Hintertux: Heiß auf die „Gefrorene Wand“

Wenn die Skigebiete in die Saison starten, wird es ruhig auf dem Hintertuxer Gletscher. Dann mutiert das Ganzjahres-Skigebiet zum Winter-Geheimtipp.
von  Abendzeitung
Wird im Winter zu einem Geheimtipp: der Hintertuxer Gletscher
Wird im Winter zu einem Geheimtipp: der Hintertuxer Gletscher © Mike Schmalz

MAYRHOFEN - Wenn die Skigebiete in die Saison starten, wird es ruhig auf dem Hintertuxer Gletscher. Dann mutiert das Ganzjahres-Skigebiet zum Winter-Geheimtipp.

Mann, was haben wir für ein Glück. Gestern war hier alles grau in grau, Nebel, böiger Wind, Eiseskälte. Und heute stehen wir mit unserem Ski-Guide Anja auf der Aussichtplattform oben auf dem Hintertuxer Gletscher und machen ganz große Augen. Ein Alpenpanorama wie aus dem Bilderbuch, Gipfel an Gipfel. Bis zur Zugspitze kann man schauen. Sonnenschein, eine mittlere Gletscherbrise, um die zehn Grad minus. Außerdem, quasi als Extra-Präsent für die AZ-Skigebietstester, frischer Pulverschnee vom Feinsten.

Es ist ewig her, dass ich in Hintertux war. Damals hatte ich einfach mal Bock aufs Skifahren im Sommer gehabt. Kollege Mike, der Fotograf, war mal Stammgast dort droben in der Höhe, hat aber auch schon ein paar Skiwinter ausgesetzt mit dem Gletscherflitzen.

Entsprechend beeindruckt sind wir von der massiv ausgebauten Infrastruktur. Mit Gletscherbus 1 bis 3 geht es über die Sommerbergalm (2100 Meter) und das Tuxer Fernerhaus (2660 Meter) in komfortablen Gondeln und in wenigen Minuten vom 1500 Meter hoch gelegenen Hintertux bis rauf auf die 3250 Meter hohe Gefrorene Wand.

Die Luft ist ganz schön dünn auf 3250 Metern

Man merkt es beim Schnaufen. Die Luft ist dünn dort droben. Jetzt die Entscheidung: Was wollen wir fahren? Schlegeis, Gefrorene Wand, Olperer und Kaserer Lifte, wir probieren alles aus. Die Pisten sind bestens präpariert, Sulz hat in dieser Höhe keine Chance. Dezent mit Buckeln versehene Abfahrten wechseln sich mit plattplanierten Ski-Autobahnen ab, wer mag, kann auch nebendran den Neuschnee stauben lassen. Wie Anja, die vor ihrer Tätigkeit bei der Zillertaler Gletscherbahn auch schon eine Karriere als Profi- Skifahrerin ins Auge gefasst hatte. Und die Herren AZ-Reporter mit Leichtigkeit abhängen kann, aber immer wieder geduldig auf sie wartet . . .

Neben den drei Gondeln gibt es noch reichlich Zweier- und Dreiersessel plus Schlepplifte. Wer sich darüber wundert, dass oft zwei Sessellifte direkt nebeneinander stehen, bekommt auf die entsprechende Frage eine interessante Antwort: Die Liftstützen ruhen zum Teil auf Gletschereis. Und das wandert bekanntlich. Wenn die Stützen neu justiert werden müssen, steht ersatzweise die zweite Bahn parat.

Der Hintertuxer Gletscher ist ein gelungenes Beispiel für praktizierte Globalisierung. In der Hauptzeit in diesem Oktober, als man nur auf Gletschern trainieren konnte, waren Sportler aus 49 Nationen dort droben und bis zu 200 Mannschaften aus allen Disziplinen gleichzeitig.

Tolle Schneebedingungen, quasi keine Wartezeit

In den nächsten Wochen, wenn immer mehr Nicht-Gletscher- Skigebiete in die Saison starten, wird es ruhiger werden auf dem Hintertuxer Gletscher. Dann mutiert das Ganzjahres- Skigebiet zum Winter- Geheimtipp. Mit tollen Schneebedingungen und quasi null Wartezeit. Dafür muss man halt auf sich nehmen, dass sich die gut 160 Kilometer lange Anfahrt von München via Achensee gerade auf den letzten gut 17 Kilometern auf einer zum Teil sehr schmalen Straße doch ganz schön in die Länge zieht.

Klar: In anderen Skigebieten ist man schneller. Aber dafür hat Hintertux mit dem Natureispalast noch eine ganz besondere Attraktion zu bieten: Einen – zugegeben etwas beschwerlichen – fazinierenden Blick in die Welt des ewigen Eises, ins Innere des bis zu 120 Meter dicken Gletschers. Wer oben ist auf der Gefrorenen Wand, sollte unbedingt im Eispalast- Container eine Führung (etwa eine Stunde, 8 Euro) buchen. Eine Tasse Kaffee und ein großes Stück Kuchen in der Sommerbergalm für angemessene 4,50 Euro runden den Ausflug auf den Gletscher ab.

Wir haben zur Abreise den Gletscherbus 2 vom Tuxer Fernerhaus gewählt, nicht die Skiabfahrt. Weil, ganz im Vertrauen: Nach einigen Stunden im Schnee haben doch Teile der dafür benötigten Muskulatur deutlich auf sich aufmerksam gemacht. Es war schließlich unser erster Skiausflug der Saison.

Rudolf Huber

Alles auf einen Blick

Was: Hintertuxer Gletscher, Österreich, ganzjährig geöffnet.
Schneehöhe: 1,70 Meter
Lifte: 22 Anlagen
Abfahrten: Insgesamt 62 Kilometer Länge.
Tickets: Tageskarte für Erwachsene 40 Euro, Jugendliche 32,50 Euro, Kinder 18,50 Euro.
Geöffnet: 8.15 bis 16.30 Uhr
Snowparks: Ja, mit Halfpipe
Gastronomie: Sechs Restaurants.
Besonderheiten: Natureispalast mit Führung in die Welt des ewigen Eises.
Entfernung: 160 Kilometer Anfahrt von München via Achensee.
Infos: 00 43 /52 87 85 10, www.hintertuxergletscher. at.

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