Heidfeld: Die Hoffnung ist silbern

Nach zehn Jahren ohne Sieg in der Formel 1 droht Nick Heidfeld (32) das Aus. Aber er will nicht aufgeben. Ausgerechnet jetzt gibt es die Chance,dass er doch noch zu McLaren-Mercedes wechselt.
von  Abendzeitung
Hat der große Formel-1-Frust bald ein Ende? BMW-Pilot Nick Heidfeld findet möglicherweise bei Mercedes eine neue Heimat.
Hat der große Formel-1-Frust bald ein Ende? BMW-Pilot Nick Heidfeld findet möglicherweise bei Mercedes eine neue Heimat. © dpa

Nach zehn Jahren ohne Sieg in der Formel 1 droht Nick Heidfeld (32) das Aus. Aber er will nicht aufgeben. Ausgerechnet jetzt gibt es die Chance,dass er doch noch zu McLaren-Mercedes wechselt.

MÜNCHEN Lange saß Nick Heidfeld in Interlagos auf einem Mäuerchen und sah dabei zu, wie seine Kollegen und Rivalen beim vorletzten Saisonrennen um die Wette fuhren.

Beim Boxenstopp hatte die Tankanlage versagt, wenige Kurven später war Heidfelds BMW ohne einen Tropfen Sprit ausgerollt. Nachdenklich sah er aus auf seinem Mäuerchen, zwischenzeitlich sogar richtig traurig. Heidfeld war mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort.

Ein Zustand, der sich wie ein roter Faden durch seine Karriere zieht. Er galt als Hoffnungsträger, als er 2000 in die Formel 1 kam. Sein Spitzname war „Quick Nick“. Er war von Mercedes gefördert worden, hatte schon 1997 den Silberpfeil testen dürfen. In den Nachwuchsklassen fuhr er in den Juniorteams von McLaren-Mercedes. Ein Cockpit bei den Silberpfeilen bekam er trotzdem nicht. Heidfeld ging zu Prost, zum schlechtesten Rennstall in der Formel 1.

2001 scheiterte ein Wechsel zu McLaren erneut – die Silberpfeile gaben Kimi Räikkönen das Cockpit. Heidfeld ist seitdem für einige Rennställe gefahren, einen Sieg schaffte er nie. Meistens bauten die Teams immer ausgerechnet in den Jahren, in denen Heidfeld für sie fahren sollte, schlechte Autos. Und als BMW ihm 2008 ein richtig gutes Auto hinstellte, kam Heidfeld nicht zurecht mit dem Boliden, ihm gelang kaum etwas. Für nächstes Jahr hat er, der mittlerweile den Ruf den ewig Unvollendeten hat, noch keinen neuen Vertrag. Möglicherweise wird Heidfeld in zwei Wochen in Abu Dhabi sein letztes Formel-1-Rennen bestreiten. Er ist mittlerweile 32 und könnte in die DTM wechseln oder versuchen, die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen.

Aber so möchte er nicht abtreten. Nicht als ewig Unvollendeter, schon gar nicht als „Schleichfeld“, wie er hinter vorgehaltener Hand im Fahrerlager mittlerweile von manchen genannt wird.

Dabei ist er das gar nicht. Heidfeld macht wenig Fehler, gilt als guter Entwickler und gehört zu den besten Überholern im Feld. Er ist ein zuverlässiger Pilot, der einigen Rennställen noch helfen könnte. Sein Manager Andre Theuerzeit verhandelt mit mindestens drei Teams, unter anderem mit Renault, Toyota und dem möglichen BMW-Nachfolger Qadbak.

Und wie die AZ nun erfuhr, hat sich nun auch ein weiteres Team bei Theuerzeit gemeldet: McLaren-Mercedes!Die Silberpfeil-Macher sollen uneins sein über die Besetzung des zweiten Cockpits neben Lewis Hamilton. Nico Rosberg soll Hamilton abgelehnt haben. Und auch die Rückkehr von Kimi Räikkönen scheint längst nicht sicher. Räikkönen soll von Ferrari und dem neuen Hauptsponsor eine fast schon unmoralische Summe geboten worden sein für den Fall dass er sich 2010 keinem anderen Rennstall anschließt. Im Fahrerlager spricht man von bis 50 Millionen Euro!

Und so könnte sich für Heidfeld am Ende seiner Karriere der Kreis doch noch schließen. Nach AZ-Informationen verhandeln die Parteien bereits. Und neuerdings hört man aus dem Silberlager auch plötzlich Heidfeld-freundliche Töne: „Er ist der meistunterschätzte Fahrer der Formel 1“, sagt Teamchef Martin Whitmarsh etwa. Und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ergänzt: „Er bringt über zehn Jahre konstant starke Leistungen“.

fil, Peter Hesseler

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