Hilde Gerg über Riesch: „Eine wie Katja“

Hilde Gerg, die bislang letzte deutsche alpine Olympiasiegerin, vergleicht Riesch mit Seizinger. „Wie sie zurückgekommen ist, wie sie auch Niederlagen weggesteckt hat – das zeichnet sie aus“.
von  Abendzeitung
Hilde Gerg war die letzte deutsche Ski-Olympiasiegerin vor Maria Riesch.
Hilde Gerg war die letzte deutsche Ski-Olympiasiegerin vor Maria Riesch. © Minkoff/Augenklick

Hilde Gerg, die bislang letzte deutsche alpine Olympiasiegerin, vergleicht Riesch mit Seizinger. „Wie sie zurückgekommen ist, wie sie auch Niederlagen weggesteckt hat – das zeichnet sie aus“.

Frau Gerg, jetzt sind Sie einen Titel los. Niemand muss Sie mehr als bislang letzte deutsche Olympiasiegerin bei den Alpinfahrern bezeichnen. Mit Maria Riesch haben Sie nun eine Nachfolgerin, genau zwölf Jahre nach Ihrem Slalom-Triumph von Nagano.

HILDE GERG: Zwölf Jahre und einen Tag, um genau zu sein. Es ist super, dieser Tag ist wunderschön. Wie ein Traum. Dass Maria die Enttäuschung über den achten Platz in der Abfahrt so weggesteckt hat, das kann ich nur bewundern.

Jetzt ist sie eine ganz Große des Skisports.

Natürlich. Weltmeisterin und nun auch noch Olympiasiegerin — mehr geht doch nicht.

Sehen Sie denn Parallelen zu sich selbst?

Weniger zu mir, sie ist da eher eine wie Katja.

Katja Seizinger, die dreimalige Olympiasiegerin.

Ja, bei der war es auch oft so bei Großereignissen, dass der erste Wettbewerb nicht so gut gelaufen ist, und am Tag drauf kam sie dann als Olympiasiegerin zurück. Marias großes Plus ist einfach die mentale Stärke. Dass sie nach Rückschlägen so zurückkommt, dass sie es geschafft hat, nach diesen schweren Verletzungen zurückzukommen, dass sie sich nicht umwerfen hat lassen: Das zeichnet sie aus. Aber Niederlagen wegstecken und umso stärker zurückkommen, das konnte sie schon als junges Mädchen.

Kann man das lernen, oder ist das angeboren?

Man hat es, oder man hat es nicht. Und die Maria hat es, zum Glück. Die Fähigkeit, sich dann auf den Punkt genau zu konzentrieren. Das braucht ein Skifahrer nun einmal zum Erfolg. Schauen Sie sich nur diesen schweren Fehler an, den sie hier in der Kombinations-Abfahrt gemacht hat. Das kam im Fernsehen vielleicht gar nicht so sehr rüber. Aber die Maria hat sich davon nicht beirren lassen und zurückgezogen, sondern hat genau dann erst recht Gas gegeben. Das sind Marias Stärken.

Jetzt wird vermutlich viel auf sie einprasseln. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man Olympiasiegerin wird.

Sie sollte erst einmal den Moment genießen, diesen Tag, die Siegerehrung auf der Medal's Plaza. Das ist ein Höhepunkt, das vergisst du nie. Lassen wir uns überraschen, was bei ihr zu Hause los sein wird. Und wenn man an die Werbemaschinerie denkt, die jetzt los geht, das ist jetzt sicher noch eine andere Dimension als bei mir damals vor zwölf Jahren. Auch für den alpinen Skisport hat dieses Gold eine enorme Bedeutung, nachdem es bei den Spielen von Salt Lake und Turin gar nicht gut lief für uns.

Fürchten Sie, dass Maria Riesch durch den Erfolg und den Rummel um ihre Person nun den Boden unter den Füßen verlieren und abheben könnte?

Nein, ganz gewiss nicht. Sie weiß, dass sie weiter viel arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Um abzuheben, dafür ist sie viel zu bodenständig. Wir Alpinen sind da auch nicht in Gefahr. Wir Alpinen sind in den Bergen zu Hause. Da hebt man nicht ab.

Interview: Florian Kinast

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