Handball ist: einmal im Jahr

In der Olympiahalle spielen heute Titelverteidiger Hamburg und Abo-Meister Kiel um den Supercup.In München ist der Sport inzwischen drittklassig – und wird vom Basketball und Eishockey verdrängt.
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Einer der Superstars beim Supercup: Pascal Hens.
dpa Einer der Superstars beim Supercup: Pascal Hens.

In der Olympiahalle spielen heute Titelverteidiger Hamburg und Abo-Meister Kiel um den Supercup.In München ist der Sport inzwischen drittklassig – und wird vom Basketball und Eishockey verdrängt.

MÜNCHEN Der Hexenkessel ist garantiert. Wenn beim Supercup (20.15 Uhr, sport 1 live) in der Olympiahalle der Abonnement-Meister THW Kiel auf Pokalsieger und Titelverteidiger HSV Hamburg trifft, werden über 8000 Handball-Fans dabei sein. „Die Stimmung in München war immer sehr gut. Da ist richtig was los“, sagt Hamburgs Superstar Pascal Hens. Zumindest bei diesem einen Münchner Handball-Highlight des Jahres.

Denn ansonsten herrscht, was das Thema Spitzenhandball in München angeht, pure Ernüchterung. Die besten Handball-Klubs der Region – TuS Fürstenfeldbruck und der TSV Friedberg – spielen in der 3.Liga. Etwa 500 Zuschauer sind live dabei, wenn man in Fürstenfeldbruck auf Torjagd geht. Vorbei sind die Zeiten, als München im Handball vorne stand. „Das war eine echte Handball-Hochburg hier. Wenn man nicht dem Größenwahn verfallen wäre, hätte man in München immer noch zwei Bundesligisten“, sagt Deutschlands Handballer des Jahrhunderts, Erhard Wunderlich, der selber von 1984 bis 1989 für den TSV Milbertshofen gespielt hat. Der Verein war 1990 Pokalsieger in Deutschland, 1991 gar Europapokalsieger der Pokalsieger, am Ende gab es nur einen Schuldenberg - in Höhe von sieben Millionen Mark. Ähnlich lief es beim MTSV Schwabing, den hatte Ende der 80er Jahre die Münchner Schickeria für sich entdeckt. Deutscher Pokalsieger, Vizemeister. Die Schwabinger setzten auf Show, vor der Partie gegen Großwallstadt wurden Kühe durch die Halle getrieben, um den vermeintlich rural geprägten Gegner zu veräppeln. Am Ende war der MTSV pleite – und selbst die Lachnummer.

Handball droht in München in der Versenkung zu verschwinden. Der EHC München hat es im Eishockey in die DEL geschafft, die Volleyballer von Generali Haching spielen seit Jahren ganz oben mit, und seit der FC Bayern plötzlich eine Basketball für sich entdeckt hat, ist ein weiterer Sport in der öffentlichen Wahrnehmung an den Handballern vorbeigezogen. „Es ist traurig, dass die Bayern auf Basketball und nicht Handball setzen, das macht es für unseren Sport hier schwerer“, sagt Handball-Ikone Stefan Kretzschmar. Die Handballer des FC Bayern spielen übrigens in der Bezirksoberliga.

Gerd Tschochohei, Präsident des bayerischen Handball-Verbandes, fürchtet, dass es noch länger keinen Spitzenhandball in München geben wird: „Der Breitensport hat tolle Zulaufzahlen in Bayern, aber wenn es um Spitzensport geht, haben wir in der Region nicht viel vorzuweisen. Es ist sehr schwierig, sich in München, was Zuschauer und Sponsoren betrifft, breit aufzustellen.“ Eine echte Spielstätte gibt es eh nicht. Die Eishackler und die Basketballer teilen sich die Olympiaeishalle, die Rudi-Sedlmayer-Halle ist keine Option, die Olympiahalle viel zu groß. „Das Engagement der Bayern im Basketball sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Tschochohei, „als Sportfan freue ich mich, dass die Bayern nicht mehr nur auf Fußball setzen, aber es macht es für uns nicht leichter.“

Trotzdem hält man am Standort München für den Supercup mindestens bis 2012 fest. „München ist in jeder Hinsicht ein fantastischer Standort, Bayern ein großer Sport- und Handballmarkt“, erklärt Mark Schober, Marketingleiter der Handball-Bundesliga. Ein Markt, den es zu erobern gilt.

Matthias Kerber

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