Haas: Der Altmeister am Aumeister

Tommy Haas, mittlerweile 34 Jahre alt, ist dank einer Wildcard ein weiteres Mal der Lokalmatador bei den BMW Open. Turnierdirektor Kühnen lobt ihn
von  Thomas Becker

Tommy Haas, mittlerweile 34 Jahre alt, ist dank einer Wildcard ein weiteres Mal der Lokalmatador bei den BMW Open. Turnierdirektor Kühnen lobt ihn: „Er will unbedingt noch einmal angreifen”

München - Am 13. Mai ist es zehn Jahre her. Tommy Haas war fast am Ziel, fast ganz oben: die Nummer zwei der Tennis-Welt. Hinter Lleyton Hewitt, aber vor einem gewissen Andre Agassi, zehn Plätze vor Pete Sampras, 13 Plätze vor einem jungen Schweizer namens Roger Federer. Eine Ewigkeit später sind Sampras und Agassi längst in Rente, Haas aber steht immer noch auf dem Platz, gelistet als 135. der ATP-Weltrangliste. Und als eine der Hauptattraktionen der am Wochenende beginnenden BMW Open beim MTTC Iphitos.

Dass das Turnier für Haas erst mit der Hauptrunde am Montag beginnt und nicht schon am Samstag mit der Qualifikation verdankt er Patrik Kühnen, dem Turnierdirektor. „Tommy will unbedingt noch einmal angreifen. Diese Chance möchte ich ihm geben”, sagte Kühnen, „aufgrund seiner Karriere und der vielen Jahre, die er sehr erfolgreich für Deutschland gespielt hat, hat er sich eine Wildcard verdient. Aber das Teilnehmerfeld ist enorm stark: Es wird sehr schwer für ihn werden.”

In der Tat warten die mit 450000 Euro dotierten BMW Open mit einem der besten Teilnehmerfelder seit Jahren auf. An Nummer eins gesetzt ist der Franzose Jo-Wilfried Tsonga, Nummer fünf der Weltrangliste. Als weitere Spitzenspieler haben der Spanier Feliciano Lopez (16.) und der Kroate Marin Cilic (23.) zugesagt. Für das Hauptfeld qualifiziert ist der Augsburger Philipp Kohlschreiber; weitere Wildcards erhielten Philipp Petzschner (Bayreuth) und Daniel Brands (Deggendorf). Am Samstag um 15 Uhr lost ein alter Bekannter die Paarungen aus: Niki Pilic, der ehemalige Davis-Cup-Kapitän, der früher 13 Jahre lang Turnierdirektor am Aumeister war.

Tommy Haas wird auf Pilics Händchen hoffen. Im Vorjahr gab er hier sein Comeback - nach 15 Monaten Verletzungspause, mehr als eine Ewigkeit. Seitdem rollt er die Rangliste langsam aber sicher von hinten auf, ist bei den großen Turnieren aber oft auf Wildcards angewiesen. Auf der großen Bühne der Australian Open hatte er heuer einen starken Auftritt gegen Rafael Nadal, verlor in drei recht engen Sätzen. Ein paar Nummern kleiner ging es vor zwei Wochen in Houston zu, als er in der Qualifikation gegen einen Amerikaner namens Chris Wettengel (Weltranglistenplatz 721) gewann und dann gegen den Japaner Go Soeda abschenken musste: das Knie. Die Verletzungen werden einfach nicht weniger.

Mit 34 hat Haas nun fast 750 ATP-Einzel-Matches auf dem Buckel – wie viele noch dazu kommen, vermag er nicht zu sagen. Mehr als zehn Millionen Dollar Preisgeld hat er in seiner Karriere verdient, doch ihn treibt nicht der Mammon, sondern der Wettkampfkitzel, die Atmosphäre auf dem Court. All das will der Altmeister so lange genießen, wie es ihm sein Körper erlaubt. In München am liebsten die ganze nächste Woche lang. 

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