Heimweh? „Luca sieht jetzt, wie gut es ihm bei uns geht“

Luca Toni, 31, spielt seine zweite Saison beim FC Bayern, dennoch will er seine Karriere in Italien beenden. Bloß wann? Manager Uli Hoeneß glaubt, der Stürmer werde dem FC Bayern noch lange erhalten bleiben.
MÜNCHEN Als hätten sie beim FC Bayern nicht schon genügend Kämpfe auszufechten. Selbst innerbetrieblich. Und wer so viele ausländische Stars unter Vertrag hat, kämpft ständig gegen ein Übel: das Heimweh. Wird es Herbst in München, sehnen sich die südamerikanischen Profis wie Lucio oder Demichelis regelmäßig nach Heimat. Viele der Profis wie früher der Franzose Bixente Lizarazu nutzten nahezu jeden freien Tag, um in die Heimat zu reisen – wenn auch nur für Stunden. Auch den Italiener Luca Toni hat es erwischt, das Heimweh. Bei ihm ist es eine Art Dauerzustand.
„Was mir fehlt, sind meine Familie und meine Freunde. Und die Sprache macht mir zu schaffen“, sagte er in einem Interview mit dem „ZEITmagazin“ und erklärte: „Ich bin nicht gern allein, lieber in Gesellschaft. Ich unterhalte mich gern.“ München gefalle ihm, claro. Die Sauberkeit, die Ordnung, die Sicherheit. Der FC Bayern gefalle ihm, sicuro. Aber das Heimweh ist stärker. „Ich denke, dass ich meine Karriere in Italien beenden werde. Dort bin ich bei 99 Toren angelangt. Ich würde gerne auf 100 in der Serie A kommen“, sagte der 31-Jährige. Nur ein Treffer. Das müsste doch auch mit 34 Jahren möglich sein, oder? In drei Jahren, im Sommer 2011, endet sein Vertrag bei Bayern.
Italienischen Medien haben ihn niedergemacht
Doch bei den Bossen ist die Sorge groß, dass Toni schon nach Saisonende zurück nach Italien geht. Bei Uli Hoeneß nicht. Der Manager ist sich sicher, dass Toni seinen bestens honorierten Vertrag erfüllen wird – und in seiner zweiten Saison mit neuer Lust angreift. „Er hatte an den Folgen des Ausscheidens der Italiener bei der EM zu knabbern“, sagte Hoeneß der AZ, „besonders die italienischen Medien haben ihn ja niedergemacht.“
Neben Trainer Donadoni war Toni einer der Hauptschuldigen des sportlichen Desasters: Nur ein Sieg, das Aus im Viertelfinale im Elfmeterschießen gegen Spanien, Toni blieb in vier Spielen torlos. Hoeneß: „Wenn er wieder für den FC Bayern auf dem Platz steht, wird er erst merken, wie gut es ihm hier bei uns geht. Die Italiener haben ja nur mit ihm als einziger Spitze gespielt, höchstens mal mit eineinhalb.“ Bei Bayern werden ihn Miro Klose oder Lukas Podolski unterstützen – schon am Samstag, wenn Toni nach Wadenverletzung und Zahn-Operation sein Comeback in der Partie bei Borussia Dortmund feiert.
Heimweh soll bekämpft werden
Nach insgesamt 39 Saison-Treffern (in drei Wettbewerben) für Bayern im letzten Jahr will Toni erneut Bundesliga-Torschützenkönig werden. Hoeneß ist da bester Hoffnung: „Ich glaube, dass sich seine Meinung zum FC Bayern und zum deutschen Fußball grundsätzlich geändert hat. Er sieht jetzt erst, wie gut es ihm bei uns geht mit der offensiven Ausrichtung und zwei Sturmspitzen.“ Und auch das Heimweh soll bekämpft werden. Mit intensiveren Sprachkursen, noch mehr Gemeinschaftsgefühl im Leistungszentrum Säbener Straße. Hoeneß zur AZ: „Ich erwarte, dass ihm die neue Saison mit uns einen Schub geben wird, denn seine fußballerische Heimat ist der FC Bayern.“
Patrick Strasser