„Hockey muss sexy sein“
Deutschlands Rekordnationalspieler Phlipp Crone über die Gold-Helden von Peking und die Chance auf einen Hockey-Boom in München.
PEKING Auch Philipp Crone genoss diesen Abend. Auf der Tribüne des olympischen Hockeystadions, mit diesem wunderbaren Blick Richtung Süden auf die nächtliche Skyline von Peking und das gewaltige Feuer auf dem Dach des Olympiastadions in fünf Kilometer Entfernung. Noch mehr aber Freude sich der Rekordnationalspieler (342 Länderspiele) über das, was unten auf dem Platz geschah, den Olympiasieg der Hockey-Männer. Der 31-jährige Münchner, der 18 Jahre lang für Rot-Weiß München spielte, 2004 in Athen Bronze gewann und nach seinem zweiten WM-Sieg 2006 seine Karriere beendete, stellte danach für die AZ die drei Münchner Protagonisten vor und die erhofften Auswirkungen des Golds von Peking. Crone über…
Max Weinhold: „Unser Torwart, zwischen Genie und Wahnsinn. Er kann ganz dumme Tore kassieren, wie es ihm auch in Peking passiert ist, aber er hat auch unglaubliche Reflexe. Wie lässig er in der ersten Halbzeit gegen Spanien einen Schuss abgewehrt hat, indem er nur mit der Schulter gezuckt hat, das war schon sehr lässig. Ein verrückter Typ, aber das musst du als Hockeytorwart auch sein, sonst ist das auch nicht zu erklären, ständig Bälle auf die Mütze zu bekommen. Bei aller Coolnessist der Max ein sehr lieber, sehr sympathischer Mensch, ein großes Kind.“
die Zeller-Brüder: „Philipp ist der schnellste Verteidiger, den ich kenne. Und er ist wohl auch der einzige Verteidiger auf der Welt, der seinen Bruder Christopher stoppen könnte. Nur spielen sie nie gegeneinander. Als Verteidiger stand Philipp natürlich in der Öffentlichkeit meist im Schatten von Christopher, weil der als Stürmer einfach die entscheidenden Tore macht. So wie jetzt im Finale, auch wenn er übers Turnier gesehen gar nicht überragend war. Die beiden sind auch ganz unterschiedliche Typen. Philipp ist ein Spaßvogel, das weiß ich noch von den Lehrgängen aus meiner aktiven Zeit. Der macht permanent Sprüche, und 80 Prozent davon sind sogar lustig. Christopher ist ganz anders. Sehr ruhig, nur wenn er einmal was sagt, dann ist das ein richtiger Brüller, dann ist das der Spruch des Lehrgangs. Das Elternhaus war für die beiden eine sehr gute Basis, ein Umfeld, wo sie schon früh gelernt haben, dass es andere und wichtigere Dinge gibt als Hockey. Dass das zwar schön ist und Spaß macht, dass man es aber auch richtig einordnen muss im Leben.“
Gold und die Folgen: „Diese Frage kommt alle zwei Jahre. Nach dem WM-Sieg 2002 und 2006, nach Olympia-Gold der Frauen 2004 und jetzt wieder. Es tut sich was, aber es könnte mehr sein. 2006 hat der Deutsche Hockeybund die Arbeit nach dem letzten Turniertag beendet. Da hat man versäumt, den Boom auszunützen. Die wahre Arbeit muss jetzt beginnen. Die Zellers müssen in möglichst allen Talkshows auftreten, die ganze Mannschaft muss Interviews geben. Hockey muss sexy sein. Jetzt ist die Goldmedaille noch warm. Das kann auch die Chance für die beiden Münchner Vereine sein, dass jetzt mehr Nachwuchs kommt. Und ich hoffe, dass es ihnen gelingt, auch wieder gestandene Spieler nach München zu holen, die dort Sport und Studium unter einen Hut bringen. Denn eine attraktivere Stadt als München kann man sich ja gar nicht vorstellen.“
Florian Kinast
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