Halmich und der Super-Hammer
AZ: Frau Halmich, am Samstag fungieren Sie als Co-Kommentatorin bei „Petko’s Fight Night“ in München. Dort tritt unter anderem Christina Hammer im Rematch gegen Kali Reis an. Hammer traut man zu, dass Sie eines Tages Ihre Nachfolge als deutsche Box-Queen antreten könnte.
REGINA HALMICH: Ja, ich bin sicher, dass Christina das Zeug hat, eine Große im Boxsport zu werden. Sie bringt alles mit. Sie kann wirklich gut boxen, das ist außer Frage. Das Rematch gegen Kali Reis finde ich auch richtig. Hammer hat ja den ersten Kampf klar gewonnen, war aber in der zehnten Runde auf dem Boden. Keiner wird sich darüber mehr geärgert haben als sie. Das will sie gerade rücken, denn nochmal sollte ihr das nicht passieren. Und das wird es auch nicht. Zudem ist Christina auch eine, die weiß, dass es mehr braucht, als die reinen sportlichen Fähigkeiten, um sich aus der Masse hervorzuheben.
Und zwar?
Dafür braucht es eine gute Vermarktung. Nehmen Sie die Klitschkos. Ohne eine wirklich grandiose Vermarktung wären das nur zwei Schwergewichtsboxer gewesen, so aber wurden sie zu Boxhelden, die jeder kennt. Hammer zeigt, dass sie das verstanden hat. Ich finde Christina super und kann mir gut vorstellen, dass sie dem Frauenboxen in Deutschland wieder einen Push gibt.
Das Frauenboxen ist nach Ihrem Rücktritt 2007 fast in der Versenkung verschwunden, steckt in einer schweren Krise.
Ich denke, diese Schlussfolgerung ist zu kurz gegriffen. Nicht das Frauenboxen steckt in einer Krise, sondern der gesamte Boxsport in Deutschland. Das ist die Konsequenz aus den Versäumnissen der Vergangenheit. Es gab viel zu viele Missmatches, als man unseren Boxern Gegnern vorgesetzt hat, die einfach nicht die nötige Qualität hatten. Außerdem all die Fehlurteile der letzten Jahre. Die Zuschauer sind ja nicht blöd, die haben das mitgekriegt und strafen die Boxställe und die Sender jetzt ab. Aus diesem Dilemma kommt man auch nur mit viel harter Arbeit und Ehrlichkeit raus. Nur weil etwas als WM-Kampf verkauft wird, ist es noch lang kein hochklassiger Fight. Wir müssen alle aufpassen, dass Boxen nicht zu einer reinen Nischensportart verkommt.
Sie sprachen die Vermarktung an: Ihr Durchbruch kam, als Sie einen Showkampf im Fernsehen gegen TV-Lästermaul Stefan Raab bestritten.
Stimmt, da muss man nicht drumherum reden. Da hat mich die breite Öffentlichkeit erst wahrgenommen. Aber ich habe mich danach nicht auf den Lorbeeren ausgeruht. Die Zuschauer vom Raab-Kampf schauen sich vielleicht einen meiner normalen Fights an, aber wenn da die Leistung nicht stimmt, sind sie auch gleich wieder weg. Vermarktung darf nicht auf einem einmaligen Event basieren.
Sie haben sich ja auch dann für den „Playboy“ entblättert. Würden Sie dies Christina Hammer auch empfehlen?
Das muss sie selber wissen, ich glaube nicht, dass es absolut notwendig ist, die Zeiten haben sich da auch geändert. Wenn es zu ihr passt, dann sorgt das natürlich immer noch für Aufmerksamkeit, aber es muss authentisch sein. Für mich hat es gepasst, aber Susi Kentikian etwa hat sich damit immer unwohl gefühlt und es nicht gemacht. Ich würde Christian nur dazu raten, wenn sie als Mensch, als Frau zu hundert Prozent dahintersteht.
Alexander Petkovic veranstaltet den Kampftag in München. Den kennen Sie aus gemeinsamen Boxerzeiten bestens. Sie waren beide beim Boxstall Universum.
Ich finde toll, dass Petko das macht. Und ich finde das auch sehr mutig, viel Geld wird er erstmal damit nicht verdienen. Aber alle, denen der Boxsport am Herzen liegt, müssen in dieser schwierigen Zeit zusammenhalten. Daher unterstütze ich ihn voll.
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