Großer Tag für deutsches Damen-Tennis
Zwei Turniersiege an einem Tag und eine neue Nummer eins: Auch ohne eine Teilnehmerin an den WTA Finals hat das deutsche Damen-Tennis ein spektakuläres Wochenende erlebt. Für Julia Görges gibt es mehrere extra Belohnungen, Carina Witthöft darf am Saisonende feiern.
Moskau/Luxemburg - Zwei Turniersiege binnen dreieinhalb Stunden: Julia Görges und Carina Witthöft haben dem deutschen Damen-Tennis am Ende einer durchwachsenen Saison noch einen goldenen Oktober-Tag beschert. Görges konnte in Moskau nach ihrem ersten Titel seit sechseinhalb Jahren die Tränen der Freude nicht zurückhalten, Witthöft schien wenig später in Luxemburg ihren bisher größten Triumph nicht fassen zu können. "Die haben unglaubliches Tennis gespielt", stellte die deutsche Damen-Tennis-Chefin Barbara Rittner erfreut fest.
Dass die WTA Finals der besten acht Spielerinnen in Singapur vor allem wegen der Krise von Angelique Kerber am Sonntag ohne deutsche Beteiligung begannen, rückte durch den außergewöhnlichen Doppel-Erfolg in den Hintergrund. Kerber wird nach 284 Wochen nun sogar nur noch die deutsche Nummer zwei hinter Görges, die in der neuen Weltrangliste als 20. einen Platz vor Kerber stehen wird. "Die Qualität ist nach wie vor ungebrochen da", betonte Rittner und bescheinigte Görges eine Traumsaison. Die langjährige Bundestrainerin und Fed-Cup-Teamchefin hatte während der Woche in Luxemburg zugeschaut.
Sechs Finals in Serie verloren
In Moskau bekam Görges nach dem 6:1, 6:2 über die Russin Darja Kassatkina im Endspiel des Kreml-Cups schon unmittelbar nach dem Matchball feuchte Augen. "Ich habe so hart für diesen Augenblick hier gearbeitet, ich bin jetzt so glücklich und so emotional", erklärte die 28-Jährige, die lange auf ihren dritten WTA-Titel warten musste und seit dem Erfolg 2011 in Stuttgart sechs Finals in Serie verlor, davon allein drei in diesem Jahr.
Diese Negativserie riss nun endlich, auch weil die Bad Oldesloerin Görges mit der Verlegung ihres Lebensmittelpunktes nach Regensburg einen Neuanfang gewagt hat. Ihr Physiotherapeut Florian Zitzelsberger weinte in Moskau auf der Tribüne, beide lagen sich in den Armen. Als Siegprämie gab es stattliche 147 500 Dollar.
Die einstige Nummer 15 der Welt kehrt nun in die Top 20 zurück und qualifizierte sich für die WTA Elite Trophy im chinesischen Zhuhai - die B-WM am Ende der Saison, wo es für die zwölf Teilnehmerinnen ab dem 31. Oktober immerhin um fast 2,3 Millionen Dollar geht.
Witthöft kommt immerhin den besten 50 nahe, nachdem sie im Endspiel von Luxemburg beim 6:3, 7:5 gegen Monica Puig aus Puerto Rico vor allem am Schluss die Nerven gegen die Olympiasiegerin behielt und sich zur dritten deutschen Siegerin nach Anke Huber und Annika Beck kürte. Puig hatte in der ersten Runde Angelique Kerber geschlagen. Zu Tränen war vor allem Witthöfts Mutter und Trainerin gerührt, als die 22-jährige Hamburgerin bei der Siegerehrung mit immer noch leicht ungläubigem Gesichtsausdruck sagte: "Danke, dass Du immer an mich geglaubt hast." Rittner wertete den Erfolg mit der Feststellung auf, dass das mit rund 227 000 Dollar dotierte Turnier im Herzogtum auch nicht gerade schlecht besetzt gewesen sei.
Wendejahr für Kerber?
Zwar waren dort wie Kerber auch die langjährigen deutschen Damen-Tennis-Stützen Andrea Petkovic und Sabine Lisicki früh gescheitert, aber Rittner hofft, dass 2018 ein Wendejahr für Kerber wird. Auch bei Petkovic und Lisicki habe die Leidenschaft überhaupt nicht gelitten. "Wir haben sehr wohl eine schlagfähige Truppe", sagte Rittner. Görges und Witthöft lieferten dafür die besten Beweise.
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