"Hölle des Nordens": Paris-Roubaix

Köln - Selbst für die hartgesottenen Radprofis ist es das Martyrium schlechthin: 258 kraftraubende Kilometer, davon über 50 auf den berühmt-berüchtigten Pflastersteinen. Auch die 109. Auflage des Frühjahrsklassikers Paris-Roubaix wird dem Peloton am Sonntag wieder das Letzte abverlangen. Die „Hölle des Nordens“ ruft, und Titelverteidiger Fabian Cancellara geht mit den besten Aussichten an den Start. Mit dem Belgier Tom Boonen, dreimal Gewinner des legendären Eintagesrennens, wird beim spektakulären Ritt durch Staub und Schlamm ebenfalls zu rechnen sein.
Cancellara akzeptiert die Rolle als Gejagter. „Ich werde wieder der Favorit sein, es werden wieder alle gegen mich fahren. Diese Bürde habe ich mir selbst auferlegt. Ich werde mir die richtige Taktik zurechtlegen müssen“, sagte der Leopard-Profi der Berner Zeitung.
Der knapp verpasste Triumph am vergangenen Sonntag bei der Flandern-Rundfahrt, als sich Vorjahressieger Cancellara im Zielsprint geschlagen geben musste und Dritter wurde, hat den Schweizer noch selbstbewusster gemacht. „Ich habe gezeigt, dass ich stark bin. Das gibt mir Kraft für die nächsten Rennen“, sagte der Zeitfahr-Olympiasieger von Peking.
25 Teams schicken in der französischen Hauptstadt ihre Fahrer an den Start, darunter sind 19 Deutsche. Neben Aufsteiger John Degenkolb (Erfurt) sind unter anderem auch Topsprinter Andre Greipel (Hürth) und Gerald Ciolek (Pulheim) dabei. Das deutsche Team NetApp schickt bei seiner ersten Teilnahme an einem WorldTour-Event neun Fahrer an den Start. „Es ist eine große Herausforderung für unseren jungen Kader. Wir werden versuchen, uns so teuer wie möglich zu verkaufen. Aber uns ist auch klar, dass wir hier die Underdogs sind“, sagte Teammanager Ralph Denk. Über 30 TV-Sender werden das Rennen in 186 Länder übertragen.
Außer Cancellara, der 2006 als erster Schweizer in Roubaix triumphierte, und Boonen sind im Australier Stuart O Grady und Frederic Guesdon aus Frankreich zwei weitere ehemalige Gewinner dabei. Sollte Boonen am Sonntag den Siegerpokal – einen Pflasterstein – bekommen, würde er die Rekordmarke egalisieren. Bislang hat lediglich sein belgischer Landsmann Roger De Vlaeminck den seit 1896 ausgetragenen Klassiker viermal gewonnen.
Einen deutschen Sieger gab es im nordfranzösischen Roubaix nahe der belgischen Grenze erst einmal. Der 1953 verstorbene Josef Fischer gewann die Premiere 1896 im Jahr der ersten Olympischen Spiele der Moderne.