Hansbrough geht: Rotes Missverständnis
Ben Hansbrough hat an Weihnachten den FC Bayern verlassen. Der Star-Zugang aus den USA ist in München nie richtig angekommen – sein Abschied bereitet Trainer Dirk Bauermann Personalsorgen.
München - Die Erwartungen an Ben Hansbrough waren groß, von Seiten der Fans, als auch der Verantwortlichen des FC Bayern. Der prädestinierte NBA-Spieler und College-Star hätte das Potential, einer der besten Spieler der Bundesliga zu werden – glaubte man zu Beginn der Saison.
An Weihnachten teilten die Bayern nun mit, den 24-Jährigen – wie es sein Wunsch gewesen sei – aus seinem Vertrag entlassen zu haben. München und Hansbrough, das hat nie richtig zusammengepasst.
Der Absolvent der Universität von Notre Dame hat nie zuvor außerhalb der USA Basketball gespielt, geschweige denn gelebt, er ist ein Junge vom Land, den es in eine Großstadt einer anderen Kultur verschlagen hatte. In den Disziplin-Basketball von Trainer Dirk Bauermann hat er als Freigeist auf dem Parkett nie hineingefunden. Und trotzdem verwundert der Zeitpunkt seines Abschieds. „Ich hatte den Eindruck, dass er sich in der letzten Zeit positiv entwickelt hatte”, sagt Bauermann.
Nach Wochen der Nicht-Berücksichtigung bekam Hansbrough zuletzt wieder Spielminuten und Verantwortung – aber immer nur als Ersatz von Kapitän Steffen Hamann. „Er war offenbar mit seiner Rolle in der Mannschaft nicht zufrieden”, sagt Bauermann, der Hansbrough mehrfach öffentlich wegen seines mangelnden Verständnisses für den europäischen Basketball scharf kritisiert hatte.
Ungewöhnlich für einen Trainer, der sich sonst zumeinst schützend vor seine Spieler stellt. Aber im Fall Hansbrough offenbar ein von Bauermann ganz bewusst gewähltes Mittel der Disziplinierung. Zwar trommeln hartgesottene Bayern-Fans in den sozialen Netzwerken massiv gegen Bauermann als Alleinverantwortlichen für den Misserfolg des verheißungsvollen Talents Hansbrough, den tatsächlichen Beweis seiner Qualität ist Hansbrough in seiner Zeit beim FC Bayern allerdings schuldig geblieben.
Im Gegenteil: Zu seinem zweifelsohne großen Talent gesellt sich offenbar eine nicht besonders ausgeprägte Lernbereitschaft – die für den Übergang vom US-Basketball zum europäischen Team-Spiel eigentlich notwendig gewesen wäre.
Durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Je’Kel Foster und Bastian Doreth schmerzt der Abgang den Bayern, die zuletzt am 23. Dezember in Würzburg erneut ein Auswärtsspiel verloren haben, aber dennoch: „Auf den Außenpositionen sind wir jetzt sehr dünn besetzt”, sagt Bauermann, der eine Neuverpflichtung weiter ausschließt.
Foster, der beste Spieler der Bayern auf den kleinen Positionen, soll Mitte Januar zurückkommen. Talent Doreth ebenfalls – er muss sich nach halbjähriger Pause aber neu im Bundesligakader der Bayern einfinden.
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