„Heidfeld? Niemals!“

Nick Heidfeld. Bei BMW steht der Pilot vor dem Aus. Doch auch bei der Konkurrenz ist er nicht sehr gefragt. Das Drehbuch sieht jede Menge Spannung vor.
VALENCIA Die Fete, die Nick Heidfeld nachträglich zu seinem 30. Geburtstag in Zürich inszenierte, erinnerte einige Besucher an die Feier eines WM-Titels. 130 Gäste genossen einen exklusiven Live-Act der Fantastischen Vier. Rund 150 000 Euro soll der BMW-Pilot für die Party ausgegeben haben.
Eine Woche später gehörte Heidfeld nicht zu den fantastischen Vier der Formel 1. Nicht mal zu den besten acht. Platz neun in Valencia bezeichnete er selbst als eines „meiner schlimmsten Rennen. Es ist eine Katastrophe in einem Auto Neunter zu werden, das offensichtlich gut genug ist für Platz drei.“ Den hatte sein 23-jähriger Teamkollege Robert Kubica ohne große Mühe belegt.
Fast eine Sekunde verlor Heidfeld in Valencia zwischenzeitig pro Runde auf die Top-Fahrer, in der Formel 1 ist das schon mehr als eine Ewigkeit. Längst sortiert BMW-Motorsportboss Mario Theissen den Markt nach einem Nachfolger für den Mönchengladbacher. „Genügend" Alternativen gebe der Fahrermarkt her, sagte Theissen am Sonntag. Theissen möchte nächste Saison um den WM-Titel mitkämpfen. Und dafür „braucht man zwei Autos, die eine Menge Punkte holen", erklärt Theissen. Das Auto scheint BMW bauen zu können. Den zweiten Fahrer für das Auto suchen sie spätestens ab jetzt.
Auch Heidfeld weiß das. Und nach AZ-Informationen schauen sich seine zwei Manager bereits nach Alternativen um. Andre Theuerzeit, Heidfelds Freund seit Schultagen, war in Valencia immer wieder im Motorhome von Red Bull und hat sich einige Male mit Toro-Rosso-Miteigentümer Gerhard Berger unterhalten. Und Werner Heinz, der Heidfeld einst in die Formel 1 brachte, hörte sich bei Renault und Honda um.
Offenbar mit wenig Erfolg. „Heidfeld? Niemals!“ sagt Hondas Teamdirektor Nick Fry zur AZ. Und Flavio Briatore, der möglicherweise einen Nachfolger für Fernando Alonso suchen muss, sollte dieser zu Ferrari oder BMW wechseln, schaut nur böse, wenn er auf Heidfeld angesprochen wird. Bliebe also nur Toro-Rosso, das kleine österreichisch-italienische Team, bei dem derzeit Sebastian Vettel derzeit für Furore sorgt. Vettel wird nächste Saison für das Toro-Rosso-Mutter-Team Red Bull fahren, und wahrscheinlich wird auch Bruno Senna, der Neffe der Formel-1-Legende Ayrton, dort landen. Berger könnte also Interesse haben an einem zweiten Fahrer mit viel Erfahrung. An so einem Fahrer wie Heidfeld, zum Beispiel.
Berger blockt freilich beim Thema Heidfeld noch ab. Aber das muss in der Formel 1 nicht viel heißen. Wenn doch, könnte Heidfelds Karriere in der Formel 1 in drei Monaten unverhofft schon vorbei sein. Und er würde in die Geschichte eingehen als der Top-Fahrer, der ohne einen einzigen Sieg abgetreten ist.
Heidfeld hat nun noch eine einzige Chance, das Schwert, das über ihm kreist, zum Stillstand zu bringen. Mit einer Superleistung in Spa-Francorchamps. Doch dieser schwierige, brutale Mutkurs ist gleichzeitg das Letzte, was ein gehetztes Tier als Regenerationsrevier braucht. Überdies ist Spa die Lieblingsstrecke von Robert Kubica.
Wenn das kein Drehbuch ist.
Henry Willfort, Filippo Cataldo