Hier spricht Felix Lochs Freundin Lisa Ressle
AZ: Frau Ressle, Ihr Freund Felix Loch räumt seit Jahren mit fast schon beängstigender Konstanz bei allen Großereignissen Goldmedaille um Goldmedaille ab – beim Training in Sotschi lieferte er schon wieder Bestzeiten. Erklären Sie uns sein Erfolgsgeheimnis!
LISA RESSLE: Er gibt einfach immer 100 Prozent. Ich glaube nicht, dass sich die anderen Rodler so intensiv, so umfangreich mit dem Sport befassen. Er bereitet sich auf jede Fahrt so akribisch vor wie nur irgendwie möglich. Und das Bewusstsein, in der Vorbereitung für alles gesorgt und an alles gedacht zu haben, macht ihn dann im Rennen mental so stark. Psychisch ist er immer in einer Top-Verfassung. Das macht ihn fast unschlagbar.
Sogar sein Mentor Georg Hackl ist von Felix’ Genauigkeit beeindruckt.
Ja, das ist schon erstaunlich, wie viel Zeit die beiden investieren, um am Schlitten zu basteln und ihn immer noch schneller zu machen.
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Noch schneller, wenn man sowieso schon der Schnellste ist? Wie motiviert er sich da?
Also, die Siege, die Weltcups, die interessieren ihn gar nicht so. Er lebt das Rodeln, ganz einfach, das ist eine sowas von emotionale Sache für ihn. Die Vorbereitung, die Fahrt, die Herausforderung, immer wieder aufs Neue. Das liebt er.
Klingt fast nach einem Workaholic! Wie passt das mit Ihrer Beziehung zusammen?
Bei den Weltcups in Deutschland oder Österreich begleite ich ihn, nach Übersee aber nicht. Das schafft er alleine, er ist ja schon groß! (lacht)
Und daheim am Königssee? Macht er viele Überstunden?
Nein, eigentlich nicht. Er ist sehr gut organisiert und hat immer alles durchgeplant. Da muss er keine Nächte durcharbeiten, selbst kurz vor den Wettkämpfen nicht. Wenn er dann abends heimkommt, kann er sich ganz normal auf die Couch knallen und ein bisschen Fernsehen. Dann sprechen wir auch kaum noch über Rodeln. Das braucht er, diesen Ausgleich.
Was läuft dann im TV? Serien sind bei Paaren bekanntlich hoch im Kurs.
Also ganz ehrlich? Manchmal schauen wir auch mal „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ an. Aber meistens läuft Sport.
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Felix gilt als großer Bayern-Fan.
Er ist der allergrößte Bayern-Fan, den es gibt! Für seine Goldmedaille 2010 in Vancouver hat er eine Jahreskarte für die Arena geschenkt bekommen – das war das beste Geschenk für ihn überhaupt.
Sein Vater, Bundestrainer Norbert Loch, hat einmal die Qualitäten seines Sohnes als Hausmann gelobt. Zu Recht?
Der Felix ist ein Allround-Talent, im Schlitten und auch Zuhause. Na gut, Bügeln ist nicht so seine Stärke (lacht). Aber er kümmert sich zum Beispiel um den Garten und kocht auch mal was.
Zum Beispiel?
Also wenn ich’s mir genau überlege – meistens Nudeln.
Ein Profisportler braucht schließlich seine Kohlenhydrate und Energie! Überhaupt macht Felix zumeist einen positiven, fröhlichen Eindruck.
Ich kann nur sagen: Ich habe mit Felix das Glückslos gezogen! Er macht beruflich das, was er liebt und ist deswegen jeden Tag total happy. Das beflügelt natürlich auch unsere Beziehung!
Zu den Läufen am Samstag und Sonntag reisen Sie nach Sotschi – was hat Felix Ihnen bisher aus Russland berichtet?
Wir haben fünf, sechs Mal am Tag telefoniert und auch mal geskyped. Da hat er mir das schmutzige Wasser in seiner Unterkunft gezeigt. Die mussten dort drei Stunden lang das Wasser laufen lassen, bis es sauber war. Scheint alles ein bisschen spartanisch zu sein dort. Aber die Jungs kennen das. Bei einem Weltcup in Sigulda (in Lettland, d. Red.) ist es auch nicht viel anders.
Was sagt Ihr Gefühl für das Rennen? Holt Felix wieder Gold?
Könnte gut werden, ja! (lacht)
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