Hewitt freut sich übers Hendl
Auch der Tennisstar genießt den Biergarten: Warum es am Aumeister gemütlicher zugeht als bei großen Grand-Slam-Turnieren.
AZ: Ihr zweites Jahr als Turnierchef der BMW Open, Herr Kühnen. Was war anders als bei der Premiere?
PATRIK KÜHNEN: Ich kannte das Team jetzt besser, die ganzen organisatorischen Abläufe sind besser eingespielt. Es macht Spaß.
Auch wenn die deutschen Top-Leute reihenweise früh rausfliegen?
Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass ein gutes Teilnehmerfeld hier ist. Auf den Ausgang der Matches habe ich dann keinen Einfluss mehr. Dass dann mit Kohlschreiber und Kiefer gleich zwei ausscheiden, war natürlich auch für mich eine Enttäuschung.
Wer hat Sie noch enttäuscht?
Die Bryan-Brüder, dass das beste Doppel der Welt in der 1. Runde verloren hat, da musste ich tief durchatmen.
War es ein Fehler, sie zu verpflichten?
Ich würd's nochmal genauso machen. Der Tennisfan freut sich, wenn er im Vorfeld so ein gutes Teilnehmerfeld sieht. Wie sich das für den Verlauf des Turniers auswirkt, wenn das beste Doppel der Welt gleich rausfliegt, da brauchen wir nicht drüber reden.
Kurbeln Super-Namen überhaupt den Verkauf an?
Im letzten Jahr habe ich die Erfahrung gemacht, wenn das Wetter schön war, war die Anlage immer gut besucht, egal wer gespielt hat. Es gibt keine ja Garantien, dass die Superstars immer gewinnen, trotzdem sollte man auch internationale Stars präsentieren.
Wie Lleyton Hewitt. Der hat sein Soll erfüllt, oder?
Ein toller Spieler, ein toller Fighter, ein absoluter Profi, auf den man sich verlassen kann. Der kommt hier rein und sagt zuerst: Vielen Dank, dass ich hier spielen kann. Er hat keine Allüren, keine Sonderwünsche, der freut sich im Biergarten über ein Hendl und eine Radler-Maß. Total pflegeleicht, der Typ.
Und motiviert.
Hewitts Match gegen Petzschner, das war ein Highlight, das hätte zwei Sieger verdient gehabt. Da schlugen zwei Herzen in meiner Brust, für Hewitt, unsere Zugnummer, und für den Petzsche, den deutschen Spieler.
Der nach zweieinhalb Stunden knapp verloren hat.
Für Petzsche war's trotzdem ein wichtiges Match. Weil er nach Verletzungspause nun weiß, ich bin wieder fit, kann wieder mithalten.
Ihr Zukunfts-Modell für die BMW Open?
Viele deutsche Spieler gepaart mit einem Superstar wie Hewitt, diese Mischung ist das Modell der Zukunft für ein Turnier in unserer Kategorie.
Haben Sie es als Chef eines kleineren Turniers schwerer als die Kollegen der Grand Slams etwa?
Warum?
Weil zu denen alle Superstars freiwillig kommen.
So gesehen, hab’ ich’s schwerer. Aber ich mag diese familiäre Atmosphäre hier, den persönlichen Kontakt zu den Spielern. Das ist die große Stärke des Turniers. Auch die Fans kommen so nah an ihre Stars ran wie sonst nirgends.
Wie lange noch? Der Vertrag mit Hauptsponsor BMW läuft aus. Gibt's Signale?
Die Signale, so höre ich aus vielen Gesprächen, sind durchweg positiv. Ich habe ein gutes Gefühl. Allgemein wird die Veranstaltung sehr positiv aufgenommen. Wir haben mit BMW und der FWU AG in den letzten Jahren eine intensive und konstruktive Zusammenarbeit. Wir haben um das sportliche Element, das im Mittelpunkt stehen muss, gesellschaftliche Elemente eingebaut. Das kommt bei Publikum und Sponsoren gut an. Das Turnier ist ein wichtiger Bestandteil des Münchner Sports, ein Gegenpol zur Fußball-Monokultur in der Stadt. Es muss weitergehen.
Sonst würden Sie ja auch einen guten Job verlieren.
Ja mei.
Interview: Franz Meier