Handball-WM: In Deutschland droht der TV-Blackout

Eine Lösung des TV-Problems scheint wenige Tage vor Beginn der Handball-WM in Frankreich ausgeschlossen. Der DHB gibt dabei kein gutes Bild ab.
von  AZ/dpa
Deutsche TV-Zuschauer müssen wohl auf die kommende Handball-WM verzichten. (Archivbild)
Deutsche TV-Zuschauer müssen wohl auf die kommende Handball-WM verzichten. (Archivbild) © dpa

Berlin - Der Deutsche Handball-Bund sorgt wenige Tage vor der WM für Verwirrung und macht aus dem TV-Problem ein TV-Chaos. "Es gibt keinen neuen Stand. Wir sind da nicht am verhandeln", sagte am Donnerstag DHB-Generalsekretär Mark Schober. Am Tag zuvor hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning noch betont: "Wir müssen jetzt halt versuchen, irgendwie eigenständig etwas auf die Beine zu stellen." Er hatte zudem erklärt, dass er auf das Verhandlungsgeschick von Präsident Andreas Michelmann setze.

Wie eine Lösung aussehen könnte, ließen Schober, Hannig und Michelmann völlig offen. Ausgeschlossen hatte der DHB nur, selber aktiv zu werden und möglicherweise über die verbandseigene Internetseite bewegte Bilder zu streamen. Mit einem naheliegenden Partner, dem zum DOSB gehörenden Internetanbieter Sportdeutschland.tv, arbeitet der DHB auch nicht zusammen.

"Bad Boys" mit souveränem Sieg gegen Rumänien

"Mit wem der DHB an einer Lösung arbeitet, weiss ich nicht, mit uns aktuell nicht", sagte Geschäftsführer Björn Beinhauer am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Manager von Sportdeutschland.tv zeigte sich verwundert über die Aussagen der DHB-Führung in den vergangenen Tagen.

"Wir sind noch immer offen für eine Lösung", sagte Beinhauer: "Wir könnten sofort loslegen." Allerdings habe der Rechteinhaber beIN Sports vor Monaten über die Agentur Pitch ein Angebot von Sportdeutschland.tv abgelehnt, und es gebe seitdem keinerlei Verhandlungen oder Gespräche.

Handballer haben große Ziele: "Wir sind hungrig"

Der Internetanbieter wird gemeinsam vom Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) und einer Tochtergesellschaft der ProSiebenSat.1-Gruppe betrieben. Bei der Handball-EM vor einem Jahr hatte er alle Spiele gezeigt. DHB-Präsident Michelmann meckerte unterdessen in der "Bild": "Schön, dass sich unsere Politik so mit dem Doping in Russland beschäftigt. Es wäre aber auch schön, wenn sie sich ebenso intensiv mit den TV-Rechten in Deutschland beschäftigen würde."

ARD und ZDF sind definitiv aus dem Rennen

Endgültig ausgestiegen ist auch der Streamingdienst DAZN. Der für den Rechte-Einkauf zuständige Geschäftsführer Kay Dammholz sagte am Donnerstag, "dass wir in dem Bieterverfahren nicht mehr involviert sind". Der seit Sommer in Deutschland aktive Internetanbieter für Live-Sport hatte sich - ähnlich wie der Pay-TV-Sender Sky - vergeblich um Rechte bemüht. "Wir hätten die Handball-WM sehr gerne den Fans auf DAZN präsentiert", sagte Dammholz. Pitch reagierte auf Anfragen nicht.

Eine Lösung scheint inzwischen unmöglich. "Die Spiele nicht im Fernsehen erleben zu können, wäre schon richtig tragisch", sagte der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand der "Nordwest-Zeitung" aus Oldenburg: "Deutschland ist Europameister, die Jungs hätten es verdient." Frei empfangbare TV-Sender wie ARD oder ZDF kommen wegen technischer Restriktionen durch BeIN Sports nicht für WM-Übertragungen in Frage.

Die deutschen Handballer versuchen unterdessen, sich nicht vom drohenden TV-Blackout ablenken zu lassen. "Die Mannschaft beschäftigt das nicht, es liegt nicht in unserer Hand", sagte Teammanager Oliver Roggisch im Trainingslager in Kamen-Kaiserau.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.