Hayes Niederlage gegen Klitschko: Ach du kleiner Zeh!

Wladimir Klitschko triumphiert über Sprücheklopfer Haye, der sich danach mit einer Fußverletzung rauszureden versucht
von  Matthias Kerber

Wladimir Klitschko triumphiert über Sprücheklopfer David Haye, der sich danach mit einer Fußverletzung rauszureden versucht

Hamburg - Nein, es rollte kein abgeschlagener Schädel durch den Ring. Und David Haye wurde auch nicht zur Nummer 50, zum Jubiläums-Knockout in der Karriere von Wladimir Klitschko.

Dem Krieg der Worte zwischen WBA-Weltmeister Haye und Klitschko, Champion der Verbände WBO, IBF und IBO, folgte vor 45.000 Zuschauern und bis zu 16,28 Millionen Zuschauern vor den deutschen Fernsehern in der Hamburger Arena ein Kampf der Taktik.

Aber ja, die Klitschkos haben Sport-Geschichte geschrieben. Durch Wladimirs eindeutigen Punktsieg über den britischen Sprücheklopfer haben sie die Gürtel aller Box-Verbände brüderlich aufgeteilt. So stolzierten sie nach der Urteilsverkündung (117:109, 118:108, 116:110) mit den Insignien ihrer Macht durch den Ring. Haye, der vor dem Kampf die Klitschkos immer wieder übelst beleidigt hatte („beschissener Esel”), applaudierte fair. Noch im Ring kam es zu dem Handschlag, den Haye vor dem Fight mehrfach verweigert hatte. „Der bessere Mann hat gewonnen, ich muss ihm Respekt zollen”, so Haye, der genau wie Wladimir etwa 15 Millionen Euro eingesackt haben dürfte.

Wladimir, der Gürtelsammler, hatte den Fight zu einem typischen Klitschko-Kampf gemacht. Er dominierte mit dem Jab und der Beinarbeit, Haye versuchte sich in gelegentlichen wilden Angriffen, Zählbares kam dabei selten raus, dafür musste er ein paar Stahlhammer-Fäuste schlucken. Klitschko meinte: „David hat Eier, das muss man ihm zugestehen.” Doch Haye, der notorische Provokateur, wäre nicht Haye, wenn er nicht doch noch sticheln würde. Er hatte gleich eine Erklärung für seine Niederlage mitgebracht: Der selbsternannte „Köpfer” scheiterte bei seinem „Hinrichtungsversuch” an einem gebrochenen kleinen Zeh. „Es ist vor drei Wochen passiert, daher konnte ich nicht so boxen, wie ich wollte”, sagte der 30-Jährige, „wenn Klitschko mit meiner Verletzung hätte boxen müssen, hätte ich ihn sicher ausgeknockt.” Die Entschuldigungstour Hayes war Klitschko zu viel. „Ich gebe dir einen Rat, David: Schweig! So steht man nur als schlechter Verlierer da”, sagte der Vierfach-Champion und schaute grinsend auf den Zeh: „Hat dich eine Biene gestochen?”

Die Story vom Boxer und den Bienen machte sogar Haye kurz sprachlos. Es war des Widerspenstigen Zähmung, das Stück vom Box-König und der Drama-Queen. Haye war erst über 15 Minuten später zum Fight erschienen, bei der Pressekonferenz stieg er dann auf den Podiumstisch, um allen den Zeh zu zeigen. „Das sind billige Showacts”, sagte Klitschko, der König der schweren Jungs. „Es war ein perfekter Kampf”, sagte Box-Legende Roy Jones Jr. „Klitschko gehört vielleicht noch nicht zu den Besten aller Zeiten, aber er kommt dem sehr nahe.”

Die US-Kommentatoren-Legende Larry Merchant watschte Haye ab: „Für einen Mann, der solche Sprüche geklopft hat, war das ein fürchterlich schwacher Auftritt. Klitschko hat alles versucht, um dem Kampf Drama zu geben, Haye hat sich davor gefürchtet.” Deutschlands Box-Ikone Henry Maske meinte: „Klitschko hat gezeigt, wer der Herr des Schwergewichts ist.” Am Ende flammten die Gehässigkeiten erneut auf. Es war Klitschko, der in die Offensive ging: „Haye hat im Schwergewicht nichts verloren. Ich denke, er hat genug abgekriegt, dass er das kapiert hat. Ich bin von Haye menschlich sehr enttäuscht. Ich hoffe, er hat seine Lektion gelernt. Durch Sprüche wird man kein Champion...”

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