Haye: "Vitali, du wirst alt!"

London - Der Hayemaker ist wieder da. Und wie! Der boxende Dauerprovokateur David Haye hat seinen Erzfeind Dereck Chisora im Skandalfight des Jahres im Fußballstadion von West Ham United vor 30000 Fans kapital ausgeknockt. Nach einer krachenden Links-Rechts-Kombination war Landsmann Chisora in der 5.Runde erstmals in seiner Karriere zu Boden gegangen, er kämpfte sich noch einmal hoch, doch Ex-Weltmeister Haye setzte gnadenlos nach und schickte Chisora nach fünf klaren Treffern en suite wieder auf die Bretter, der Ringrichter brach ab – Haye ließ sich feiern.

Und Haye wäre nicht Haye, wenn er nicht sofort wieder in Richtung der Klitschko-Brüder pesten würde. „Sagt ihnen, ich bin die Nummer 1 der Welt”, tönte Lautsprecher Haye, dessen Kurzeitgedächtnis offensichtlich Lücken aufweist. Im Juli 2011 als amtierender WBA-Champion gegen Wladimir Klitschko, Weltmeister der Verbände WBO, IBF und IBO, in den Ring gestiegen, hatte er eine Box-Lehrstunde bekommen. Alles vergessen, Haye ist wieder da, und diesmal feuert er seine Giftpfeile eher gegen den großen Klitschko ab – Vitali. „Wenn er noch einmal einen Megafight haben will, dann kommt er an mir nicht vorbei. Wenn er sich traut, liefere ich ihm den größten Fight seines Lebens. Einen Megafight bekommt er nur gegen mich. Es ist deine Entscheidung, Vitali, du wirst alt!”, lästerte Haye, „dieser Kampf war eine Botschaft an dich. Eine furchterregende Botschaft. Du hast Chisora in zwölf Runden nicht treffen können. Ich habe ihn ausgeknockt. Ich denke nicht, dass er den Mut hat, gegen den Hayemaker anzutreten.”

Vitali Klitschko hatte im Februar in München seinen WBC-Titel gegen Chisora verteidigt, dabei den Briten aber aufgrund einer Schulterverletzung des linken Armes nicht ausknocken können. Bei der Pressekonferenz nach dem Fight hatten sich Chisora und Haye dann mit Flaschen und Kamerastativen eine üble Schlägerei geliefert.

Vitali Klitschko betrachtet Haye als seinen Intimfeind. Jahrelang hatte er die Box-Brüder mit Sprüchen und geschmacklosen T-Shirts, auf denen der Hayemaker die abgeschlagenen Köpfe der Klitschkos hochhielt, gereizt. Erst kürzlich hatte Vitali der AZ gesagt, dass er Haye dafür gerne noch „richtig das Maul stopfen” wolle. Kommt es nun zum Megafight? Haye-Manager Adam Booth glaubt nicht daran: „Wir werden nicht mit den Klitschkos verhandeln. Wir wollen gerne noch einmal gegen Wladimir boxen, aber der weigert sich, und wir wollen eigentlich nur ihn.”
Haye hätte aber mit Vitali sicher kein Problem. „Er kann weiter gegen niemand, gegen Trottel boxen und sich rühmen, wie toll er ist – oder er kämpft gegen mich und erlebt, wie toll ich bin.”

Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf traf Haye dann genau auf so einen „trotteligen Niemand”. Der Kölner Manuel Charr, der am 8. September Vitalis nächster Gegner ist, wollte sich in Szene setzen, wurde aber nur abgekanzelt. „Wer bist du denn?”, ließ ihn Haye auflaufen. „Vitalis nächster Gegner”, protzte Charr, der sich gerne in der Tradition von Sprücheklopfern als Muhammad Ali sieht. Doch der König der Provokation strafte Charr nur mit einem seiner vernichtend süffisanten Blicke. „Na, dann, viel Glück!”
Der Hayemaker ist wieder da – im Ring und als Provokateur sowieso.