Hamann-Analyse: Wer wird Basketball-Meister?

Bayern, Bamberg oder Berlin – wer wird neuer Basketball-Meister? In der AZ analysiert Bayerns Ex-Kapitän Hamann die Favoriten.
von  Florian Schmidt-Sommerfeld
Alba gegen Bayern: "Ein Duell zweier Schwergewichtsboxer", sagt Hamann. Er gewann mit Bayern 2014 die Meisterschaft.
Alba gegen Bayern: "Ein Duell zweier Schwergewichtsboxer", sagt Hamann. Er gewann mit Bayern 2014 die Meisterschaft. © dpa

München – Die Meisterschaft gewinnt eines der drei „großen Bs“ – was sich die ganze Saison über angedeutet hatte, wird mehr und mehr zur Gewissheit. Bayern, Bamberg und Berlin haben sich im Playoff-Viertelfinale souverän durchgesetzt, nur die Bayern verloren überhaupt ein Spiel. Ob nun noch Bonn oder Ulm in das Halbfinale einzieht (Entscheidung Mittwoch 18.30 Uhr), spielt für Bayerns Ex-Kapitän Steffen Hamann in Sachen Basketball-Meisterschaft keine Rolle.

Berlin, Bamberg, Bayern

„Die drei Bs machen es definitiv unter sich aus. Ich habe dieses Jahr viele Spiele gesehen, ob im Fernsehen, in Bamberg oder in München. Ich sehe einfach die enorme Qualität bei diesen drei Mannschaften, die Teams dahinter fallen schon ab“, sagt Hamann, der bis auf eine halbe Saison in Bologna seine komplette Profi-Karriere in Bamberg (1999-2006 und 2007-2008), Berlin (2008-2010) und München (2010-2014) verbracht und drei Meisterschaften gewonnen hat.

Bamberg Top-Favorit

Der größte Titel-Favorit sind dieses Jahr die Bamberger, die alle 17 Bundesliga-Heimspiele gewonnen und als Tabellenführer in den kompletten Playoffs Heimrecht haben. Im Halbfinale treffen sie auf Bonn oder Ulm. „Die Frage ist, wie Bamberg reagiert, wenn sie mal ein Heimspiel verlieren, was lange nicht passiert ist. Besonders die Bayern oder Berlin können ein Spiel klauen“, so Hamann. „Nominell sind sie sehr stark besetzt und ich habe die Jungs auch ein bisschen kennengelernt in Bamberg. Das ist eine eingeschworene Truppe mit einem verrückten Trainer.“

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Andrea Trinchieri hat in Bamberg die hervorragenden Einzelspieler zu einem Kollektiv geformt, angeführt vom überragenden Aufbauspieler Brad Wanamaker. Drei der vier Begegnungen in dieser Saison gewannen aber die Bayern. Im Eurocup verpasste man dem Konkurrenten zwei herbe Klatschen, gewann mit 38 und 24 Punkten Unterschied. Das letzte Aufeinandertreffen vor einem Monat drehte Bayerntrainer Svetislav Pesic im Schlussviertel mit einem taktischen Kniff zugunsten seiner Mannschaft. „Er hat clevererweise und unerwartet die Zonenverteidigung ausgepackt. Es war deutlich zu erkennen, dass Bamberg so der Zahn gezogen wurde“, erklärt Hamann.

So knackte Bayern Alba

Mit einem ähnlichen Geniestreich gewann der amtierende Meister auch das letzte Duell gegen Alba Berlin Ende April. Einen 13-Punkte-Rückstand drehten die Bayern im Schlussviertel in einen Sieg, weil Pesic seine Spieler über das komplette Spielfeld doppeln ließ und die Berliner so völlig den Rhythmus verloren. Alba hat von den drei Meisterschafts-Favoriten dennoch die beeindruckendste Saison gespielt. Der zum Bundesligatrainer des Jahres gewählte Sasa Obradovic verpasste mit seinem Team nur wegen des verlorenen direkten Vergleichs gegen Schwergewicht Panathinaikos Athen das Euroleague-Viertelfinale.

Es kommt auf die mentale Stärke an

Die hohe Belastung kostete die Berliner, die lange ungeschlagen die Bundesliga anführten, allerdings noch die Tabellenführung. Alba spielt in den letzten Wochen nicht mehr in der Galaform wie noch in der Euroleague. Das könnte Bayerns Chance im Halbfinale sein, das am Sonntag (17 Uhr) in Berlin beginnt und am Donnerstag, 28. Mai, um 19.30 Uhr im Audi Dome fortgesetzt wird. „Im Halbfinale kommt es auf die mentale und physische Fitness an“, erklärt Hamann. „Bei München gegen Berlin ist die mentale Belastung enorm. Wir haben letztes Jahr dort den Meistertitel geholt, vielleicht klebt das Parkett noch ein bisschen von unserem Champagner. Das wird wieder ein Duell zweier Schwergewichtsboxer auf Augenhöhe“, freut sich der damalige Kapitän auf die Wiederlauflage des letztjährigen Finals.

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