Hitzfeld, Huaba und Hollywood

Die Verleihung des Bayerischen Sportpreises als ein unvergessener Abend: Hitzfelds Tränen auf der Leinwand, bewegende Momente mit dem gelähmten Ringer Kittner – und Ralf Möller, der Kickbox-Queen Theiss zum Film holen will.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Die Verleihung des Bayerischen Sportpreises als ein unvergessener Abend: Hitzfelds Tränen auf der Leinwand, bewegende Momente mit dem gelähmten Ringer Kittner – und Ralf Möller, der Kickbox-Queen Theiss zum Film holen will.

Die Tränen flossen diesmal nur auf der Leinwand. Als die Bilder gezeigt wurden von Ottmar Hitzfeld und seinem Abschied beim FC Bayern, im Mai in Fröttmaning. Am Montagabend in Riem war es weit weniger emotional für den Trainer, den Alt-Bayern und Neu-Schweizer, doch Hitzfeld sagte artig Dank. „Dieser Preis ist die finale Bestätigung, dass man auch als Badener in Bayern etwas erreichen kann.“

Dieser Preis, der Persönliche Preis des Ministerpräsidenten, überreicht beim alljährlichen Bayerischen Sportpreis an der Münchner Messe. Bei der Premiere von Günther Beckstein. Beim Sportpreis eins nach Stoiber. „Wer hätte gedacht, dass ich so schnell wieder in München gebraucht werde“ scherzte Hitzfeld,während sich Beckstein als PR-Manager zeigte, werbeträchtig über Bayerns Seen und Schlösser sprach. Er redete unfallfrei und vor allem, und das war die Hauptsache, wesentlich kürzer als sein Vorgänger. Becksteins Rede dauerte gefühlt so lange wie in den vergangenen Jahren an gleicher Stelle Stoibers erster Satz.

Kurz fasste sich Ralf Möller. Der Schauspieler („Gladiator“) würdigte Kickbox-Queen Christine Theiss – ausgezeichnet in der Kategorie „Hochleistungssport plus“ –,weil sie neben ihrer Karriere ihr Medizin- Studium finalisierte. „Sie ist bildhübsch und intelligent. Ich bin hier, um sie in den nächsten James Bond nach Hollywood zu holen. Oder in Gladiator II. Der wird mit ihr gemacht.“ Statt der Arztlaufbahn in München die Schauspielkarriere in Amerika?

Ein Wiedersehen mit Gottschalk

Aus den USA kam Thomas Gottschalk, zum bewegendsten Teil der Veranstaltung. Zur Ehrung von Martin Kittner. Der Ringer, der sich bei einem Kampf im Herbst 2006 die Halswirbel brach und seitdem im Rollstuhl sitzt. Kittner war 1988 bei Gottschalk in „Wetten dass“ als Kandidat, nun sahen sie sich wieder, und Gottschalk sprach einfühlsam, reflektiert, selbstkritisch. Über die „Parade der Eitelkeit“ und die „Kultur der Oberflächlichkeit“ in der Showbranche, „wo jeder glaubt, ein Star zu sein oder einer zu werden“. Über sein Leben als Entertainer, der „am liebsten um Probleme herummoderiert oder ihnen aus dem Weg geht“. Und dass „jeder Meter, den Du weiterkommst“ wichtiger sei als das Gehabe von „vermeintlichen Superstars und Lifestyle-Ikonen“.

Stehende Ovationen gab es für Kittner, der nur meinte: „Ich versuche mich, nicht unterkriegen zu lassen.“ Äußerlich war dem Ringer wenig anzumerken, doch wie tief beeindruckt Kittner war, verriet später Roland Dörfler der AZ. „Ein großer Tag für den Martin“, sagte der Jugendtrainer, der damals zu Gottschalks Sendung mitgefahren war, „er ist heute aufgeblüht, so freudig habe ich ihn lange nicht gesehen.“ Allein dafür war es der Preis schon wert. Überreicht vom Franken Gottschalk zum Franken Kittner, beim Abend des Franken Beckstein.

Für den oberbayerischen Einschlag sorgten dann noch die Huaba Buam, Alexander und Thomas Huber. Die Kletterer wurden von Kultusminister Siegfried Schneider geehrt, der wie immer die Disziplinen wagemutig mit den Geehrten selbst ausprobierte. Nach Skifahren (Martina Ertl) und Triathlon (Faris Al-Sultan) kämpfte er sich in der Kletterwand ein paar Meter aufwärts. Nächstes Jahr sucht er sich wohl einen Schachspieler als Preisträger aus.

Ein unvergessener Abend

Später standen sie alle noch an den Stehtischen zusammen, nur Martin Kittner saß im Abseits. Neben dem Notausgang, vor ihm auf der Heizung saßen Freundin Bettina Kempf und Krankenpfleger Andreas Schelzig. Sie fütterten ihn, gaben ihm zu trinken, und Kittner schaute hinaus durch die Glasscheibe Richtung Westen. Dort dämmerte es. Am Ende eines unvergessenen Abends.

Florian Kinast, Gunnar Jans

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