Hamann: Klicken für den Käpt'n
MÜNCHEN Auch das klare 89:53 über LTI Gießen konnte Bayern-Trainer Dirk Bauermann nicht wirklich milde stimmen – und das trotz des ersten Sieges nach zuletzt drei Niederlagen. Die Pressekonferenz war offiziell beendet, da erhob der Coach seine Stimme: „Eines will ich kurz noch sagen."
Bauermann legte los, ungefragt, aber mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für seinen Lieblingsspieler: „Steffen Hamann ist seit zehn Jahren Nationalspieler und seit sieben im DBB-Team. Im Augenblick zählt er nicht zu den zehn auserwählten Deutschen für das Allstar-Spiel – das ist unglaublich. Mehr noch: Das ist ein Mangel an Respekt!"
Wie ein im Stolz verletzter Vater, der sich vehement für seinen Zögling einsetzt, so kämpft Bauermann nun für Hamann, mit dem er schon in Bamberg um im Nationalteam gearbeitet und den er nun im Sommer 2010 nach München geholt hatte. So war es auch eine Rüge für den Basketball-Anhang der Bayern, die Bauermann da losließ: „Vielleicht wissen die Münchner nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, diese Wahl zu beeinflussen?"
Im Allstar-Spiel der Beko-BBL spielen die zehn besten Deutschen gegen die zehn besten Ausländer der Liga. Die Fans können über die Nominierungen abstimmen – online auf www.allstarday.de – „Also, Freunde, wählen!”, forderte Bauermann. „Und zwar den Jungen nicht nur in die Top 10, sondern in die erste Fünf. Es hat es kein Spieler in den letzten Jahren mehr verdient als Steffen Hamann."
Doch warum gehört Hamann, ein Spezl von Bayern-Star Bastian Schweinsteiger, derzeit nicht zu den Top 10 auf der Fan-Liste? „Vermeintliche Basketball-Experten haben sich zu Unrecht auf Hamann eingeschossen”, sagt Sport1-Reporter Frank Buschmann der AZ. „Er verteidigt hart, teils mit unfairen Mitteln und polarisiert. Das kommt bei manchen Fans nicht gut an. Das i-Tüpfelchen ist, dass er nun bei den Bayern spielt, die stark polarisieren. Aber Hamann ist einer der herausragenden Basketballer, er gehört ins Allstar-Team.”
Zudem spielt er eine sehr gute Saison – und ist zumindest in der eigenen Mannschaft beliebt, sogar beim Konkurrenten um den Platz auf dem Parkett. „Er hilft mir ungemein, auf und neben dem Platz”, sagt Mitspieler Ben Hanbsrough, die beiden konkurrieren auf der Spielmacher-Position. „Wir sind keine Rivalen, sondern Freunde und helfen uns gegenseitig."
Hansbrough, der nach seinem Wechsel vom US-College zum FC Bayern große Probleme hatte, sagt nun: „Wegen Steffen habe ich wieder Spaß am Basketball. Es war eine schwere Zeit für mich, das Einleben, die Umstellung, doch nun läuft es besser. Steffen hat mir geholfen.”
Wenigstens Lehrling Hansbrough wird also für Meister Hamann stimmen. Doch das wird Bauermann genügen.