückspiel in der Arena gezwungenermaßen im zweiten Stock. Was ihm nicht schmeckte.
Tribünennachbar Franz Beckenbauer berichtete damals: "Normalerweise ist er es gewohnt, die Stollen der Spieler zu kontrollieren, aber dafür hat er von oben diesmal einen besseren Überblick. Es gibt schließlich keinen schlechteren Platz im Stadion als auf der Bank."
Bierhoff war nicht geduldet auf der Bank
Nicht für Hoeneß. Er will seinen FC Bayern hautnah spüren, den Schweiß der Stars riechen, sie nach den Partien abklatschen. Mit Klinsmann alles passé? Zu seiner Zeit als Bundestrainer duldete er DFB-Teammanager Oliver Bierhoff nicht auf der Bank. Die war dem Trainerteam, den Ersatzspielern und der medizinischen Abteilung vorbehalten – so soll Klinsmanns Bayern-Modell aussehen. Mindestens 20 Bank-Erlebnisse (und um so mehr, je weiter die Bayern im DFB-Pokal und im Uefa-Pokal kommen) hat Hoeneß in der Rückrunde noch vor sich. An der Seite von Ottmar Hitzfeld.
"Ich bin froh, wenn der Manager bei uns unten sitzt", sagte Hitzfeld der AZ, "es ist immer gut, wenn jemand aus dem Verein Nähe zeigt und bei der Mannschaft ist – auch wenn ich mit ihm während der 90 Minuten nicht allzu viel rede." Mit Klinsmann kann Hoeneß das künftig erst wieder in den Katakomben tun.
P.Strasser