Haas verpasst die Sensation: "Es tut verdammt weh!"

PARIS - 2:0 hatte Tommy Haas schon in Sätzen gegen Roger Federer geführt. Und doch triumphierte am Ende der Schweizer. Auch Philipp Kohlschreiber scheitert im Achtelfinale.
Er sah eigentlich schon wie der sichere Sieger aus. Doch am Ende, da blieb Tommy Haas doch nur wieder die Rolle des Tennis-Spielers der traurigen Gestalt. Der Deutsche, der den roten Sand als Belag eigentlich so gar nicht mag, hatte im Achtelfinale der French Open in Paris den großen Superstar Roger Federer (Schweiz) zwei Sätze fast vorgeführt, die Durchgänge dank einer sensationellen Vorstellung mit 7:6 und 7:5 gewonnen. Im dritten Satz, da hatte Haas bei eigener 4:3-Führung Breakball gegen Federer. Es war alles bereitet für die große Sensation.
Doch Federer wäre nicht der großartige Champion, der er ist, wenn er nicht in Situationen, in denen er mit dem Rücken zur Wand steht, noch was besonderes hervorzaubern könnte. Der 13-malige Grand-Slam-Gewinner wehrte vor den Augen seiner Ehefrau Mirka Vavrinec, die hochschwanger auf der Tribüne saß, den Breakball ab. Der Ball klatschte genau auf die Linie. Danach gewann er das Spiel und dann auch gleich noch den Satz. „Das war das erste Mal in der gesamten Partie, dass ich ein gutes Gefühl hatte. Es war der Punkt, der mich heute gerettet hat. Ich war wirklich in großer Gefahr. Ich hatte gehofft, dass dies die Wende bringt und so war es ja auch wirklich“, sagte der Eidgenosse.
Federer lobt Haas: "Großartiger Gegner"
Dann erst lief es für ihn. Den vierten Durchgang holte er mit 6:0 und schließlich beendete Federer nach 3:07 Stunden die Partie mit 6:2 in fünften Satz. Nach der Erlösung sprang der 27-Jährige in die Luft, stieß einen langen Schrei aus und schmiss sein schwarzes Stirnband in die Menge. Danach zollte er Haas, dem mit seinen 31 Jahren ältesten Spieler im Turnier, Respekt. „Tommy hat unheimlich druckvoll, unheimlich stabil gespielt. Er war ein sehr starker Gegner. Er hat mich am Anfang ganz schön unter Druck gesetzt. Aber ich habe versucht, ruhig zu bleiben. Es war ein großartiger Kampf für mich. Gegen einen wirklich großartigen Gegner“, sagte Federer, der anfangs viele unnötige und leichte Fehler machte.
Was kannst du dir für das Lob schon kaufen?“, fragte Haas später, der das beste Spiel seiner späten Karrierejahre lieferte, der ein Spiel lieferte, als habe es all die Verletzungsqualen und drei Schulteroperationen nicht gegeben. „Es ist frustrierend, wenn du so nah dran bist. Denn ich hätte im dritten Satz fast zum Matchgewinn aufgeschlagen. Das war wie ein Boxkampf und tut am Ende verdammt weh. Ich habe alles gegeben, war am Anschlag. Und am Ende stehst du mit gar nichts da, das ist ein Riesenfrust.“
"Es fehlten nur Millimeter!"
Speziell, weil eben der Breakball im dritten Satz direkt auf die Linie klatschte, und dort unerreichbar abrutschte. „Ein paar Millimeter haben nur gefehlt, dann hätte das der größte Sieg von Tommy überhaupt werden können“, befand Thomas Hogstedt, der sportliche Berater von Haas, traurig. Ein paar Millimeter fehlten nur zur großen Sensation. Der zweiten nach dem Aus von Paris-König Rafael Nadal (siehe unten). „Es war so unglaublich eng“, sagte Haas, „das ist schwer wegzustecken. Aber ich muss es akzeptieren. So ist der Sport eben.“ Wunderbar und manchmal eben auch brutal.
Ein Tommy raus, ein anderer kam weiter. Nämlich Tommy Robredo. Der schaltete den letzten Deutschen im Turnier, Philipp Kohlschreiber, aus. Der Spanier setzte sich mit 6:4, 5:7, 7:6, 6:2 durch.
Trotz der Achtelfinal-Niederlagen von Haas und Kohlschreiber, es war das beste deutsche French-Open-Ergebnis seit 13 Jahren.