Höfl-Rieschs Jugendtrainer: "Schon als Kind super ehrgeizig"

Der Slalom am Freitag wird das letzte Rennen der Olympiakarriere der Höfl-Riesch. Hier erinnert sich ihr Jugendtrainer an die Anfänge und Erfolge der Ski-Queen.
von  Matthias Kerber

Der Slalom am Freitag wird das letzte Rennen bei Olympia in der Karriere von Maria Höfl-Riesch. Hier erinnert sich ihr Jugendtrainer an die Anfänge und Erfolge von Deutschlands Ski-Queen.

Sotschi - Ski-Queen, Gold-Maria, Stehaufmadl. So ist sie, das ist sie: Maria Höfl-Riesch. Die 29-Jährige, die sich bei diesen Olympischen Spiel in Sotschi bereits mit Gold (Super-Kombi) und Silber (Super-G) schmückte, will ihre Edelmetallsammlung am Freitag im Slalom (1. Lauf: 13.45 Uhr, 2. Lauf: 17.15 Uhr) weiter vergrößern. Die Erkältung, die ihren Start im Riesenslalom verhinderte, ist weitgehend auskuriert.

"Ich will in meinem allerletzten Olympia-Rennen nochmal alles aus mir rausholen", versprach Höfl-Riesch. So, wie sie es in ihrer Karriere immer gemacht hat. Sie hat dieses spezielle Gen, das einen guten Sportler von einem Champion unterscheidet, die Fähigkeit, aus Rückschlägen stärker hervorzugehen, sich aus den Tiefen phönixgleich zu erheben. Das ist eine Qualität, die man kaum lernen kann, die man hat – oder eben nicht.

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Auf den immensen Druck, eine Medaille bei diesen Spielen zu holen, reagiert sie mit Gold in der Super-Kombination. Nachdem sie in ihrer Spezialdisziplin – der Abfahrt – enttäuschte, schlug sie halt im Super-G zu, holte Silber.

"Wie ein Rennpferd"

"Schon als Kind war Maria super ehrgeizig. Sie hat sich beim Start vorgedrängelt, war immer wie ein Rennpferd", erinnerte sich ihr erster Trainer Charly Leitner. Drei Jahre war sie alt, als sie in Leitners Trainingsgruppe kam. "Sie hätte zehn Stunden am Tag Skifahren können, die konnte man nicht bremsen", sagt Leitner, der Maria von 1990 bis 1995 als Jugendtrainer weiter formte.

"Wir waren 2004 in Miami in einem Training. Da hat sie mich angeschaut und gesagt: ’Gell Charly, du hältst mich für eine faule Sau!’ Ich hab’ nur ’Ja’ gesagt. Aber mit welcher Konsequenz sie an der Athletik gearbeitet hat, sich sogar in die Hände vom Schinderheini (Fitnesscoach Heinrich Bergmüller, d. Red.) begeben hat, von dem sogar Hermann Maier sagt, dass der ein echter Quälgeist ist – das ist grandios", sagt Leitner, "Maria hatte immer die Fähigkeit, ihre Schwächen zu erkennen, an ihnen zu arbeiten. Man hat früh gesehen, dass sie eine Große werden könnte."

Eine der Größten: 27 Weltcup-Siege feierte sie, holte drei Mal Olympisches Gold, ein Mal Silber, wurde zwei Mal Weltmeister und holte vier Mal WM-Bronze, bei Junioren-Weltmeisterschaften gab es 5x Gold, 2xSilber, 2x Bronze, sie holte den Gesamtweltcup, zwei Mal den Slalom-Weltcup, je ein Mal Super-G und Kombi-Weltcup. Höfl-Riesch ist damit Deutschlands erfolgreichste Skifahrerin – vor einer Katja Seizinger, einer Rosi Mittermaier, einer Martina Ertl, einer Hilde Gerg.

Der weibliche "Herminator"

Doch ihre Karriere bestand eben keineswegs nur aus ihren sportlichen Heldentaten, sie musste auch die tiefsten Täler durchleiden. Ihre Krankenakte hat schon Furcht einflößende Ausmaße. Am 16. Februar 2001 hat sie ihr Weltcup-Debüt gegeben, am 30. Januar 2004 gelang ihr der erste Weltcup-Sieg. Doch dann begann die lange, harte, tränenreiche Leidenszeit der Maria. Im November 2004 setze sie ein Schulterbruch außer Gefecht, im Dezember kam sie zurück, raste gleich auf Platz drei im Super-G in St. Moritz.

Doch am 12. Januar 2005 zog sich Riesch bei einem Sturz eine Karriere gefährdende Verletzung zu: Kreuzbandriss im rechten Knie. "Das war einer der großen Tiefpunkte in ihrem Leben", erinnert sich Leitner, "ich lobe nicht groß, wenn alles läuft, aber ich bin immer da, wenn einer am Boden ist. Ich habe ihr dann einen Brief geschrieben und ihr auch das Buch von Hermann Maier zur Lektüre empfohlen."

Der österreichische Ski-Hero war bei den Spielen 1998 in Nagano in der Abfahrt schwer gestürzt. Doch mit einem total geprellten Körper ("Ich war von oben bis unten grün und blau") holte er Gold in Super-G und Riesenslalom. 2001 wurde Maier auf seinem Motorrad von einem Auto angefahren. Das Bein war matsch, eine Amputation drohte, noch heute kann Maier nur unter Schmerzen gehen. Doch er kämpfte sich zurück, wurde 2005 wieder Weltmeister. "Maier ist für sie eine große Inspiration, ein bisschen ist sie wie der Herminator", sagt Leitner.

Denn das Verletzungspech blieb der Gold-Maria, die damals eher ein Pech-Marie war, treu. 2005 brach sie sich erst den Schienbeinkopf, dann die Mittelhand, und am 10. Dezember der Horrorsturz in Aspen (Kreuzbandriss, Meniskusschaden, Knorpelverletzungen und Knochenstauchung), der sie die Olympiateilnahme in Turin kostete. "Aber Maria bleibt nie am Boden, sie steht immer wieder auf", so Leitner.

Es folgten WM-Gold 2009, bei Olympia in Vancouver Doppel-Gold, es folgte der Gewinn des Gesamtweltcups, bei der Heim-WM in Garmisch trotzte sie einer schweren Grippe, holte zwei Mal Bronze, bei der WM 2013 in Schladming folgten Gold und zwei Mal Bronze. Jetzt in Sotschi, Marias letzten Spielen, Gold und Silber. Da kann man nur sagen: Mach’s noch einmal, Maria.

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