Hedy Nguyen: "Mein Marcel ist ein Star in China"
Heute will der Nguyen, im Mehrkampf bereits Silber-Gewinner, am Barren die nächste Medaille holen. Hier erzählt seine Mutter Hedy, nun zurück in Haching, wie sie den Hype in London erlebt hat
AZ: Frau Nguyen, Sie sind gerade von ein paar aufregenden Tagen in London zurück gekommen. Wie war das, mitzuerleben, wie der Sohn die erste deutsche Mehrkampf-Medaille seit 1936 gewinnt?
HEDY NGUYEN: Das war der reinste Nerven-Krimi! Es war ja klar, dass er einfach gut ist. Aber dass das dann so spannend werden würde!
Wie haben Sie das Mehrkampf-Finale in der North Greenwich Arena erlebt?
Gar nicht! Wir hatten ja nur eine Karte, und die hat dann die Alexa bekommen, Marcels Freundin.
Sie waren gar nicht drin, als Ihr Sohn Silber gewann?
Nein, keine Chance. Es gab ja keine Tickets – obwohl drinnen so viele Plätze frei waren. Das war schon sehr schade.
Wie haben Sie den Wettkampf dann verfolgt?
Im Appartement, über BBC und alle anderen möglichen Sender – das ZDF ist ja zwischendrin mal rausgegangen aus der Übertragung. Wir haben dann die Livestreams im Internet geschaut, hatten mehrere Bildschirme gleichzeitig laufen – das war verrückt.
Und nach dem Wettkampf?
Sind wir rüber zum Stadion. Unser Appartement war nur eine Station weit entfernt. Aber wir haben ihn nicht getroffen. Er war ja umringt von tausend Leuten. Wir haben uns dann einfach für abends um halb zehn im Deutschen Haus verabredet – und das war dann ganz wunderbar.
Wie verkraftet Marcel all die Aufregung um ihn?
Es ist unbeschreiblich, was das gerade für ein Hype um ihn ist! Allein auf Facebook! Da gibt es ja diese Likes, Sie wissen schon. Vor dem Mehrkampf-Finale hatte er ungefähr 6000. Sie glauben nicht, wieviele es jetzt sind!
Na?
Nach dem Finale waren es plötzlich 20.000, dann 40.000, und jetzt sind es mehr als 140.000! Mein Marcel ist ein Star – auch in China!
Wieso das?
Er ist dort zum bestaussehendsten Turner aller Zeiten gewählt worden! Es gab Anfragen, ob er nicht mal nach Hongkong kommen will.
Zum Vorturnen?
Nein, für ein Interview. Aber wir sind ja schon in London mit ihm nicht von der Stelle gekommen.
Wie meinen Sie das?
Na ja, er wurde auf der Straße ständig erkannt und musste Autogramme geben. Oder in der U-Bahn! „Ah, you’re Marcel! Can I take a picture?” Und der Nächste wollte dann auch eins, so ging das die ganze Zeit. Die Londoner gehen schon sehr mit. Eine sehr angenehme Atmosphäre war das.
Aber länger wollten Sie nicht bleiben?
Ich hab’ ja Ferien, aber meine Tochter Denise und Alexa mussten alle wieder zur Arbeit. Und das Barren-Finale am Dienstagnachmittag schafft er alleine. Das ist ja nur ein Gerät – das ist ja gar nix!
Vater Van Lac wollte nicht mit nach London?
Wir haben ja eine Katze, und deshalb muss einer immer daheim bleiben. So ist das bei uns.
Wird es eine Willkommens-Party für Marcel in Unterhaching geben?
Ich weiß es noch nicht genau. Nach Olympia fahren die Sportler am 15.August alle mit dem „Traumschiff” zurück nach Hamburg. Von da aus muss er nach Stuttgart zum Leistungszentrum – und dann will er Urlaub machen! Der ist fix und fertig. Vielleicht gibt’s das Fest erst im September.