Höfl-Rieschs Eltern: "Der Enkel-Countdown läuft"
München - Am Schluss ihrer emotionalen Pressekonferenz vom Donnerstag wandte sich Maria Höfl-Riesch an ihre Eltern, Monika und Siegfried. „Danke, dass ihr den Wahnsinn mitgemacht habt“, sagte sie, meint: 14 Jahre Weltcup, viele Reisen, viel Zeit für die Tochter.
Wie so oft in ihrer Karriere waren Monika und Siegfried, genannt Sigi, auch beim Abschied ganz nah, saßen in der ersten Reihe, lauschten den Erklärungen der Tochter, der Begründung für ihren Rücktritt. Und atmeten hernach einmal tief durch.
Lob gab’s auch von oberster Stelle, Olympia-Boss Alfons Hörmann: „Ob mit Wohnmobil oder wie auch immer, die Eltern Riesch waren immer dabei“, sagte er, „wenn's vorbildliche Eltern gibt, dann die beiden Rieschs.“
Die AZ hat Monika und Siegfried Riesch, die in Garmisch-Partenkirchen eine Plastikfirma betreiben, zum Rücktritt von Deutschlands Alpin-Queen interviewt.
AZ: Liebe Rieschs, wie geht’s Ihnen nach dem Rücktritt Ihrer Tochter vom aktiven Skisport?
SIGI RIESCH: Ganz ehrlich? Befreit. Für unsere Nerven ist es Balsam. Da waren wir oft am Limit. Man steht unten und hofft, dass nix passiert. Dieses Bangen ist jetzt Gott sei Dank vorbei. Aber es ist auch ein Einschnitt ins Leben, wir waren doch stark involviert. Wir sind der Maria überall hin gefolgt, waren bei 35, 40 Rennen pro Jahr. Das ist jetzt weg.
Maria beendete ihre Karriere mit einem Sturz in Lenzerheide.
SIGI RIESCH: Das war ganz furchtbar. Komische Minuten, die wie im Film abliefen. Sie hatte die letzte Startnummer, das war ganz blöd für uns, wir haben keine Informationen bekommen. Unten lief schon fast die Siegerehrung, oben lag Maria – das fand ich pietätlos. Ich bin bloß froh, dass man ihre fürchterlichen Schmerzensschreie nur im Fernsehen und nicht bis runter bis in den Zielraum gehört hat.
MONIKA RIESCH: Das war schon sehr unglücklich von der FIS, dass man die Siegerehrung für den Abfahrtsweltcup ohne die Siegerin, ohne Maria, einfach durchgezogen hat. Auch blöd für Fenninger und Maze, die sich auf dem Podium nur betreten anschauen konnten.
War das der Moment, der Ihnen als Eltern gezeigt hat: Es reicht?
MONIKA RIESCH: Ja, das war mein erster Gedanke.
SIGI RIESCH: Irgendwie schon. Für die Maria sicher nicht sofort, aber bei uns Eltern war das deutlich zu spüren.
MONIKA RIESCH: Ich habe ihr zum Rücktritt geraten. Maria hatte natürlich im Kopf, nochmal den Gesamtweltcup zu gewinnen. Aber ich habe ihr gesagt: Maria, Du wirst jetzt 30, machst das schon seit 14 Jahren – und im Leben gibt es auch noch etwas anderes als Skifahren.
SIGI RIESCH: Gut, die Italienerin Denise Karbon hat jetzt erst mit 34 aufgehört. Aber die ist ihr ganzes Leben fast nur Riesenslalom gefahren, was sich nicht mit dem Trainingsaufwand der Maria vergleichen lässt, die vier Disziplinen hatte. Für den Slalom musste sie Schnelligkeit trainieren, für die Abfahrt Kraft. Das ist wie Sprint und Marathon zugleich. Und zu allen Weltcups kamen dann noch die Trainingsabfahrten dazu.
MONIKA RIESCH: Gesundheitlich hat sie die letzten Jahre immer mehr Probleme bekommen. Immer wieder Grippe, immer wieder Erkältungen, immer wieder Medikamente.
SIGI RIESCH: Das greift dann auch die Birne, die Psyche an. Körper und Geist haben der Maria klare Anzeichen gesendet, dass es genug ist.
Was kommt nun: Karriere nach der Karriere?
MONIKA RIESCH: Sie ist verheiratet, ihr Mann ist Geschäftsmann. Die haben bestimmt etwas in petto.
SIGI RIESCH: Ich mache mir keine Sorgen um die Maria. Sie hat bei der Modemarke ‚Bogner' ein Engagement bis 2019, ihre eigene Bekleidungslinie. Es wird das eine oder andere dazu kommen. Sie kann möglicherweise auch was in der Management-Firma ihres Mannes machen.
Und Sie hoffen auf Nachwuchs.
SIGI RIESCH: Natürlich! Der Enkel-Countdown läuft… (lacht) Aber soweit wir das wissen, wollen die beiden noch ein, zwei Jahre für sich haben.
MONIKA RIESCH: Klar wären wir eines Tages gerne Großeltern. Die Maria ist bald 30! Aber sie werden sich schon zur richtigen Zeit entscheiden.
Interview: Florian Bogner