Haugs Silberstreif: Sterne weinen nicht

Der Mercedes-Sportchef redet sich Platz 2 in der DTM schön – und hofft nun auf Hamiltons WM-Sieg in der Formel 1.
von  Abendzeitung
Er soll für Mercedes die Saison retten: Lewis Hamilton.
Er soll für Mercedes die Saison retten: Lewis Hamilton. © AP

Der Mercedes-Sportchef redet sich Platz 2 in der DTM schön – und hofft nun auf Hamiltons WM-Sieg in der Formel 1.

MÜNCHEN Wieder jubelten am Ende die anderen. Norbert Haug hat diese Situation in den letzten Jahren immer wieder erlebt – vielleicht zu oft. Doch als der Mercedes-Motorsportchef am Sonntag in Hockenheim die Mannen von der Konkurrenz ausgelassen Champagner spritzen und tanzen sah, entschloss er sich, nur die positiven Dinge zu sehen. Der junge Silberpfeil-Pilot Paul di Resta (22) hatte zwar die DTM-Meisterschaft knapp verpasst, trotzdem sagte Haug: „Wir haben eine gute Saison hinter uns. Unsere 2008er C-Klasse holte mehr Punkte als das 2008er Auto der Konkurrenz, unsere Mannschaft gewann deshalb die Teamwertung. Es gibt also keinen Grund, traurig zu sein.“

Tatsächlich holte Mercedes in der DTM die Konstrukteurswertung, doch DTM-Meister war eben Audi-Mann Timo Scheider geworden. Vor allem, weil der di Resta schon am Start überholt hatte und somit seine Zwei-Punkte-Führung sogar ausbaute. „Jetzt haben wir halt Silber bei den Fahrern und Gold bei den Konstrukteuren. Aber das ist auch okay“, sagte Haug ungewohnt gleichmütig. Fast scheint es, als ob sich Haug schlechte Gedanken verboten hätte.

Sterne weinen nicht. Schließlich ist der kommende Sonntag für ihn und Mercedes noch wichtiger. Und da sollte das Ergebnis am Ende andersrum sein. Der Silberstreif: Haug und Mercedes wollen nach neun Jahren endlich wieder die Formel-1-Weltmeisterschaft gewinnen. Lewis Hamilton liegt in der Fahrerwertung vor dem letzten Rennen in Brasilien (Sonntag, 19 Uhr, RTL und Premiere live) sieben Punkte vor Ferrari-Mann Felipe Massa. „Das wird am Sonntag kein Selbstläufer“, sagt Haug trotzdem. Zu tief sitzt schließlich noch die Enttäuschung aus der letzten Saison, als Hamilton mit sieben Punkten Vorsprung auf Ferrari-Mann Kimi Räikkönen nach Brasilien gereist war – und am Ende nur Vize-Weltmeister wurde. Auch letztes Jahr war Mercedes als Vize-DTM-Meister von Hockenheim nach Brasilien gereist.

Abergläubische Menschen könnten jetzt mit gutem Grund nervös werden. Doch abergläubisch, das ist Haug nicht. „DTM und Formel 1 – das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe“, sagt er. Tatsächlich waren die Titelchancen di Restas in der DTM geringer als die von Lewis Hamilton in der Formel 1. Letzterer geht vor dem Finale in Sao Paulo mit einem komfortablen Vorsprung ins Rennen. Und trotzdem wird die restliche Woche für Haug jetzt zum Nervenspiel. Natürlich hofft er, dass Hamilton sich am Sonntag aus allen Scharmützeln heraushält und das Auto nicht unterwegs verreckt. „Lewis wird genauso fokussiert sein wie das Team, um die notwendigen Punkte zu holen“, sagt Haug. Sicher sein kann er sich aber nicht. Doch negative Gedanken, die hat Haug sich ja am Sonntag schon verboten.

Filippo Cataldo

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