Heim nach Australien

Heinrich Haussler aus Freiburg holt Etappensieg bei der Tour, will aber bald nicht mehr für Deutschland starten.
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Weinte vor Glück: Radprofi Heinrich Haussler
AP Weinte vor Glück: Radprofi Heinrich Haussler

COLMAR - Heinrich Haussler aus Freiburg holt Etappensieg bei der Tour, will aber bald nicht mehr für Deutschland starten.

Im Augenblick des Triumphes übermannten ihn die Tränen: Heinrich Haussler hatte in den Vogesen den ersten deutschen Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France geschafft. Da brach es aus ihm heraus: Kurz vor dem Zielstrich schlug er die Hände vor das Gesicht.

Die Tränen schossen dem Shootingstar in die Augen, noch ehe er mit nach vorn gestreckten Zeigefingern über die Ziellinie rollte: „Das waren Emotionen. Da wird man fast verrückt. Der Sieg bedeutet mir unglaublich viel. Deshalb konnte ich die Tränen nicht zurückhalten“, sagte der 25-Jährige, der nach 200 Kilometern auf der 13. Etappe über die Ziellinie in Colmar rollte.

An seine Familie habe er denken müssen und an das „viele Pech, das ich in dieser Saison hatte“. Gemeint waren die Enttäuschungen im Frühjahr, als der in Freiburg lebende Profi vom Schweizer Cervelo-Team knapp den Sieg beim Klassiker Mailand – San Remo verpasste und bei der Flandern-Rundfahrt den undankbaren zweiten Platz belegte.

Doch kaum waren die Tränen getrocknet, bekam die Freude der deutschen Fans einen Dämpfer. Denn Haussler gab bekannt, schon im nächsten Jahr nicht mehr für Deutschland starten zu wollen. „Ich fühle mich als Australier. Mein Vater ist Deutscher und meine Mutter Australierin. Nächstes Jahr starte ich für die Aussies“, sagte er mit seinem typisch australischen Akzent.

Haussler war mit 14 jahren nach Deutschland gekommen, um hier Profi zu werden: „Das war mein Traum.“ Und: „Radrennen finden nunmal in Europa statt.“ Er besuchte in Deutschland die Schule und hat einen deutschen Pass. Zuhause aber fühlte er sich in Australien. Die Idee nicht mehr für Deutschland zu fahren ist ihm allerdings nicht erst jetzt gekommen: „Sie steckt schon seit zwei, drei Jahren in meinem Hinterkopf.“

Nur stand ihm sein damaliger Arbeitgeber im Weg: „Als ich für das Team Gerolsteiner gefahren bin, wollte Sportdirektor Hans-Michael Holczer, dass ich Deutscher bleibe. Für ein deutsches Team wollte er deutsche Fahrer. Nun fahre ich für ein Schweizer Team. Da ist es egal, ob ich Australier oder Deutscher bin.“

Auch wenn Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, ihn noch umstimmen möchte, war’s das wohl für die langfristige Fortsetzung der deutschen Hoffnungen, die am Freitag durch eine überragende Leistung befeuert wurden: Die verregnete Berg- und Talfahrt entschied Haussler als Solist für sich.

48 Kilometer vor dem Ziel hatte er seinen Mitausreißer Sylvain Chavanel am 1193 Meter hohen Col du Platzerwasel abgehängt und sich im Alleingang nach Colmar, in der Nähe seine Wahlheimat Freiburg, aufgemacht. „Ich bin aggressiv gefahren und wollte mich nicht auf einen Sprint gegen Chavanel einlassen.“ Gut gepokert: Im Gefühl des sicheren Sieges gerieten die letzten 30 Kilometer zur Triumphfahrt für den Cervelo-Fahrer.

Dauerregen und ein Temperatursturz von 20 Grad konnten Haussler dabei nichts anhaben. „Obwohl es für mich als gebürtiger Australier ein bisschen verrückt klingt: Das ist mein Wetter. Ich hasse es, bei 30 Hitze zu fahren. Dann hätte ich die Etappe nicht gewonnen.“

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