Hannawald am TV: Daumendrücken für Schmitt & Co.

Whistler (dpa) - So kurz vor Olympia denkt auch Sven Hannawald an bessere Tage der deutschen Skispringer zurück. «Dann kommen Erinnerungen an Salt Lake City, wie es da damals war», sagte der viermalige Weltmeister vor den Winterspielen in Vancouver.
von  Abendzeitung
Sven Hannawald während eines Interviews im Januar in München.
Sven Hannawald während eines Interviews im Januar in München. © dpa

Whistler (dpa) - So kurz vor Olympia denkt auch Sven Hannawald an bessere Tage der deutschen Skispringer zurück. «Dann kommen Erinnerungen an Salt Lake City, wie es da damals war», sagte der viermalige Weltmeister vor den Winterspielen in Vancouver.

Damals, im Februar 2002, flogen Hannawald, Martin Schmitt, Stephan Hocke und Michael Uhrmann zu olympischem Gold. Acht Jahre später wäre für das Team um Stehaufmännchen Schmitt schon Bronze ein Erfolg. «Man hofft, dass die deutschen Springer konkurrenzfähig sind und vielleicht eine Medaille mit nach Hause bringen», sagt Hannawald.

Abgeschrieben hat Hannawald, der seine erfolgreiche Laufbahn 2005 wegen eines Burn-outs beendete, die Weggefährten von einst aber nicht. Bei Uhrmann blitze bei Einzelsprüngen das Können auf, sagte der zweimalige Olympia-Silbermedaillengewinner. Und «für Martin» hoffe er vor allem, «dass er den Stress der vorolympischen Zeit durchsteht. Die Grundvoraussetzung ist, dass er fit ist.» Zuletzt gönnte sich Schmitt, körperlich ausgezehrt, eine vierwöchige Wettkampfpause, ehe er mit viel Zuversicht kurz vor den Winterspielen auf die Schanze zurückkehrte.

Zu den Favoriten auf die Einzelsiege zählen für Hannawald andere. Der Vierschanzentourneesieger von 2001/02 sieht die Österreicher Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler sowie den Schweizer Simon Ammann in der Pole-Position, hält aber auch Außenseiter-Siege für möglich. «In Kanada bin ich mit einer Prognose vorsichtig, weil ich weiß, dass da die Bedingungen unterschiedlich sein können. Es können schwierige Wettkämpfe werden. Schlierenzauer, Kofler, Ammann sind die Favoriten, aber eine Überraschung kann es trotzdem geben», sagte Hannawald.

Vielleicht sogar durch die deutschen Springer, auch wenn die goldenen Zeiten längst vorbei sind. «Man kann die Situation nicht mehr so vergleichen wie in den Jahren bei uns. Es ist ähnlich wie beim Tennis, wo viele den Becker- oder Graf-Zeiten nachsehnen. Im Moment gibt es solche Leute nicht», meinte Hannawald. Potenzial beim Nachwuchs sieht er dennoch, auch wenn «die jungen Leute nicht mehr die Zeit haben, sich entwickeln zu können. Sobald sie ein gutes Ergebnis haben, werden sie gleich als Himmelsstürmer gehandelt und kriegen keine Zeit, das alles zu stabilisieren», sagte der 35-Jährige. Dies treffe auch auf Pascal Bodmer und Andreas Wank zu. «Talent ist vorhanden, aber jetzt steht die Arbeit an, um es auf Weltniveau zu bekommen», so Hannawald.

Er selbst gibt künftig als Rennfahrer in der ADAC GT Masters-Serie Vollgas. Mit der neuen Herausforderung im Kopf kann sich der einzige Springer, der bei einer Tournee alle vier Wettbewerbe gewinnen konnte, mittlerweile auch wieder gelassener die Springen hautnah an einer Schanze ansehen. Die Winterspiele wird er allerdings nur als TV-Zuschauer verfolgen. «Bis letztes Jahr war es noch so, dass ich ein komisches Gefühl hatte, als ich vor Ort war. Jetzt genieße ich es einfach», sagte der Wahl-Münchner, der hier und da sogar «etwas Gänsehaut» verspürt.

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