Handball-EM: Kroatien bangt um Hoffnungsträger Domagoj Duvnjak

Der Auftaktsieg von Gastgeber Kroatien wurde von der erneuten Verletzung von Kapitän Domagoj Duvnjak überschattet. Der Kieler Superstar droht für die gesamte EM auszufallen. Die DHB-Auswahl greift am heutigen Samstag ins Geschehen ein.
von  sid
Kroatiens verletzter Spieler Domagoj Duvnjak (Mitte) wird von seinem Teamkollegen Igor Vori (rechts) vom Platz begleitet.
Kroatiens verletzter Spieler Domagoj Duvnjak (Mitte) wird von seinem Teamkollegen Igor Vori (rechts) vom Platz begleitet. © Ludvig Thunman/Bildbyran via ZUMA Wire/dpa

Split - Der Hexenkessel von Split verstummte schlagartig. Gastgeber Kroatien feierte eine ausgelassene Handball-Party, führte gegen den serbischen Erzrivalen längst uneinholbar, da sackte Domagoj Duvnjak zusammen. Der kroatische Kapitän, Superstar vom THW Kiel und Hoffnungsträger einer ganzen Nation, lag auf dem Hallenboden und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Wade.

"Ich mache mir Sorgen", sagte Kroatiens Trainer Lino Cervar mit ernstem Gesicht. Die Freude über den glanzvollen 32:22-Erfolg zum Start in die Heim-EM rückte schnell in den Hintergrund. Die Schwere der Muskelverletzung, die er sich dreieinhalb Minuten vor dem Ende der Partie ohne gegnerische Einwirkung zuzog, stand auch am Samstagvormittag noch nicht fest, den Rest der Vorrunde wird Duvnjak aber gewiss verpassen.

Im schlimmsten Fall droht sogar das Turnieraus. Ausgerechnet Duvnjak. Sieben lange Monate war der Kieler Rückraumspieler zuletzt wegen einer Knieverletzung ausgefallen und hatte erst im Dezember sein Comeback gefeiert. Nun der erneute Rückschlag. "Duvnjak ist unser bester Spieler, er ist der Chef des Angriffs und ich möchte nicht glauben, dass wir ihn verloren haben", sagte Kroatiens Abwehrchef Jakov Gojun von den Füchsen Berlin.

Duvnjak. "Unser ganzes Land wünscht sich den Sieg"

Duvnjak war voller Vorfreude und Motivation in die EM gestartet. Monatelang hatte er sich in der Reha gequält für seinen großen Traum, für die Mission Gold bei der EM in seiner Heimat Kroatien. "Unser ganzes Land wünscht sich den Sieg, erwartet aber zumindest eine Medaille", hatte er vor dem Turnier gesagt. Seinen unschätzbaren Wert für ein Team bewies Duvnjak zuletzt beim THW Kiel.

Ohne seinen Topspieler rutschte der deutsche Rekordmeister in die Krise. Erst Anfang Dezember, 228 Tage nach dem Eingriff an der Patellasehne am linken Knie, feierte Duvnjak seine Rückkehr auf das Handballfeld. Kiel siegte seither fünfmal in Serie, Duvnjak schien bereit für die EM. Dabei hatte Klubcoach Alfred Gislason seinem Schützling einen EM-Verzicht öffentlich nahelegt. "Das Schlaueste wäre es für alle Beteiligten, er würde bei der EM gar nicht spielen", hatte Gislason im Vorfeld des Turniers in Sorge um seinen Leader gesagt.

Doch Duvnjak wollte sich seinen Traum vom ersten internationalen Titel unbedingt in der Heimat erfüllen. Dieser Traum hängt nun am seidenen Faden. "Ich möchte nichts vorhersagen", sagte Kroatiens Rechtsaußen Zlatko Horvat, "aber es war nicht nur ein normaler Krampf. Wir hoffen, dass Dule so schnell wie möglich zurückkehrt." 

Handball-EM: Traumstart für die Gastgeber 

Der gastgebende Turnierfavorit Kroatien erwischte bei der Europameisterschaft einen Traumstart: Die Mannschaft besiegte in ihrem ersten Spiel in der Gruppe B den Erzrivalen Serbien mit 32:22 (14:9). Weltmeister Frankreich mühte sich in seinem Auftaktspiel in Staffel A gegen Norwegen zu einem 32:31 (15:17).

15.000 mehrheitlich kroatische Zuschauer verwandelten die Arena in Split in einen Hexenkessel. Die Fans der "Kauboji" pfiffen die Serben bereits beim Abspielen der Nationalhymne nieder, die deutschen Top-Schiedsrichter Lars Geipel und Marcus Helbig hatten einige Arbeit. Duvnjak, erst vor wenigen Wochen von hartnäckigen Patellasehnenproblemen genesen, war zweimal erfolgreich. Beste Torschütze der Kroaten waren Luka Stepancic und Manuel Strelek mit je sechs Treffern.

Niederlage für Rekord-Europameister Schweden

Bei der Neuauflage des letztjährigen WM-Endspiels glückte den Norwegern um ein Haar die Revanche gegen das französische Starensemble um den früheren Kieler Nikola Karabatic. Bis in die Schlussminuten lagen die Skandinavier um ihren besten Torschützen Kent Robin Tönnesen (8) in der zweiten Hälfte durchgehend in Führung. Der Flensburger Kentin Mahe avancierte mit ebenfalls acht Treffern zum Matchwinner der Equipe tricolore.

Im zweiten Spiel der Kroatien-Gruppe unterlag Rekord-Europameister Schweden der Auswahl Islands nach einer indiskutablen Vorstellung in der ersten Hälfte mit 24:26 (8:15). Aufseiten der Isländer war Gudjon Valur Sigurdsson vom deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen fünfmal erfolgreich, damit egalisierte der 38 Jahre alte Linksaußen die Weltrekordmarke für Länderspieltore des Ungarn Peter Kovacs (1797).

In Gruppe B mit Porec als Spielort kassierte Österreich gegen die Auswahl Weißrusslands ein 26:27 (12:14).

Titelverteidiger Deutschland trifft bei seinem ersten Auftritt in Gruppe C am Samstag in Zagreb (17.15 Uhr/ZDF) auf Montenegro.

Lesen Sie hier: Alle Infos zur Handball-EM 2018

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