Haching-Kapitän Liefke: „Unsere Liebe war geheim“

Hachings Kapitän Marco Liefke über Freundin Gosia, seine Herz-OP und das Finale gegen Friedrichshafen.
Herr Liefke, Sie haben in Ihrer Karriere schon fünf Endspiele gespielt und alle gewonnen. Da haben Sie ja allen Grund, ganz cool zu bleiben, wenn Sie mit Generali Haching am Sonntag das erste Finale um die Meisterschaft gegen Friedrichshafen bestreiten, oder?
MARCO LIEFKE: Jetzt bin ich cool. Aber als wir das Entscheidungsspiel von unserem Finalgegner Friedrichshafen mit der Mannschaft geschaut haben, war ich schon ein bisschen nervös. Andererseits kann ich auch nicht eine ganze Woche lang nervös sein. Zum Spiel wird das mehr werden, weil wir das Ding gewinnen wollen. Gerade Sonntag zu Hause wird es wichtig sein, mit einem Sieg zu starten. Anspannung ist ja auch gut für Erfolg.
Ist die Vorbereitung diesmal eine besondere?
Nein. Man sollte jetzt nicht anfangen, irgendwelche wilden Übungen zu machen, die man sonst nicht macht. Ich werde jetzt abends nicht wild feiern gehen, was aber nicht heißt, dass ich kein Bier trinke. Nur die Haxe im Biergarten lasse ich gerade weg und gehe abends rechtzeitig ins Bett. Dafür esse ich lieber eine Makrele, die hat vorm Halbfinale schon nicht geschadet.
Und Ihre Freundin Gosia ist immer bei Ihnen.
Ja. Wir haben uns in Polen bei meinem letzten Verein Jadarsport Radom kennengelernt. Sie ist Polin. Gosia war da Mädchen für alles und die einzige, die wirklich gut Englisch konnte. Ich konnte auch nur englisch, und so war die Kommunikation mit ihr gleich da. Sie gibt mir Halt, macht mich stark und ist der Grund für meine Leistung. Anfangs mussten wir unsere Liebe geheim halten, weil wir auch beruflich miteinander zu tun hatten. Irgendwann sind wir abends zusammen weg gegangen, und es war uns egal, was die Leute sagten. Bevor ich zu Haching ging, war klar, dass ich sie mitnehme.
Trainer Mihai Paduretu sagt, Sie seien für Haching so wichtig wie Franck Ribéry für den FC Bayern.
Das freut mich natürlich. Ich bin halt der, der das hier am längsten von allen macht. Mein erstes Jahr in der Ersten Liga war 1990/91 (in Schwerin, d. Red.). Anfangs habe ich wie fast alle anderen auch noch studiert. Inzwischen spiele ich seit fast 20 Jahren in der professionellen Liga.
Dabei stand Ihre Karriere 2002 vor dem Aus – wegen Herz-Rhythmus-Störungen. Sie wurden operiert.
Es war gut, das zu machen, ich habe seitdem nie mehr ein Problem damit gehabt. Das ist völlig weg. Dadurch, dass da eine Stelle im Herzen nicht so war, wie sie hätte sein sollen, ist damals einiges durcheinandergeraten. Mir hatten die Ärzte schon geraten meine Karriere zu beenden. Es gab vier Ärzte, fünf Meinungen, aber zum Glück hat man die Ursache gefunden.
In Haching hat der Trainer jedem Spieler nach dem Pokalsieg ein individelles Bild geschenkt, eine hochwertige Fotoarbeit. Jeder hat dabei von Paduretu einen Titel auf italienisch verpasst bekommen, der auf dem Bild steht. Wie lautet Ihrer?
Ich bin „Il Capitano“ (der Kapitän, d. Red.). Und Ferdinand Tille ist „Il Perfetto“ (der Perfekte, d. Red.) Die Geste zeigt, dass beim Trainer eine große Zufriedenheit und auch Stolz über die Saison da ist und er damit alle belohnen will. Es ist kein peinliches, aus Zeitungsartikeln zusammengebasteltes Bild, bei dem du „danke“ sagst und es in den Keller stellst. Sondern das war schon eine tolle Überraschung vom Trainer. Jetzt wollen wir ihm den Titel schenken.
Wie sind Ihre Pläne nach der Karriere?
Ich würde gerne Trainer werden, am liebsten hier als Co-Trainer anfangen. Aber mein Vertrag verlängert sich, und erstmal geht es ja nächstes Jahr für mich hier als Spieler weiter. Und es ist hier in Haching auch sehr schön. Außerdem hat der Verein einen großen Vorteil: Er zahlt gut und vor allem pünktlich die Gehälter, was im Volleyball keine Selbstverständlichkeit ist. Na ja (er lacht), einem Ribéry würde es wohl nicht weh tun, wenn er zwei Monate mal kein Gehalt überwiesen bekommt.
Interview: Reinhard Franke