Hambüchen schreibt Turn-Geschichte

Einen Tag nach seinem Sturz hat Fabian Hambüchen als erster Deutscher den Mehrkampf-Titel bei einer Turn-Europameisterschaft gewonnen. Ausgerechnet am Reck machte der Weltmeister die Goldmedaille perfekt.
von  Abendzeitung
Fabian Hambüchen schafft den Weltrekord.
Fabian Hambüchen schafft den Weltrekord. © dpa

Einen Tag nach seinem Sturz hat Fabian Hambüchen als erster Deutscher den Mehrkampf-Titel bei einer Turn-Europameisterschaft gewonnen. Ausgerechnet am Reck machte der Weltmeister die Goldmedaille perfekt.

Der Poker ging auf, die Sicherheits-Variante passte phänomenal: Fabian Hambüchen hat am Samstag in Mailand Turn-Geschichte geschrieben und als erster Deutscher in der 54-jährigen Historie von Turn-Europameisterschaften den Mehrkampf-Titel gewonnen. Mit 89,175 Punkten erwies sich der 21 Jahre alte Hesse als bester Allrounder im Feld der 24 Finalisten und verwies trotz zwei Fehlern die gleichfalls nicht perfekt turnenden Daniel Keatings (Großbritannien/88,275) und Juri Rjasanow (Russland/88,200) auf die Plätze.

Philipp Boy auf Rang vier

Für die bislang besten EM-Platzierungen der Deutschen hatten Hambüchen selbst vor zwei Jahren und Altmeister Eberhard Gienger 1975 als jeweilige Zweite der Mehrkampf-Konkurrenzen von Amsterdam und Bern gesorgt. Den deutschen Erfolg komplettierte der Cottbuser Philipp Boy mit einem hervorragenden vierten Platz. Der Schlüssel zum Sieg war der Auftritt am Reck, an dem er tags zuvor den Einzug in das Gerätefinale und damit seinen vierten Titel am «Königsgerät» verpasst hatte. Hambüchen ließ diesmal den risikoreichen Kolman-Salto weg und blieb trotz eines kleinen Wacklers beim Adler am Gerät. «Natürlich habe ich mich über die verpasste Reck-Chance geärgert. Aber umso motivierter war ich für den Mehrkampf», hatte Hambüchen schon vor dem Wettkampf angekündigt.

Gelungener Poker am Reck

Der Angriff auf den ersehnten Titel begann für Hambüchen mit einer exakten Darbietung an den Ringen. Mit seinem Jurtschenko-Sprung setzte er sich erstmals an die Spitze, die er bis zum Ende der Konkurrenz nicht mehr abgab. Selbst ein Strauchler am Barren beim überdrehten Schwungteil brachte ihn nicht mehr von der Siegesstraße ab. Nach dem gelungenen Reck-Poker brillierte er am Boden und meldete mit 15,50 Punkten Ansprüche auf eine weitere Medaille am Sonntag an. So ging Hambüchen mit dem beruhigenden Vorsprung von zwei Punkten auf die Verfolger an das letzte Gerät. Nachdem er auch am einstigen «Zitter-Pferd» sauber durchkam, gab es für den Champion kein Halten mehr. Er stieß die Fäuste in die Luft, jubelte mit den Trainern und genoss die Ovationen der Publikums.

Anja Brinker überzeugt bei den Damen

Zuvor hatte Anja Brinker auf Platz acht der Frauen-Konkurrenz den bisher erfolgreichsten Vierkampf ihrer Karriere absolviert und sich gegenüber dem Championat von Amsterdam 2007 um zwei Plätze verbessert. «Ich hätte nie gedacht, dass ich die Leistungen aus der Qualifikation noch verbessern kann. Ich bin rundum zufrieden, besser ging es nicht», meinte die Gymnasiastin aus Herkenrath, die mit 15,00 die beste Barren-Übung anbot und Hoffnungen für das Finale am Sonntag weckte. Den Titel holte die erst 16 Jahre alte Ksenia Semjonowa, die damit das Dutzend russischer Mehrkampfsiege voll machte. Mit 58,175 Punkten verwies sie ihre Teamgefährtin Ksenia Afanasjewa auf Platz zwei. Ariella Kaeslin erkämpfte mit Bronze die erste Medaille für die Schweiz in der EM-Geschichte. (Frank Thomas, dpa)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.