Hoeneß: Warum Schweini beim FC Bayern bleibt
Noch eine Saison hat er Vertrag beim deutschen Rekordmeister. Jetzt setzt der Manager den Nationalspieler unter Druck und glaubt dennoch, dass er bleiben will: „Ja, wo soll er denn hin? Bastian ist ein Bayer!“
SAITAMA Wirklich ausgeschlafen sahen die Bayern-Stars nicht aus, als sie am Freitagvormittag am Flughafen Tokio-Narita eincheckten. Das Unternehmen „Japan – hin und zurück in 75 Stunden“ war beendet. Zeit für ein paar Neckereien blieb dennoch. Mit 4:2 hatte der FC Bayern das Testspiel gegen Partnerklub Urawa Red Diamonds am Vorabend im Saitama-Stadion gewonnen, doch der Torschütze des zweiten Treffers war unklar: Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski? Wer war es?
Das kam so: Schweinsteiger schlenzte den Ball in den Lauf zu Podolski, der versuchte, die Fußspitze dranzubekommen. Der Ball trudelte zum 2:0 ins Tor. Unberührt? Von Podolski angetickt? Schweinsteiger hätte der Treffer sehr gut getan. Schließlich kämpft er dieser Tage um einen Stammplatz unter Coach Jürgen Klinsmann. Und um einen neuen Vertrag. Der aktuelle Kontrakt des Mittelfeldspielers läuft kommenden Sommer aus. Im AZ-Interview hatte er keinerlei Tendenz erkennen lassen, was er vorhat: „Ich habe schon immer gesagt, dass für jeden Spieler ein Wechsel ins Ausland irgendwann reizvoll ist. Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, beim besten deutschen Verein zu bleiben. Beides ist möglich.“
Auch, dass der FC Bayern gar nicht mehr möchte – bei acht weiteren Mittelfeldspielern gut möglich. Doch in der Vorstandsetage ist man verärgert über den 24-Jährigen. Gerne hätte man schon vorzeitig Gespräche wegen einer Vertragsverlängerung geführt. „Wir hätten am liebsten schon im Frühjahr mit ihm vorzeitig gesprochen, aber da war er ja in einem Vakuum was seine Interessensvertretung betrifft. Er hatte ja gerade wieder einmal Hals über Kopf seinen Berater gewechselt“, sagte Manager Uli Hoeneß der AZ.
Schweinsteiger hatte sich nach Unstimmigkeiten von Uwe Ritzmann getrennt, arbeitet nun mit dem Münchner Rechtsanwalt Robert Schneider zusammen. Hoeneß: „Wenn Bastian gewollt hätte, hätten wir das auch mit ihm alleine hingekriegt.“ Was bei den so komplexen und gehaltvollen Verträgen heutzutage jedoch nicht mehr üblich ist.
Mittlerweile ist die Lage anders als im Frühjahr. Tim Borowski wurde für das offensive Mittelfeld verpflichtet. Unangenehm aufgefallen ist den Bossen, dass Schweinsteiger über die letzten beiden Jahre meist besser im Nationalteam spielte. „Bastian hat zwei Super-Spiele bei der EM gemacht. Aber er ist nun aufgerufen, diese Form auch bei Bayern zu zeigen. Und nicht zu sehr zu schwanken zwischen guten und schlechten Spielen“, sagte Hoeneß.
Der Manager setzt Schweinsteiger unter Druck: „Wir warten jetzt mal bis September, Oktober ab wie er sich in der Mannschaft etabliert.“ Wenn nicht, war’s das dann mit der Schweini-Ära bei Bayern? Oder erliegt er den Verlockungen des Auslands – schließlich hatten bereits Chelsea, Liverpool und Juventus Interesse gezeigt. „Er hat hier einen guten Vertrag – ja, wo soll er denn hin? Wohin denn? Ich glaube nicht, dass er in einer Kurzschlussreaktion irgendwo irgendeinen Vertrag unterschreibt“, meinte Hoeneß, „unsere Tür war und ist immer offen für ihn.“
Bekommt der in Kolbermoor geborene und in Oberaudorf aufgewachsene Schweinsteiger also doch einen Langzeitvertrag, ähnlich wie der gebürtige Münchner Philipp Lahm, der im Frühjahr bis 2012 verlängerte? Damit der FC Bayern bayerisch bleibt? „Bastian ist ein Bayer, ein Bayern-Spieler. Er ist bei uns groß geworden“, sagte Hoeneß, „ich bin mir sicher: Bastian will im Grunde unbedingt bleiben.“ Daheim bleiben. In Bayern. Bei Bayern.
Patrick Strasser