Heiner Brand: Hoffen auf Hoeneß
AZ: Herr Brand, am Dienstag steigt der Handball-Supercup in München. Werden Sie vor Ort sein?
HEINER BRAND: Nein, ich habe mich ein bisschen zurückgezogen seit ich Nachwuchskoordinator beim DHB bin. Ich schaue mir nicht mehr jedes Spiel an. Ich werde mich in Zukunft eher auf die Spiele der Bundesliga konzentrieren, bei denen hoffnungsvolle Talente mitwirken.
Sie sind aber weiterhin stark eingespannt, ohne Handball geht es für Sie nicht?
Nein, ich will ja etwas bewegen. Und ich bin mittlerweile mehr unterwegs als zu meiner Zeit als Bundestrainer. Wir sind dabei, etwas für den Handball in Deutschland zu tun. Dazu möchte ich mich in allen Bereichen des Leistungssports mit einbringen. Wir haben zum Beispiel eine Eliteförderung in einigen Jahrgängen eingeführt.
Bei den Olympischen Spielen in London haben Sie aber nicht vorbeigeschaut.
Nein, ich war eigentlich den ganzen Juli über mit verschiedenen Nachwuchs-Nationalmannschaften in Österreich oder der Türkei unterwegs und habe dann einfach noch etwas Urlaub mit meiner Frau gebraucht. Ich werde mir aber alle Spiele noch anschauen. Ich bekomme noch die DVDs davon.
Sie haben auch ein wenig Wehmut geäußert, weil die deutsche Mannschaft nicht dabei war.
Ja, das stimmt. Es ist sehr schade gewesen. Für 2016 muss es natürlich wieder das Ziel sein, ein Team bei den Olympischen Spielen dabei zu haben. Zumal Mannschaften wie Schweden, die ja in London Zweiter geworden sind, für uns eigentlich immer schlagbare Gegner sind.
Kaum zu bezwingen ist derzeit der THW Kiel, der am Dienstag in der Olympia-Eishalle gegen die SG Flensburg/Handewitt antritt und in der vergangenen Saison nicht ein Spiel verloren hat. Wird sich das in absehbarer Zukunft mal wieder ändern?
Mit Sicherheit, die Kieler werden bestimmt mal wieder ein Spiel verlieren.
Schon am Dienstag in München?
Die Flensburger sind jedenfalls ein starker Gegner. Und auch wenn der Supercup für mich jetzt nicht so den hohen sportlichen Stellenwert hat, geht es zwischen Kiel und Flensburg immer um sehr viel. Es wird sicher wieder emotional werden.
In München hat der Handball an sich keinen großen Stellenwert. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Na ja, früher war das ja mal anders, nur war der Handball in dieser Region immer von der Laune einzelner Mäzene abhängig. Mich persönlich würde es freuen, wenn wieder etwas entstehen würde. Handball in München könnte einen Schub für den ganzen Sport geben. Und mit Personen wie einem Uli Hoeneß wäre so etwas sicher auch leichter zu etablieren. Ich weiß zwar, dass immer wieder einige Initiativen angedacht sind, nur muss das Ganze auch jemand in die Hand nehmen. Beim Basketball gab es einfach den Vorteil, dass man schon eine Mannschaft in der zweiten Liga hatte. Aber ein Uli Hoeneß und der FC Bayern wären für den Handball sicher von Vorteil.
Am Dienstag kann der Sport beim Supercup zumindest etwas Eigenwerbung betreiben.
Ich finde es gut, dass dieses Spiel in einer Region stattfindet, in der kein Bundesliga-Handball gespielt wird. Auch das kann einen Schub geben.
Die Zuschauer werden also ein gutes Spiel zu sehen bekommen?
Davon gehe ich aus. Die SG Flensburg/Handewitt gehört neben dem THW Kiel zu den stärksten Mannschaften in Deutschland.