Herztod: Meistens in den Morgenstunden
Wolfgang Graßl ist tot. Der Ehemann von Skistar Hilde Gerg wurde nur 40 Jahre alt, er verstarb an Herzversagen. Hier erklärt ein Arzt, welche Warnsignale es gibt, wie man vorbeugt und helfen kann.
Die AZ sprach mit Sportmediziner Dr. Robert Kilger von der Atos Privatklinik in München, dem Teamarzt des Eishockey-Zweitligisten EHC München. Kilger hat die Eishockey-Profis auch vor dieser Saison kardiologisch getestet.
Was ist der plötzliche Herztod?
„Die Ursache hierfür ist meist eine koronare Herzkrankheit in Zusammenhang mit einer Überlastung des Herzens beim Sport“, sagt Kilger, „aber auch andere Stresssituationen, dazu kann auch der Straßenverkehr zählen, sind eine häufige Ursache. Tritt der Herztod bei unter 30-Jährigen auf, ist meist ein angeborener Herzfehler die Ursache.“
Wie viele Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland am plötzlichen Herztod?
Offizielle Schätzungen gehen von 100 000 bis 200000 Opfern aus. Kilger: „Doch die Dunkelziffer ist hoch. Es gibt immer wieder Fälle, in denen man nicht gleich erkennen kann, woran der Mensch gestorben ist und wo keine Obduktion zur Klärung durchgeführt wird. Der plötzliche Herztod ist nicht so selten, wie angenommen wird.“
Gibt es Warnzeichen?
„Falls es Warnsignale gibt, erkennt die der Hausarzt sofort. Wenn es sich aber wirklich um den plötzlichen Herztod handelt, gibt es keine Vorwarnungen. Die meisten Todesfälle treten in den Morgenstunden auf, wenn der Körper aus dem Ruhezustand in den Aktivzustand wechselt“, sagt Kilger, „dann werden Stresshormone ausgeschüttet, die der Körper aber noch nicht abbauen kann.“ Trotzdem sollte man immer auf spezielle Warnsignale achten. Kilger: „Wenn jemand immer wieder Herzrasen oder Herzstolperer hat oder ein Engegefühl in der Brust verspürt, sollte er das beim Arzt abklären lassen.“
Sind Sportler besonders gefährdet?
„Sport ist grundsätzlich gesund fürs Herz, man muss nur seine Grenzen beachten. Bei Leistungssportlern ist es nötig, dass das Herz entsprechend nach Karriereende abtrainiert wird“, sagt Kilger, „Herzen, die an Extrembelastungen gewohnt sind, reagieren auf plötzliche Ruhephasen, indem Muskelmasse in Fett abgebaut wird. Das führt zum verfetteten Herzen. Daher muss man bei Leistungssportlern speziell aufpassen.“
Wie sollten Rettungsmaßnahmen medizinischer Laien aussehen?
„Das Wichtigste ist: Sofort den Notruf zu wählen, da zählt jede Sekunde. Und alle wichtigen Fragen ,Wo, wie viele, was ist passiert,’ beantworten. Danach sollte man schauen, dass die Atemwege frei sind, etwa die Krawatte lockern und den Patienten in die stabile Seitenlage bringen. Spürt man keinen Puls, sollte man sofort mit der Herz-Druck-Massage beginnen, das ist wichtiger als die Beatmung. Man sollte mindestens 90 Druckstöße pro Minute machen, die Faustregel besagt: zwei Stöße pro Sekunde“, sagt Kilger. „Sollten zwei Personen anwesend sein, sollte man neben der Herzdruckmassage auch beatmen. „Da gilt der Rhythmus 30 zu zwei“, erklärt Kilger, „30 Druckstöße, dann zwei Beatmungsstöße.“
Bei der Massage sollte mit Kraft agiert werden. Kilger: „Ob eine Rippe bricht, ist für den Patienten wirklich völlig unerheblich. Wer hilft, kann nicht verklagt werden. Nur wer nicht hilft, kann verklagt werden.“
Matthias Kerber
- Themen: