Heidfelds WM-Wunsch ist Vettels Wirklichkeit
Barcelona (dpa) - Vom WM-Kuchen wird Nick Heidfeld wohl auch in seinem Jubiläumsjahr kein großes Stück abbekommen, und auch vom ersehnten Premierensieg dürfte er selbst an seinem Ehrentag weit entfernt sein.
Auf ein Wunschergebnis für den Großen Preis von Spanien will sich der noch 31-Jährige vorerst nicht festlegen. Nur so viel: «Da ich Sonntag Geburtstag habe, wäre ein starkes Resultat natürlich doppelt schön für mich». Und sehr wichtig. Denn in seiner zehnten Formel-1-Saison muss der BMW-Sauber-Pilot aus Mönchengladbach für einen neuen Vertrag noch kräftig Punkte sammeln.
Über derlei Sorgen muss sich Landsmann Sebastian Vettel nicht den Kopf zerbrechen. Überhaupt: Heidfeld und Vettel, das sind zwei Formel-1-Biografien, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der eine mühte sich über zweitklassige Teams zum WM-Kandidaten BMW-Sauber und wartet seit mehr als 150 Rennen darauf, auf dem obersten Podestplatz zu stehen. Der andere gewann bereits zwei der 29 Rennen, bei denen er Gas gab. Und Vettel stahl Heidfeld schon bei seinem Formel-1-Debüt die Schau, als er 2007 als Ersatzfahrer für den zuvor verunglückten Robert Kubica im BMW-Sauber als jüngster Pilot der Grand-Prix-Geschichte in die Punkte fuhr (8.).
Im Sommer desselben Jahres legten die Weiß-Blauen dem Senkrechtstarter keine Steine in den Weg und gewährten ihm den Wechsel ins Stammcockpit von Toro Rosso. «Auf jeden Fall ist er mit der Reife und der Form, die er hat, für jedes Team ein Gewinn», sagt sein Ex-Chef, BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, über Vettel. Seine aktuellen Piloten stehen trotz des enttäuschenden Saisonauftakts aber nicht zur Diskussion, versichert Theissen. «Wenn wir ein Auto haben, mit dem man Rennen gewinnen kann, dann können wir auch wieder über die Fahrer reden.»
Heidfeld, der schon einige Male mit spektakulären Überholmanövern die PS-Fans in Deutschland verzückte, droht trotz seiner anerkannten Qualitäten als Entwickler und Ratgeber für den Autobau im Rennen der Piloten-Generationen auf der Strecke zu bleiben. «Unmöglich, das zu beantworten», meinte Heidfeld bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz zu den Aussichten, unter die Top Ten beim Rennen zu gelangen. Er tritt an mit einem runderneuerten Auto, allerdings ohne das von BMW vorangetriebene Energierückgewinnungssystem KERS und ohne «Wunderwaffe» Doppeldiffusor.
Heidfelds immer wieder aufs Neue formulierter Titel-Traum kann stattdessen für Sieganwärter Vettel Wirklichkeit werden. Vor dem fünften WM-Lauf am 10. Mai auf dem Circuit de Catalunya lauert der Heppenheimer auf Rang drei mit 18 Punkten hinter den BrawnGP-Piloten Jenson Button (31) und Rubens Barrichello (19) - und das in Vettels zweitem Jahr als Stammfahrer.
Kein Wunder, dass auch Theissen den Vergleich zu Rekordchampion Michael Schumacher zieht, wenn er über den vom Boulevard gern als «Baby-Schumi» betitelten Vettel sinniert. «Wenn man die ersten zwei Jahre von Schumachers Karriere ansieht und vergleicht, dann sehe ich ihn auf dem Niveau. Die weitere Entwicklung muss man sehen. Er hat alle Anlagen, ein ganz Großer zu werden.» Und wer sagt, dass er eines Tages nicht wieder zu BMW-Sauber zurückkehrt?
«Warten Sie es ab - nein, kein Kommentar», antwortet Theissen auf die Frage, ob man um Vettel kämpfen werde. Doch um den von Experten durchgängig als kommenden Weltmeister ausgerufenen Hessen zu verpflichten, müsste ja erstmal ein Platz beim bayrischen Werksrennstall frei werden - womöglich der von Heidfeld.