Hauskrach bei den weißblauen Samaritern

MONZA - Robert Kubica fühlt sich von BMW im Stich gelassen, weil Nick Heidfeld besonders unterstützt wurde. "Das Team hat Nick in den letzten Wochen sehr geholfen. Ich weiß aber nicht, inwiefern das dabei hilft, in den WM-Kampf einzugreifen."
Er sagt einfach nur „No!“ Robert Kubica könnte sich winden, könnte sagen, dass er nicht über Vertragsdetails sprechen dürfte. Stattdessen sagt der BMW-Pilot einfach „Nein“, schaut seinen Gesprächpartner dann mit diesem Gesicht, das nur sehr selten etwas über sein Innenleben verrät und ihn wohl auch darum zum besten Pokerspieler unter den Formel-1-Fahrern gemacht hat, lange schweigend an.
Ob er bestätigen könne, dass er auch nächstes Jahr noch in einem BMW Rennen fahren könnte, wollte die AZ gestern von Kubica wissen. Unter der Woche hatte unter anderem „Sport-Bild“ gemeldet, dass BMW eine einjährige Vertragsoption auf den 23-Jährigen gezogen hätte. Kubica scheint das nicht groß zu interessieren. Denn Kubica ist gerade ziemlich schlecht zu sprechen auf seine Team-Verantwortlichen. Wie die AZ erfuhr, soll sich Kubica sogar ein heftiges Wortgefecht mit den BMW-Bossen geliefert haben. Er ist sauer, dass die Münchner sich in den letzten Wochen vor allem um Krisen-Mann Nick Heidfeld gekümmert haben und die Entwicklung des Autos hinten angestellt haben. Und das sagt er sogar in aller Deutlichkeit. „Das Team hat Nick in den letzten Wochen sehr geholfen. In den Augen des Teams mag das in gewisser Weise richtig gewesen sein, ich weiß aber nicht, inwiefern das dabei hilft, in den WM-Kampf einzugreifen.“
Tatsächlich hat BMW Heidfeld nach dem völlig verpatzten Rennen von Valencia, das Heidfeld selbst als „Katastrophe“ bezeichnet hat, zwei Testtage in Monza spendiert. Der 31-Jährige sollte lernen, die Reifen auf Temperatur zu bringen und seinen persönlichen Fahrstil auf das Fahrverhalten des Autos besser abstimmen. Das klappte zwar - Heidfeld wurde letzten Sonntag in Spa Zweiter - aber Kubica versteht diese Samariterdienste nicht. Er hätte es lieber gesehen, wenn BMW bei den Tests das Auto fortentwickelt hätte. „Die Lücke zu Ferrari und McLaren ist größer geworden“, sagt er, „wir sind ein wenig eingeschlafen.“ Und mehr noch: „Für mich ist die Sache klar. Wenn ich acht Punkte hole, hole ich die für das Team und für mich. Aber vielleicht hatte das Team zuletzt eine andere Zielsetzung als ich.“
Und deswegen fühlt sich Kubica auch ein wenig im Stich gelassen im WM-Kampf von BMW. Schon nach seinem ersten Sieg in Kanada hatte er gesagt, dass er nun in jedem Rennen weiter angreifen wolle. BMW-Motorsportboss Mario Theissen hatte diese Aussage relativiert. Nun setzt Kubica nach: „Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass ich vielleicht der einzige Dumme oder Verrückte hier bin, der wirklich um die WM kämpfen will.“ Denn er glaube noch immer an seine Chance: Kubica, mit scharfer Stimme: "Definitv. Solange noch die theoretische Möglichkeit besteht, werde ich kämpfen. Ich hoffe, das Team sieht das auch so." Dann macht er eine kurze Pause, schaut hoch zum BMW-Sprecher, und ergänzt mit einem leichten Lächeln im Gesicht: „Ich bin sicher, dass sie es versuchen." Na, dann. fil