Hamilton gewinnt: Zu schnell für Vettel
Dem Weltmeister platzt beim vorletzten Rennen der Saison in Abu Dhabi nach 18 Sekunden der Reifen – und auch sein Versuch, sein musikalisches Idol Paul McCartney zu treffen, scheitert kläglich
ABU DHABI Rekorde, hatte Sebastian Vettel betont, seien nur ein Randaspekt für ihn, den Weltmeister. Da es nach dem Qualifying in Abu Dhabi aber danach aussah, als sollte der Red-Bull-Pilot nicht nur den Pole-Position-Rekord von Nigel Mansell knacken, sondern auch noch die Michael-Schumacher-Bestmarke in Sachen Saisonsiege, da verkündete Red-Bull-Berater Helmut Marko: „Rekorde interessieren ihn schon, und er achtet auch darauf.” Schade eigentlich, denn Schumachers 13 Triumphe aus dem Jahr 2004 bleiben vorerst unangetastet. Zum 14. Mal von der Pole gestartet – und somit ebenso gut wie Mansell 1992 – war das Rennen für den 24-Jährigen gestern bereits nach 18 Sekunden und zwei Kurven vorbei. Rechter Hinterreifen geplatzt, Felge kaputt, Radaufhängung defekt – das Ende.
„Da war er vollkommen schuldlos”, sagte RTL-Experte Niki Lauda, der sich mit den Weltmeister kurz nach dem Aus unterhalten hatte, „da ist einfach der Reifen von der Felge gesprungen. Sein Start war ja perfekt.”
Es war der erste Ausfall für den Heppenheimer seit dem Grand Prix von Südkorea 2010. Doch so wirklich frustriert wirkte Vettel trotz der entgangenen Bestmarke nicht. Vettel nahm an der Red-Bull-Box Platz und verfolgte das Rennen, dass McLaren-Pilot Lewis Hamilton vor Ferrari-Star Fernando Alonso und Jenson Button im zweiten McLaren für sich entschied, am Computer. Was ihn wohl mehr wurmte als sein Ausfall – seine gescheiterte Jagd nach einem gemeinsamen Foto mit seinem musikalischen Idol Paul McCartney.
Am Samstag hatte der frühere Beatle das Training in Abu Dhabi besucht – und Vettel, seit Jahren großer Fan der legendären Band aus Liverpool, war losgezogen, um sich mit McCartney fotografieren zu lassen. Doch die Suche nach dem ehemaligen Sänger und Bassisten der Fab Four blieb erfolglos. McCartney war zu schnell (weg) für Vettel. „Wir haben uns leider verpasst”, sagte Vettel, „dabei hatte ich extra den Fotoapparat dabei und wollte ein Foto mit ihm machen.”
Darauf angesprochen, dass McCartney ihn zuvor bei einem Interview gebeten hatte, „den britischen Jungs im Rennen den Vortritt zu lassen”, hatte der 24-Jährige spontan gemeint: „Es ist normal, dass er seine Landsleute anfeuert. Ich hoffe, ich kann ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen.” Was bekanntlich gründlich schief ging. Tatsächlich siegte mit Hamilton – wunschgemäß für McCartney – ein Brite.
An Vettels Vorliebe für die Fab Four ändert sich jedoch nichts. Nach seinem Titelgewinn vor wenigen Wochen hatte der Champion in einer Karaoke-Bar selbst den Beatle gegeben: „Ich habe Yellow Submarine und Hey Jude gesungen.” Dass er als 24-Jähriger auf eine Band steht, die sich 18 Jahre vor seiner Geburt aufgelöst hat? Vater Norbert hatte ihn einst mit den Pilzköpfen vertraut gemacht. „Er hat mir von vielen früheren Bands erzählt, aber bei den Beatles bin ich hängen geblieben”, erzählte Vettel im „Rolling Stone”: „Da habe ich mich richtig vorgearbeitet, Album für Album.” Die coolsten Alben des Quartetts seien übrigens Abbey Road und Magical Mystery Tour.
Seine persönliche Magical Mystery Tour endete zwar gestern im Kiesbett, aber Weltmeister ist Vettel ja eh schon.