Hölzl: „Hoffe, dass alles besser wird“
Kathrin Hölzl feierte beim Riesenslalom im österreichischen Lienz nach zehnmonatiger Pause und einer leidvollen Krankengeschichte ihr Comeback. Für das neue Jahr hat sie nur ein Ziel: „Dass alles besser wird.“
Lienz/München - Der Ausfall war zweitrangig, auch wenn sich Kathrin Hölzl zunächst einmal maßlos ärgerte. Für die 27-Jährige war es viel wichtiger, dass sie überhaupt wieder Skifahren kann. Zehn Monate war sie wegen einer mysteriösen Stoffwechselstörung und eines genetischen Defekts ausgefallen, eine Fortsetzung der Karriere war lange Zeit unwahrscheinlich. Nun feierte Hölzl beim Riesenslalom von Lienz ihr Comeback und hat „nach einem Scheißjahr“ für 2012 nur einen Wunsch: „Ich hoffe, dass im nächsten Jahr alles besser wird.“
Für die Weltmeisterin von 2009 kann es eigentlich nur besser werden. Seit Sommer 2010 wurde sie von Rückenbeschwerden und Muskelschmerzen geplagt. Bei der WM 2011 im Februar in Garmisch-Partenkirchen stieg sie schließlich aus. Damals, sagte sie zuletzt, „ist es erst einmal darum gegangen, wieder gesund zu werden, ein normales Leben zu führen, und dass nicht jeder Tag zur Qual wird“.
An Skifahren war überhaupt nicht zu denken. Die Bischofswiesnerin hatte phasenweise derart „dramatische“ Schmerzen, „dass ich mich nicht gescheit bewegen konnte“. Hölzl überkam „Panik“, ein Leben im Rollstuhl führen zu müssen. „Ich war oft am Ende“, erzählt sie im Rückblick. Die Ärzte, die sie zunächst konsultierte, konnten ihr nicht nachhaltig helfen, bis sie schließlich bei einer Komplementärmedizinerin im mittelfränkischen Ansbach landete.
Deren Diagnose lautete: Stoffwechselstörung durch eine 2007 nicht ausgeheilte Herzmuskelentzündung. Darüber hinaus stellte sich heraus: Die 27-Jährige hat einen genetischen Defekt. Hölzl kann aufgrund des angeborenen Fehlers kaum Abwehrkräfte gegen Viren oder Bakterien aufbauen. Sie stellte die Ernährung um, ihr Körper „wurde einmal gedreht“. Es war ein langer Prozess. Erst Anfang November stand sie wieder auf Skiern und begann, intensiv an ihrer Rückkehr zu arbeiten, die in Lienz schließlich gelang – früher als zunächst geplant.
„Ich konnte es einfach nicht mehr erwarten. Ich war schon sehr aufgeregt nach einer so langen Wettkampfpause“, sagte sie. Im ersten Lauf hatte sie auf Rang 21 gelegen und danach von einer sehr schönen Fahrt gesprochen: „Das war cool. Leider ist mir am Schluss etwas die Kraft ausgegangen. Ich bin froh, dass ich wieder dabei bin.“ Sie habe sich „körperlich gesund“ gefühlt: „Das ist das Wichtigste.“ Dass sie im zweiten Lauf ausschied, war trotz des ersten Ärgers nur ein kleiner Wermustropfen.
Ihr Kopf sei einfach „leer“ gewesen, außerdem „hat die Kraft gefehlt“. Die soll nun nach und nach wieder aufgebaut werden. Druck wird es seitens des Deutschen Skiverbandes (DSV) keinen geben, wie Alpin-Direktor Wolfgang Maier verdeutlichte. „Man muss ihr nach so einer langen Pause Zeit geben“, sagte er und fügte an: „Sie kommt mit Sicherheit wieder zurück.“
Soll heißen: Hölzl, die 2009 zwei Riesentorläufe im Weltcup gewann, wird wieder zu alter Stärke finden – das ist auch ihr Anspruch. „Wenn ich wieder mitmache, dann möchte ich schon vorne mitfahren“, betonte sie. Künftig will sie aber auch besser auf den Körper hören, dem sie so viel zugemutet hat: „Wenn ich eine Pause brauche, dann mache ich eine.“